Jarvis: Yamaha-Leasing besser als Honda-Kauf

Der Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis spricht über das für 2014 geplante Kundenprogramm und erklärt die Vorteile der M1-Leasing-Motoren

(Motorsport-Total.com) - Vor etwa einem Monat bestätigte Yamaha die Pläne für 2014: Maximal vier Fahrer können mit Leasing-Motoren ausgerüstet werden. Im Rahmen des Jerez-Rennens wurden weitere Details bekannt. Für etwa 800.000 Euro können interessierte Teams die Yamaha-Motoren leasen. Auf den ersten Blick wirkt das Angebot weniger reizvoll als das von Konkurrent Honda. Wer weitere 200.000 Euro drauflegt, erhält ein komplettes Motorrad und kann dieses auch behalten.

Titel-Bild zur News: Lin Jarvis

Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis ist von den Plänen für 2014 bis 2016 überzeugt Zoom

Doch beim genaueren Hinsehen offenbaren sich Unterschiede: Honda rüstet für die Kunden-Motorräder alle Spitzentechnologien der RC213V ab. So werden die Production-Racer weder über die komplexen Getriebe der Prototypen noch über die pneumatische Ventilsteuerung verfügen. Yamaha hingegen möchte seinen Kunden reines Werksmaterial bieten und entschied sich deshalb für ein Leasing-Angebot.

Yamaha steht hinter dem Leasing-Modell

Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis ist von der Idee überzeugt und nennt die Vorzüge des Yamaha-Motors: "Er wird pneumatische Ventile haben und unterm Strich eine richtige Werks-Spezifikation sein", bemerkt er im Gespräch mit 'Motor Cycle News' und schielt in Richtung Honda: "Das ist etwas, dass ich bei anderen Herstellern bezweifle. Deswegen haben wir uns für ein Leasing- und nicht für ein Kauf-Projekt entschieden. Wir werden Spitzentechnologien einsetzen."

Während die Honda-Production-Racer von den jeweiligen Teams gewartet werden, wird dies bei Yamaha nicht der Fall sein: "Wir können und wollen nicht, dass Technologien in die Hände Dritter gelangen. Deswegen bleiben die Motoren geschlossen. Alle Wartungsarbeiten werden von uns durchgeführt", betont Jarvis, der in Jerez mit interessierten Teams Gespräche führte. Yamaha strebt Zusammenarbeiten mit Teams an und möchte nicht direkt mit einem Chassis-Hersteller arbeiten. Dieser soll vom jeweiligen Team ausgewählt werden.

"Ich denke, dass das Yamaha-Paket das konkurrenzfähigste aller neuen Optionen sein wird", ist sich Jarvis sicher. Noch ist nicht zu 100 Prozent klar, wie sich die Werksteams in Sachen Einheits-Software entscheiden. Ab 2014 dürfen nur noch 20 Liter Kraftstoff verwendet werden. Teams, die mit der Einheits-Software fahren, dürfen vier Liter mehr verbrauchen. Die Kunden-Motoren werden auf jeden Fall mit der Einheits-Elektronik fahren.

Angebot beinhaltet lediglich fünf Motoren

Zwölf Motoren wären in einer Saison möglich. Yamahas Angebot umfasst allerdings nur fünf Aggregate. Jarvis ist überzeugt, dass die Teams damit hinkommen werden. Sollte ein Team durch einen Motorplatzer oder einen Unfall einen Schaden erleiden, so muss man die extra benötigten Teile zusätzlich bezahlen. Wie schnell sich ein M1-Motor in Rauch auflöst, konnte man 2012 in Assen beim Sturz von Jorge Lorenzo sehen. Teamkollege Ben Spies erlitt in Indianapolis ebenfalls einen Motorschaden. Bei technischen Fehlern übernimmt Yamaha allerdings die Kosten.

Jorge Lorenzo

Die Leasing-Motoren sollen den Werks-Motoren in nichts nachstehen Zoom

Einen Zeitplan hat Jarvis auch schon im Kopf: "Ein Chassis-Hersteller benötigt mindestens vier Monate, um ein Chassis für einen Motor zu bauen", überlegt der Yamaha-Rennleiter. "Wir werden mit diesem Leasing-Motor und der Einheits-ECU mit EInheits-Software bald Tests durchführen und sollten Mitte der Saison fertig sein." Damit wären die ersten Motorräder zum Valencia-Test nach dem abschließenden Rennen der Saison fertig.

Bis zum Sommer braucht Yamaha Klarheit über die Nachfrage: "Bis dahin müssen wir wissen, wie viele Motoren produziert werden müssen und welche Teams mit welchem Chassis damit arbeiten", bemerkt Jarvis. Dass Yamaha zum Leasing-Motor einen Kunden-Rahmen baut, kann er bereits ausschließen. "Das ist keine Option", stellt er klar. "Wenn wir das machen sollten, dann würden wir mehr oder weniger eine weitere Tech-3-Maschine liefern."

"Wir werden bei den Motoren bleiben und die Einheiten, die wir machen, werden die volle technische Datenerfassung und Unterstützung bekommen", schildert er. Um den Motor so anpassungsfreudig wie möglich zu gestalten, überlässt Yamaha die Airbox, den Auspuff, den Kühler und Ölkühler dem jeweiligen Team. Dass im Hauptquartier in Italien und bei den Rennen mehr Fachkräfte benötigt werden, ist klar. Ab 2014 wird Yamaha elf anstatt zehn Mitarbeiter zu den Rennen schicken. Wie viele neue Mitarbeiter im Werk eingestellt werden, ist momentan noch nicht klar.