Crutchlow über Iannone bei Suzuki: "Er vergeudet sein Talent"

Andrea Iannone leidet seit dem Weggang von Ducati, doch trotz der enttäuschenden Ergebnisse möchte Suzuki auch in der kommenden Saison am Italiener festhalten

(Motorsport-Total.com) - Magere 28 WM-Punkte sammelte Suzuki-Werkspilot Andrea Iannone in der ersten Hälfte der Saison 2017. Damit geht der MotoGP-Laufsieger als WM-16. in die Sommerpause. Von den Leistungen von Vorgänger Maverick Vinales ist Iannone bei Suzuki meilenweit entfernt. Zahlreiche Stürze und ausbleibende Spitzenplatzierungen haben Iannone offensichtlich die Motivation geraubt. Von einer vorzeitigen Trennung war die Rede, doch das möchten weder Iannone noch Suzuki öffentlich zugeben.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone, Cal Crutchlow

Andrea Iannone sollte sich laut Cal Crutchlow ein anderes Motorrad suchen Zoom

Nachdem Suzuki im Vorjahr mit Vinales Siege und Podestplätze feiern konnte, ging es in diesem Jahr zwei Schritte zurück. "Maverick ist ein unglaublicher Fahrer. Suzuki zeigte, dass sie eine gute Basis haben und sich weiterentwickeln können. Doch in diesem Jahr ist vieles anders. Es geht bei den Reifen los", kommentiert Iannone im Gespräch mit 'CycleWorld.com'.

"Ich bin ein Fahrer, der nicht aufgibt. Ich bin ein Kämpfer", betont Iannone. "Ich demonstrierte, dass ich fahren kann. Ich habe mich in den vergangenen vier Jahren stark entwickelt. Ich kann ein MotoGP-Motorrad mit dem korrekten Stil fahren. Das heißt, ich richte es nach dem Kurvenscheitel so schnell wie möglich auf, reduziere die Neigung zu Wheelies, bremse hart und beschleunige so zeitig wie möglich, um die Leistung bestmöglich abzurufen. Ich habe diese Technik gelernt, kann sie aber nicht umsetzen, wenn ich dem Motorrad nicht vertraue. Dann kann ich nicht pushen."

"Wir haben Probleme auf Strecken mit harten Bremszonen. Ich richte das Motorrad zeitig auf, doch uns fehlt die Traktion, um beschleunigen zu können. Das sind in der MotoGP zwei Schlüsselstellen, bei denen man effektiv sein muss", weiß Iannone und stellt fest: "Die Performance ist nicht das Problem sondern das Vertrauen. Wenn ich ein gutes Gefühl habe, dann kann ich schnell sein."

Andrea Iannone

Andrea Iannone entwickelt kein gutes Gefühl für die Suzuki GSX-RR Zoom

Eine vorzeitige Trennung ist für Suzuki im Moment kein Thema. "Die Situation ist ziemlich eindeutig. Wir haben mit Andrea eine Vereinbarung über zwei Jahre", erklärt Teammanager Davide Brivio gegenüber 'MotoGP.com' und betont: "Wir möchten diese Vereinbarung erfüllen. Ich weiß, dass in schwierigen Phasen schnell Spekulationen entstehen."

Deutlich entschlossener klingt das, was Ex-Markenkollege Cal Crutchlow zu Iannones Situation zu sagen hat: "Es ist verschenkte Zeit. Ich weiß, wie er fährt. Als ich bei Ducati fuhr, war er der beste Ducati-Fahrer. Es ist seine Fahrweise. Er kann parallel Gas geben und bremsen", lobt Crutchlow, der von Iannones Fähigkeit begeistert ist, mit nur einem Finger bremsen zu können. Crutchlow ist sich sicher: "Er vergeudet sein Talent."


Fotos: MotoGP am Sachsenring


Iannone, der Ducati vor einem Jahr den ersten Sieg nach einer jahrelangen Durststrecke bescherte, möchte noch nicht zugeben, dass der Wechsel zu Suzuki ein Fehler war: "Wenn man radikale Änderungen macht, dann ist es normal, dass man größere Risiken akzeptiert. Ich erwartete aber, dass ich weniger leiden muss. Bei den Wintertests lief es besser. Wir müssen geduldig sein", fordert der 13-fache Grand-Prix-Sieger.