• 18.07.2013 16:49

Bridgestone: Asymmetrische Vorderreifen nicht die Lösung

Bridgestone ist mit der Performance auf dem atypischen Sachsenring zufrieden: Asymmetrische Vorderreifen werden in Betracht gezogen, sind aber nicht die Lösung

(Motorsport-Total.com) - Der Sachsenring ist aus Sicht der Reifen ein spezieller Kurs im Grand-Prix-Kalender. Da es nur drei Rechtskurven gibt, werden die linken Flanken der Reifen stark belastet, während die rechten Flanken auskühlen. Das führte an den Trainingstagen zu vielen Stürzen beim Umlegen in die schnelle Kurve elf. Es entbrannten deshalb Diskussionen um die Sicherheit und ob Bridgestone reagieren müsste. Asymmetrische Vorderreifen wurden zur Sprache gebracht. Bridgestone wird sich das überlegen, doch Shinji Aoki, der Chef der Entwicklungsabteilung für Rennreifen, glaubt nicht, das asymmetrische Vorderreifen die Lösung des Problems sind. Seine Analyse des Rennwochenendes im Interview.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Die Vorderreifen wurden auf dem Sachsenring heiß diskutiert Zoom

Frage: "Der Sachsenring hat den Ruf, sehr hart zu den Reifen zu sein. Kannst du die Gründe für das Reifenkontingent erklären, und wie sich die Reifen verhalten haben?"
Shinji Aoki: "Ja, die Strecke ist für die Reifen eine Herausforderung, vor allem für den Hinterreifen. Deshalb ist unsere Reifenwahl für den Grand Prix von Deutschland anders als gewöhnlich. Das Layout des Kurses besticht durch viele langgezogene Linkskurven. Die Fahrer befinden sich lange in Schräglage, was hohe Temperaturen in der linken Flanke der Hinterreifen erzeugt."

"Deshalb ist der Unterschied bei der Härte des Gummis auf der linken und rechten Flanke der größte der Saison. Der Unterschied bei der Härte der beiden Vorderreifenmischungen ist ebenfalls größer als sonst, denn wir boten die weiche und die harte Mischung an. Diese beiden Vorderreifen-Optionen boten den Fahrern ein breites Arbeitsfenster, von den kühlen Temperaturen in der Früh, bis zu den warmen Trainings am Nachmittag. Die weichere Mischung war bei den Fahrern beliebter, denn sie bot ein besseres Aufwärmverhalten. Dafür wurde am Nachmittag mit der härteren Mischung gefahren. Beide Vorderreifen funktionierten exakt so wie gewünscht."

"Das Wochenende startete für einige Fahrer recht schwierig, denn die kühlere rechte Reifenseite sorgte für einige Unfälle, weil es nur drei Rechtskurven gibt. Wir waren uns trotzdem sicher, dass unsere Reifen den Anforderungen gerecht wurden. Mit Fortdauer des Wochenendes wurde die Pace besser und am Samstag gab es schon weniger Zwischenfälle. Am Sonntag gab es dann kaum Unfälle. Das war das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen den Teams, den Fahrern und den Bridgestone-Technikern, die an der Abstimmung und den Reifen gearbeitet haben, damit die Fahrer einen guten Rhythmus auf dieser technischen Strecke fanden."


Fotos: MotoGP auf dem Sachsenring, Sonntag


Frage: "Gab es irgendwelche Probleme mit den Hinterreifen, weil sie extrem stark belastet wurden?"
Aoki: "Der Sachsenring ist einer der Strecken, für die wir spezielle hitzeresistente Reifen bringen. Zum ersten Mal haben wir in diesem Jahr diese Reifen mit dem weichen Gummi für die CRT-Fahrer ausgerüstet. Wir haben den Verschleiß sehr genau beobachtet, sollten zu hohe Temperaturen auftreten. Generell hat dieser Reifen sehr gut auf die Belastungen reagiert. Es war schön zu sehen, dass es drei CRT-Fahrer ins Q2 geschafft haben. Die Performance von Aleix Espargaro war mit dem weichen Hinterreifen sehr beeindruckend. Generell bin ich zufrieden, wie unsere Reifen auf dem Sachsenring funktioniert haben. Die Rennpace war sehr hoch. Nach dem Rennen zeigten sich keine hohen Verschleißerscheinungen."

Asymmetrische Vorderreifen nicht die Lösung

Frage: "Da der Sachsenring nur drei Rechtskurven hat, würde ein asymmetrischer Vorderreifen helfen, dass die rechte Flanke nicht so schnell auskühlt?"
Aoki: "Wir ziehen eventuell die Entwicklung von asymmetrischen Vorderreifen in Betracht, aber ein gutes Gefühl vom Vorderreifen ist sehr wichtig für das sichere Gefühl des Fahrers. Deshalb müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Unterschiedliche Gummimischungen im Vorderreifen können das Gefühl und die Balance des Vorderreifens beim Bremsvorgang und bei Richtungswechseln beeinflussen. In diesem Fall würden die Handlingprobleme schwerer wiegen als die Vorteile. Deswegen könnte ein asymmetrischer Vorderreifen nicht die beste Lösung sein."

"Asymmetrische Vorderreifen würden die Probleme auf dem Sachsenring nicht lösen, denn die rechte Flanke des Vorderreifens würde trotzdem auskühlen, weil die Distanz zwischen den Rechtskurven sehr groß ist. Das Layout des Kurses bedeutet immer, dass die Fahrer in den Rechtskurven extra vorsichtig sein müssen. Der Sonntag hat gezeigt, dass sie ohne Zwischenfälle mit einer konkurrenzfähigen Pace fahren können."