• 06.05.2017 23:15

  • von Maria Reyer & David Emmett

KTM feiert bestes Quali-Ergebnis: "Einfach unglaublich!"

Pol Espargaro strahlt nach Platz 15 im Jerez-Qualifying, Bradley Smith ist ebenso glücklich über Platz 16 - Fortschritt eine Kombination aus neuem Motor & Erfahrung

(Motorsport-Total.com) - KTM darf schon am Samstag in Jerez jubeln: Mit den Plätzen 15 und 16 holt die Mannschaft aus Österreich das bisher beste Ergebnis in der Zeitenjagd. Pol Espargaro und Bradley Smith fehlen nur rund eine Sekunde auf die Pole von Dani Pedrosa. Der Spanier ist überglücklich und träumt schon von weiteren großen Entwicklungsschritten. Smith kann mit seinem Teamkollegen mithalten und ist froh, dass er als Fahrer seinen Speed nicht verloren hat.

Titel-Bild zur News: Bradley Smith

KTM nimmt in Jerez Fahrt auf: P15 und P16 für Espargaro & Smith Zoom

"Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass wir so knapp hinter Folger und Lorenzo sind. Uns fehlen knapp vier Zehntel auf die Werksducati und das ist erst unser viertes Rennen", strahlt Espargaro übers ganze Gesicht. Er konnte zwar den Einzug in das Q2 knapp nicht schaffen, dennoch markiert er mit einer 1:39.282 Minuten ein starkes Lebenszeichen von KTM. Auf Jorge Lorenzos Zeit im Q2 fehlen ihm nur vier Zehntelsekunden, auf seinen Tech-3-Nachfolger Jonas Folger gar nur zwei Zehntelsekunden.

"Wir können nicht mehr erwarten, ich bin wirklich glücklich mit dem Ergebnis. Bradley hat auch einen wirklich guten Job gemacht. Wir waren Neunter im vierten Training, das ist für mich die wichtigste Session für das Rennen. Vielleicht ist Platz neun nicht unsere Position, aber wir sehen zumindest gut aus für das Rennen. Wir haben eine klare Idee von den Reifen, das Bike funktioniert wirklich gut", bekräftigt der Moto2-Champion.

Motor hat gesamtes Paket "um eine Sekunde nach vor gespült"

Espargaro sorgte bereits am Freitag für Euphorie in der KTM-Garage, als er es im zweiten Training in die Top 10 schaffte. Am Samstag folgte Platz neun im vierten Training - und das auf elf Runden alten Reifen. Bei seiner schnellen Rundenzeit bekam er aber doch etwas Hilfe von außen: "Ich bin die Rundenzeit hinter Vale gefahren. Wäre ich alleine gewesen, wären vielleicht drei oder vier Zehntel dazugekommen", gibt Espargaro zu.

Trotzdem ist seine Freude ungebrochen: "Vor ein paar Tagen und am vergangenen Rennwochenende konnten wir davon nur träumen. Es ist einfach toll, wo wir jetzt stehen nach nur vier Rennen und nachdem, wo wir im vergangenen Rennen gelandet sind. Es ist einfach unglaublich." Für die plötzliche Formsteigerung bei KTM sind mehrere Faktoren ausschlaggebend: Zum einen entwickelte man in Rekordzeit einen Big-Bang-Motor und verabschiedete sich so vom Screamer-Konzept. In Jerez kam dieser neue Motor zum ersten Mal zum Einsatz.

KTM-Motorsportchef Pit Beirer erklärt im Interview mit 'ServusTV': "Wir haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und die Jungs haben einen fantastischen Job gemacht. Ich möchte mich beim ganzen Team und vor allem bei den Motorenjungs bedanken. Wir mussten noch extra Arbeit verrichten, um das hier zu schaffen, aber es hat sich gelohnt." Denn eigentlich sollte der Big-Bang-Antrieb erst im August zum Einsatz kommen. "Das wollten die Fahrer und wir konnten es sehr schnell an die Strecke bringen. Das hat das Paket um eine Sekunden nach vorne gespült. Von hier weg können wir das Motorrad nun ganz anders abstimmen. Jetzt geht das Fahren erst richtig los."


Fotos: KTM, MotoGP in Jerez


Espargaro: "Wenn wir so einen Schritt auch beim Chassis schaffen..."

Man habe sich mit dieser Änderung an die anderen Topteams noch weiter angepasst, so der Österreicher. "Dieser Schritt war sicher notwendig. Es war aber nicht von langer Hand geplant, deswegen mussten wir sehr schnell reagieren. Mit einer brutalen Gangart konnten wir das abkürzen und hier heute damit fahren, das war ein Risiko. Wir wussten nicht, ob es funktioniert, weil es ein bisschen ein Kaltstart war, mit dem Motor ins Rennen zu gehen. Manchmal wird das Risiko aber belohnt", freut er sich.

Die Fahrer sind jedenfalls begeistert: "Wenn sie hinter einem Spitzenfahrer drei Kurven herfahren, bleiben sie einfach dran. Es reißt nicht sofort ab beim Beschleunigen, wo der Fahrer nichts anders machen kann." Für KTM ist der Europa-Auftakt ein "Neuanfang", weil man jetzt auf höherem Niveau mitspielen werde. Espargaro bestätigt Beirers Aussagen: "In den vergangenen Rennen hat uns eine Sekunde auf den Vordermann gefehlt, wir waren mit Abstand die Letzten. Hier fehlt uns nur eine Sekunde auf die Spitze. Wir sind viel näher dran."

Pit Beirer

KTM-Motorsportchef Pit Beirer ist "sehr glücklich": "Neuanfang" beginnt in Jerez Zoom

Nur der verfehlte Q2-Einzug ärgert ihn ein wenig. Die Freude überwiegt dennoch, denn der neue Motor lässt eine deutlich sanftere Beschleunigung zu: "Jetzt funktioniert es viel besser, weil der Motor die Power sanfter auf den Reifen überträgt. Es wackelt nicht wie verrückt, alles fühlt sich geschmeidiger an. Uns fehlt noch etwas in den Kurven, aber wir können mithalten. Wenn wir den selben Schritt auch beim Chassis schaffen, dann wird es super", träumt Espargaro schon vom nächsten Entwicklungsschritt.

Espargaro schwärmt: "Hatte auf der KTM besten Start aller Zeiten"

Teamkollege Bradley Smith, der am Freitag noch deutlich hinter Espargaros Zeiten geblieben ist, konnte am Samstag aufschließen. Der Brite nennt nicht nur den Motor als Erfolgsfaktor: "Es ist eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Austin war sehr schwierig für uns. Wir haben sehr viel über die Grundabstimmung aus diesem harten Wochenende gelernt. Außerdem ist Mika (Kallio, KTM-Testpilot; Anm. d. Red.) auf dieser Strecke in Jerez sechs Tage gefahren, wir haben hier im November drei Tage getestet." KTM kam also mit deutlich mehr Vorwissen zum Rennwochenende als bei den vorherigen Rennen.

"Unser Freitag war wie der Sonntag in Argentinien. Das ist ein Hauptgrund. Wir wussten bereits, was wir tun mussten. Der Motor hilft uns, konstanter zu sein und uns auf die Entwicklung des Chassis zu konzentrieren", fügt er außerdem hinzu. Allerdings gibt es auch nach wie vor Baustellen bei der RC16: "Wir hatten nicht das beste Gefühl auf dem Reifen", erklärt Espargaro. "Wir haben einen Fehler gemacht, weil wir eigentlich den harten Reifen im Qualifying verwenden hätten sollen. Meine Vorderachse war zu instabil, der Medium war zu schwach. Aber wir wussten nicht, was wir machen konnten." Diesen neuen Erfahrungsschatz nimmt er mit für das nächste Mal.


MotoGP in Jerez

Ein weiterer Aspekt hat den 25-Jährigen begeistert: "Gestern hatte ich den besten Start, den ich jemals auf einem Bike hatte", strahlt er und fügt hinzu: "So schnell! Viel schneller als auf der Yamaha. Daher bin ich schon gespannt, was wir im Rennen schaffen." KTM hofft auf weitere Punkte nach den drei Zählern in Argentinien.