Honda vs. Yamaha: Warum die RC213V einen Tick besser war

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto analysiert die Stärken und Schwächen der beiden besten MotoGP-Maschinen der abgelaufenen Saison

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren waren Honda und Yamaha in der MotoGP führend. Der bisher letzte Sieg eines anderen Herstellers liegt bereits mehr als vier Jahre zurück. Doch obwohl die Honda RC213V und die Yamaha M1 beinahe gleichauf sind, unterscheiden sich die Motorräder grundlegend. Da Honda und Yamaha auf unterschiedliche Konzepte setzen, hat jedes Motorrad seine eigenen Stärken und Schwächen.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Valentino Rossi, Daniel Pedrosa

Die Honda RC213V war in der Saison 2014 das stärkste Motorrad im Feld Zoom

Die Honda RC213V war in der abgelaufenen Saison das bessere Motorrad. 14 Siege bei 18 Rennen sprechen eine eindeutige Sprache, auch wenn Weltmeister Marc Marquez an der Erfolgsstory einen wesentlichen Anteil hat. Zu Saisonbeginn war der technische Vorsprung groß. Gegen Ende der Saison holte Yamaha auf. Besonders die Fortschritte bei der Bremsstabilität konnten den Rückstand auf Honda verkleinern.

Yamahas Stärke sind nach wie vor die extrem hohen Kurvengeschwindigkeiten. Der Reihenvierzylindermotor mit rückwärts drehenden Kurbelwelle beschert der M1 ihr beeindruckendes Handling. Honda versuchte im Winter 2013/2014 die Kurvengeschwindigkeiten der RC213V zu verbessern, musste aber bereits bei den Sepang-Tests im Februar 2014 gestehen, dieses Ziel verfehlt zu haben.

Doch das Konzept von Yamaha sorgt auch für Nachteile: Durch die Breite des Reihenmotors baut das Motorrad nicht so schmal wie die Honda, die eine bessere Aerodynamik und somit höhere Topspeeds ermöglicht. Zudem mobilisiert der V4-Motor der Honda etwas mehr Spitzenleistung, ist effizienter und haltbarer als das Yamaha-Aggregat. Im Zusammenspiel mit der beeindruckenden HRC-Elektronik ergibt sich ein schwer zu schlagendes Paket, an dem sich die Yamaha-Piloten in der Saison 2014 oft die Zähne ausbissen.


Fotostrecke: Die besten Momente von Valentino Rossi 2014

Bei Honda ist man aber gewarnt. Gegen Ende der Saison konnten Valentino Rossi und Jorge Lorenzo den Druck erhöhen: "Die Yamaha kann höhere Kurvengeschwindigkeiten fahren. Zudem können die Yamaha-Piloten am Kurvenausgang viel eher das Gas öffnen. Doch die Bremsstabilität ist unsere große Stärke. Zudem kann man mit unserem Motorrad in langsamen Kurven schneller die Richtung wechseln", analysiert HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto im Gespräch mit 'MCN'.

Valentino Rossi

Die Bremsstabilität war zu Saisonbeginn das größte Manko der Yamaha M1 Zoom

Der Japaner ist überzeugt, dass in der Saison 2014 das Fahrverhalten mit gebrauchten Reifen der Schlüssel zum Erfolg war. Gegen Ende der Rennen hatte Marquez weniger Probleme als die Yamaha-Piloten: "Wenn die Reifen nachlassen, fällt es mit unserer Maschine leichter, das Tempo zu halten, weil wir keine besonders hohen Kurvengeschwindigkeiten fahren", erklärt Nakamoto.

"Yamaha büßt gegen Rennende etwas Zeit ein, weil deren Motorrad die Reifenflanke stärker beansprucht. In den meisten Rennen setzte sich Marc gegen Ende durch", bemerkt Nakamoto rückblickend. Ein Blick in die Statistik bestätigt die Eindrücke des Honda-Verantwortlichen: Die beiden Yamaha-Werkspiloten kamen in der Saison 2014 auf beinahe genau so viele Führungsrunden wie Marquez, obwohl der Honda-Pilot unterm Strich mit 13:4 Siegen deutlich erfolgreicher war.