"Daumen hoch": Lobeshymne auf neuen Sachsenring-Asphalt

Die MotoGP-Piloten sind zufrieden mit dem neuen Streckenbelag auf dem Sachsenring: Flach und konstant viel Grip, vor allem im Regen

(Motorsport-Total.com) - Seit 1998 fährt die MotoGP den Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring. Der neu gebaute Ring war eigentlich nur 3,5 Kilometer lang mit einer kurzen Passage des alten Straßenkurses, 2001 und 2003 wurden jedoch Modifikationen angebracht. Seither besteht die Strecke aus den 3,671 Kilometern mit drei Rechts- und zehn Linkskurven. Für das Rennen am Sonntag wurde das gesamte Asphaltband erneuert. Michelin kommt daher mit keinerlei Erfahrung an die Strecke. Dennoch ernteten sowohl der Reifenhersteller als auch die Streckenbetreiber viel Lob von den Piloten. Diese sind mit der Modernisierung zufrieden.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Die Piloten sind sehr zufrieden mit dem neuen Asphalt auf dem Sachsenring Zoom

"Aus meiner Sicht ist der neue Asphalt sehr gut", bekräftigt Valentino Rossi am Rande der Freitagstrainings. "Sie haben einen tollen Job gemacht. Die Bodenwellen sind besser geworden. Und der Belag hat mehr Grip. Die Reifen arbeiten recht gut, auch noch nach ein paar Runden", ist er erfreut. Kollege Maverick Vinales kann seinem Teamkollegen voll und ganz zustimmen: "Es gibt keine Bodenwellen und der Grip ist besser, auch auf nasser Strecke." Der Unterschied zwischen der Bestzeit am Vormittag im Trockenen (1:21.599 Minuten von Andrea Dovizioso) und jener am Nachmittag im Regen (1:28.115 Minuten von Hector Barbera) betrug nur rund sechseinhalb Sekunden.

"Bei nassen Bedingungen war der Grip deutlich besser als noch im Vorjahr. Wir sind fast vier Sekunden pro Runde schneller gefahren", bestätigt Sachsenring-Spezialist Marc Marquez. "Die Reifen habe sich aber auch etwas verbessert, speziell der Vorderreifen. Im Nassen war mein Gefühl gut, das hat gepasst. Im Trockenen war es etwas anders. Der Grip stimmt, die Reifen bauen aber sehr schnell ab." Die richtige Reifenauswahl werde demnach wieder einmal essenziell sein.

Flach, schnell trocken, viel Grip: Dovizioso schwärmt von "Traum"

Tagessieger Andrea Dovizioso freute sich extrem über den neuen Belag auf der Rennstrecke. "Jedes Mal wenn wir an eine Strecke kommen, die neu asphaltiert wurde, ist das für jeden Fahrer ein Traum. Die Strecke ist total flach. Du kannst mit dem Bike mehr spielen und verschiedene Linien ausprobieren, weil du nicht auf Bodenwellen aufpassen musst." Der Grip sei gut, speziell im Nassen, bestätigt er die Aussagen seiner Kollegen. Garagennachbar Jorge Lorenzo war ebenso angetan: "Jeder ist glücklich über den neuen Asphalt. Die Strecke trocknet sehr schnell auf, was ein gutes Zeichen ist", bemerkt er.

Die Tech-3-Rookies Jonas Folger und Johann Zarco sind ebenfalls begeistert. Der Deutsche erklärt: "Die Grip-Verhältnisse sind sowohl im Trockenen als auch im Regen gut, sowie auch der Belag in den Bremszonen sehr eben ist. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren haben sich die Streckenverhältnisse deutlich gebessert." Er geht sogar noch weiter: "Im Nassen ist der Grip sogar unbeschreiblich - ich denke, ich bin im Regen noch nie bei derart viel Grip gefahren wie hier."

"Barbera war nur sechs Sekunden langsamer als im Trockenen. Das zeigt, wie gut der Grip ist", wendet Zarco ein. "Es ist schwierig für mich, dieses Griplevel zu verstehen. Man weiß nicht, wie viel man pushen kann." Das erlebte der Franzose im zweiten Training, als er in Kurve 4 ins Kiesbett abflog. "Das kann im Regen schon mal passieren. Ich konnte mit dem zweiten Bike weiterfahren und das Vertrauen weiter aufbauen. Es war okay und sehr interessant."

Cal Crutchlow, der im Regen guter Sechster wurde, ist ebenso voll des Lobes: "Wir hatten wirklich guten Grip. Es ist sehr komisch, weil es aussieht, als wäre ein Flüssigkeitsfilm auf dem Belag. Dabei ist er einfach neu", schildert der Brite. "Du hast so viel Grip. Das Problem ist das stehende Wasser auf der Start-Ziel-Geraden", merkt er jedoch kritisch an. In den Kurven sei das kein Problem. "Wenn es regnet, braucht es nicht sehr lange, um wieder aufzutrocknen", fügt KTM-Pilot Pol Espargaro hinzu, der den starken zwölften Platz herausfuhr. "Normalerweise müssen wir die Strecke am Vormittag erst säubern, doch wir hatten von Beginn an guten Grip. Es ist flüssig und flach, sehr gut."

KTM-Teamkollege Bradley Smith bestätigt die konstant guten Verhältnisse. Er merkt jedoch an: "Der schwierigste Teil war eigentlich, dich davon zu überzeugen, dass du tatsächlich härter pushen kannst im Regen." Ähnlich erging es Suzuki-Rookie Alex Rins: "Bei trockenen Bedingungen war der Grip okay, im Nassen war es unglaublich. Es war mehr, als ich erwartet hatte. Du hattest viel mehr Grip als auf allen anderen Strecken. Ich bin rausgefahren und alle haben mich überholt. Da wusste ich, dass ich noch nicht am Limit war."


Fotos: MotoGP am Sachsenring


Wie auch Smith tendiert der Spanier eher zu den härteren Mischungen, er berichtet wie schon Marquez von starkem Verschleiß auf dem Soft. Der Medium scheint den Piloten besser zu liegen. Aprilia-Fahrer Aleix Espargaro sieht darin jedoch weniger ein Problem: "Die Strecke hat keine Bodenwelle, der Grip ist super hoch und der Verschleiß niedrig." Kleine Anmerkung am Rande: "Typisch deutsch eben, sie haben einen tollen Job gemacht", lacht der Spanier. Teamkollege Sam Lowes berichtet hingegen ebenso von starkem Abrieb, besonders auf der linken Flanke. Dennoch stimmt er in die Lobeshymne mit ein: "Ich würde dennoch 'Daumen hoch' zeigen für die Maßnahme."