• 05.08.2017 18:07

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Jorge Lorenzo mit weniger Topspeed, aber mehr Vertrauen

Mit der neuen Aero-Verkleidung fühlt sich Ducati-Pilot Jorge Lorenzo so wohl, dass er damit auch im Regen fahren will - Teamkollege Andrea Dovizioso wartet noch ab

(Motorsport-Total.com) - Für Ducati reichte es nach einem erfolgreichen ersten Trainingstag am Samstag in Brünn zwar nicht zur ersten Startreihe. Doch im Qualifying (kompletter Bericht hier) konnten sich Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo mit den Plätzen vier und sechs gute Ausgangspositionen für den Großen Preis von Tschechien am Sonntag schaffen. Von den Stürzen, die viele Piloten im dritten Freien Training am Morgen ereilten, blieben beide glücklicherweise verschont.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo ist Fan der neuen Verkleidung und lobt das Kurvenverhalten Zoom

"Der Grip am Hinterrad war ein Problem. Der Hinterreifen baut schon nach zwei Runden stark ab. Es ist nicht einfach, die Rutscher und die Traktion zu kontrollieren. Nach 15 Runden geht die Traktion noch einmal weiter nach unten", erklärt Dovizioso die zahlreichen Ausritte. Und auch Lorenzo merkt an: "Die Strecke hat in diesem Jahr weniger Grip. Und es gibt wie in jedem Jahr viele Bodenwellen. Eine Neuasphaltierung wäre nötig."

Dennoch kamen die Ducati-Piloten unbeschadet durch den Samstag und arbeiteten neben dem Qualifying auch an ihrer Rennpace. Dovizioso zieht ein positives Fazit: Ich bin glücklich mit dem heutigen Tag und dem Wochenende. Wir haben gut gearbeitet und hatten einen starken Speed. Im Qualifying ist mir eine gute Rundenzeit gelungen, es war keine perfekte Runde, aber dennoch gut. Die vierte Startposition ist wirklich gut."

Dovizioso: Gefühl im Trockenen und im Regen gut

Im Renntrimm rechnet sich der Italiener gute Chancen aus. Auf gebrauchten Reifen vom Morgen sei er im vierten Freien Training schnell unterwegs gewesen. "Ich kann keinen Vergleich anstellen, denn der schnellste Konkurrenz (Honda; Anm. d. R.) verfolgte eine andere Strategie und fuhr mit neuen Reifen, um hard und medium zu vergleichen. Aber ich denke, wir sind in der Spitzengruppe", zeigt sich Dovizioso optimistisch.

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso sieht sich am Sonntag in der Spitzengruppe mitkämpfen Zoom

Dort stellt er sich auf einen engen Kampf ein. Denn fünf oder sechs Fahrer seien mit ähnlicher Pace unterwegs, deshalb könne alles passieren. Zudem soll es morgen kühler werden. "Das wird sich auf das Motorrad auswirken. Aber ich bin sowohl im Trockenen als auch im Nassen zuversichtlich", sagt der Ducati-Pilot, der anders als Teamkollege Lorenzo die neue Aero-Verkleidung bisher noch nicht testete - und dies auf Montag verschiebt.

Denn Dovizioso weiß, dass der Test neuer Teile an einem Rennwochenende auch immer ein gewisses Risiko birgt. Und das wollte er in seiner Position nicht eingehen: "Wir sind in einer guten Position, wir kämpfen um die Weltmeisterschaft. Deshalb haben wir uns gegen das Risiko entschieden. Wir konzentrieren uns auf einen anderen Bereich. Und ich denke, das ist die richtige Entscheidung. Glücklicherweise haben wir am Montag einen Testtag."

Neue Aero-Verkleidung kostet 7 km/h auf der Geraden

Lorenzo hingegen fuhr nach seinem ersten Testlauf im zweiten Freien Training am Freitag auch am Samstag wieder mit der Winglet-Verkleidung. "Ich habe es vorgezogen, mit dieser Verkleidung zu fahren, weil sie mir in den meisten Kurven mehr Stabilität auf dem Vorderrad gibt", erklärt der Spanier. Zwar verliere er damit im Vergleich zu Dovizioso auf der Geraden, und zwar etwa sieben Kilometer pro Stunde an Topspeed, wie er vorrechnet.

"Im fünften Gang beginnen wir bereits, Zeit zu verlieren. Im sechsten Gang verlieren wir klar im Vergleich zur Standard-Verkleidung. Aber in anderen Bereichen sind wir dafür schneller, etwa im zweiten, dritten, vierten Gang bei der Beschleunigung. So gleicht es sich am Ende aus", weiß Lorenzo. Für ihn hat sich der Einsatz schon jetzt gelohnt. Der Spanier wirkt mit der Verkleidung auf der Ducati deutlich selbstbewusster und schneller.


MotoGP in Brünn

Lorenzo führt das auf mehrere Faktoren zurück: "Brünn war immer eine gute Strecke für mich. Ich mache hier Fortschritte beim Bremsen, sodass ich am Hinterrad etwas mehr slide. Das tat ich bisher nur, wenn ich mich wirklich wohlfühlte wie in Jerez und Montmelo. Hier gelingt mir das an vielen Bremspunkten, was ein gutes Zeichen ist. Hinzu kommt mehr Gefühl für die Front in den meisten Kurven. Daraus ergibt sich die bessere Pace."

Lorenzo will Verkleidung auch bei Regen-Rennen nutzen

Selbst vor einem möglichen Regenrennen graut ihm in Brünn nicht. Im ersten Freien Training wurde am Freitag auf nasser Strecke Dritter. "Das war selten der Fall, aber ich bin optimistisch, was möglichen Regen angeht", gibt Lorenzo zu, "auch wenn ich ein trockenes Rennen bevorzugen würde, weil das Risiko, einen Fehler zu machen und zu stürzen dann kleiner ist. Doch gestern fühlte ich mich sicher, schnell und konstant im Regen."

Deshalb sieht er sich auch im Falle von Regen gut vorbereitet. Wahrscheinlich werde auch dann die neue Aero-Verkleidung nutzen, mutmaßt der Ducati-Fahrer: "Dann würde ich natürlich gerne ein Regen-Warm-up haben, um es auszutesten. Aber selbst wenn das nicht so sein sollte, werden wir wohl die neue Verkleidung nutzen." Auch Danilo Petrucci fuhr am Samstag eine Variante der neuen Verkleidung, allerdings nur im dritten Freien Training.