• 26.01.2017 08:05

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Andrea Dovizioso: Komplett andere Linienwahl ohne Winglets

Angst um die Sicherheit in der MotoGP: Laut Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso unterschätzen die Winglet-Kritiker die Gefahren, die durch das Verbot entstehen

(Motorsport-Total.com) - Im Gegensatz zu den beiden vergangenen Jahren muss die Ducati Desmosedici in der neuen MotoGP-Saison ohne Winglets auskommen. Die aerodynamischen Hilfsmittel werden in der MotoGP nicht länger geduldet und dürfen nicht mehr verwendet werden. Ducati trifft das Verbot am härtesten, denn an der Desmosdici waren die Flügelprofile in den beiden vergangenen Jahren wichtige Elemente, die laut Experten deutlich effizienter arbeiteten als die von Yamaha, Honda, Suzuki und Aprilia kopierten Wingletvarianten.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Die neue Desmosedici muss ohne die aerodynamischen Hilfsmittel auskommen Zoom

Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso drehte beim Nachsaisontest in Valencia einige Runden ohne Winglets. "Wir müssen die Balance der Maschine und die Einstellungen der Elektronik anpassen. Ich testete in Valencia und stellte Vergleiche an. Der Unterschied war sehr groß. Das ist auf einer Strecke wie Valencia normal", analysiert der Italiener.

"Der größte Unterschied ist die Sicherheit. Das scheinen die Leute nicht zu verstehen. In den beiden vergangenen Jahren steigerten die Hersteller den Anpressdruck. Das ging Schritt für Schritt vonstatten. Der von den Winglets generierte Abtrieb war ziemlich groß. Am Kurvenausgang ist man jetzt völlig verloren. Die größte Änderung spürt man, wenn man in Schräglage ans Gas geht. Das Motorrad neigt schlagartig zu Wheelies. Mit den Winglets war das nie der Fall", vergleicht Dovizioso.

Andrea Dovizioso

Vergleichsmöglichkeit: Beim Valencia-Test fuhr Dovizioso mit und ohne Winglets Zoom

Der Ducati-Pilot erinnert sich: "Es hat vermutlich niemand wahrgenommen, aber in Valencia konnte man auf Höhe der Zielstrichs viele schwarze Linien sehen. Das war der Punkt, an dem das Vorderrad wieder Kontakt hatte. Es sind sehr viele Meter vom Kurvenausgang bis zur Zielgerade. Diese Entfernung legt man ohne Druck auf das Vorderrad zurück", warnt "Dovi".

"Es ist schwierig, die Richtung zu wechseln", bemerkt er. "Beim Test konnte man sehen, dass die Fahrer ohne Winglets ihre Linien am Kurvenausgang komplett änderten. Es geht um die Sicherheit. Wenn man nicht genug Druck auf dem Vorderrad hat, kann man die Richtung nicht ausreichend kontrollieren. Das wirkt sich natürlich auf einigen Strecken stärker aus als auf anderen. Daran müssen wir uns gewöhnen."


Fotos: Ducati zeigt die 2017er-Desmosedici


Für die MotoGP-Neulinge sind die nun verbotenen Winglets kein Problem, denkt Dovizioso: "Schwieriger ist es, wenn man einen Vergleich macht und mit Winglets beginnt und sie dann entfernt. Dann ist der Unterschied sehr groß", betont er und gibt sich gelassen: "Viele Ducati-Piloten waren auch ohne Winglets schnell. Ich mache mir also diesbezüglich keine Sorgen."

Markenkollege Hector Barbera war einer von ihnen. Der Spanier drehte bei den Tests viele Runden ohne die Flügel. "Ja, man kann es fühlen. Die Wingles stabilisieren das Motorrad. Es neigt weniger zu Wheelies und man kann mehr Leistung nutzen. Sie sind auf jeden Fall ein Vorteil. Der einzige Nachteil ist, dass man auf den langen Geraden Geschwindigkeit einbüßt. Ab der kommenden Saison darf niemand Winglets verwenden. Es ist nichts, das mich allzu sehr besorgt", so der Avintia-Pilot.