• 13.05.2024 12:01

  • von G.Dirnbeck, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, L.D'Adderio

Binder und Miller rätseln: Weniger Grip und schlechtere Pace im Rennen

Im Rennen können die KTM-Fahrer nicht die gleiche Pace wie im Training fahren - Brad Binder vom letzten Startplatz noch Achter - Jack Miller wieder gestürzt

(Motorsport-Total.com) - Das KTM-Team erlebte ein schwieriges Wochenende in Frankreich. Brad Binder nahm aus Le Mans acht WM-Punkte mit und Jack Miller zwei. Für Binder hatte das Unheil schon am Freitag mit drei Stürzen begonnen. Der Südafrikaner verpasste dadurch die direkte Q2-Qualifikation.

Titel-Bild zur News: Brad Binder, Franco Morbidelli, Raul Fernandez

Brad Binder arbeitete sich im Rennen noch in die Top 10 Zoom

Die Probleme setzten sich im Qualifying fort. "Im Qualifying bin ich für meinen ersten Versuch hinausgefahren und etwas hat sich seltsam angefühlt", schildert Binder. "Manchmal passiert das und es sortiert sich von selbst aus."

"Also bin ich eine Runde gefahren, um zu sehen, ob es funktioniert. Aber es war nicht möglich. Es war ein kleines Problem bei der Elektronik. Manchmal passiert das. Es war schlechtes Timing. Also bin ich an die Box gefahren."

Er stieg auf das zweite Motorrad und fuhr wieder hinaus. "Dann hatte ich zwei gelbe Flaggen", seufzt Binder. "Als Letzter zu starten war nicht cool. Ich hatte zumindest eine Startreihe für mich alleine."

Im Sprint ging es von Binder von Startplatz 22 bis auf Platz 15 nach vor. "Ich hatte nicht die Pace, um irgendetwas tun zu können. Das Vorderrad hat ständig blockiert. Schon ab der dritten Runde war der Druck im Vorderreifen viel zu hoch. Es war knifflig", lautet sein Sprint-Fazit.

Teamkollege Miller hatte sich im Samstagsrennen als einziger Fahrer im Feld für den weichen Vorderreifen entschieden. War das ein Fehler? Als Achter sammelte der Australier zumindest zwei WM-Punkte.

"Der Vorderreifen war kein Problem", hält Miller fest. "Als ich am Anfang in der Gruppe war, ist der Druck im Vorderreifen gestiegen, so wie das immer in Le Mans der Fall ist. Als ich dann aus dem Windschatten ausgeschert bin, war es perfekt."

Jack Miller

Jack Miller pokerte im Sprint mit dem weichen Vorderreifen Zoom

"Gegen Rennende hatte ich etwas mehr Grip in Schräglage. Damit konnte ich etwas mehr Speed in die Kurve mitnehmen. Das hat mir geholfen, weil bei der Beschleunigung etwas gefehlt hat. Der Vorderreifen war nicht wirklich ein Problem."

Am Sonntag entschied sich Miller auch für den harten Vorderreifen, aber es ging für ihn rückwärts. Nach zwei Renndritteln schied er durch Sturz aus. "Ich habe am gleichen Punkt wie in der Runde zuvor gebremst. Plötzlich hat das Vorderrad blockiert", sagt er dazu.

Warum hat KTM derzeit Mühe in den Rennen?

Le Mans war für das KTM-Team nicht das erste schwierige Wochenende in dieser Saison. Speziell im Rennen fehlt Binder und Miller oft die Pace. Die Gründe dafür stellen die Fahrer momentan vor ein Rätsel, denn im Training können sie schneller fahren.

"Am Vormittag fühlte es sich [im Warm-up] gut an, aber am Nachmittag war es dann wieder anders", sagt Miller. "Wir müssen diesen Unterschied verstehen, es war so wie am Samstag. Ich hatte Mühe, überhaupt 1:31er-Zeiten zu fahren."

"Am Vormittag konnte ich mit gebrauchten Reifen problemlos 1:31 fahren. Je länger das Rennen dauerte, desto besser fühlte sich das Motorrad an. Wir müssen verstehen, wie wir die Pace fahren können, wenn die anderen Motorräder um uns herum sind."

Brad Binder

Mit dem WM-Kampf hat Brad Binder in diesem Jahr nichts zu tun Zoom

Ganz ähnlich schildert auch Binder die Situation: "Im Rennen ist der Grip immer niedriger als am restlichen Wochenende. Ob das vom Gummi der Moto3 und Moto2 kommt, bin ich mir nicht sicher. Aber der Grip wird im Rennen immer niedriger."

"Das bringt uns in Probleme, nämlich am Kurvenausgang und auch mit dem Bodenkontakt des Hinterreifens am Kurveneingang. Das macht es am Beginn sehr knifflig. Wenn die Linie dann sauberer wird, wird alles wieder normaler."

Dass die neuen Pirelli-Reifen der kleinen Klassen der ausschlaggebende Faktor für diese Probleme sind, bezweifelt auch Miller: "Es ist schwierig zu sagen, ob es am Pirelli-Gummi liegt. Ich glaube das nicht, das ist nur eine kleine Variable."

Brad Binder: "Der Start war meine Rettung"

Binder arbeitete sich im Grand Prix vom letzten Startplatz durch das Feld und schaffte es als Achter noch in die Top 10. "Vom letzten Startplatz war das Ziel, das Rennen ohne Fehler zu fahren. Geschafft habe ich es nicht", gibt er lachend zu.

"Wenigstens habe ich einige Positionen gutgemacht. Platz acht ist von ganz hinten nicht schlecht. Platz sechs wäre noch in Reichweite gewesen. Meine Rettung war der Start, weil mein Motorrad von der Linie eine Rakete ist. Das habe ich zu meinem Vorteil genutzt."

Brad Binder

KTM ist weiterhin auf dem zweiten Platz der Herstellerwertung Zoom

"Ich habe versucht, am Anfang einige Plätze gutzumachen. Zweimal bin ich in der gleichen Kurve von der Linie abgekommen. Es war wichtig, das Rennen zu beenden und sauber zu fahren. Abgesehen von diesen beiden Fehlern war es recht okay."

In der Fahrer-WM ist Pedro Acosta als Sechster der beste KTM-Fahrer. Binder ist Siebter und nur noch sechs Punkte hinter dem Rookie. In der Herstellerwertung ist KTM auf dem zweiten Platz. Der Rückstand auf Ducati beläuft sich schon auf 63 Punkte.