• 27.10.2014 12:04

Rabat: Das große Weltmeister-Interview

Der neue Moto2-Weltmeister spricht über den Weg zum ersten WM-Titel, seine Taktik und das Dirttrack-Training mit den Marquez-Brüdern

(Motorsport-Total.com) - Beim vorletzten Rennen der Saison in Sepang hat Esteve "Tito" Rabat vorzeitig den Moto2-WM-Titel sichergestellt. Der Spanier liegt vor dem Saisonfinale in Valencia uneinholbar in Führung und durfte sich in Malaysia über den bisher größten Erfolg seiner Karriere freuen. Nach dem Triumph sprach der Marc-VDS-Pilot über die Saison 2014, den Druck, seine Taktik und das Training mit Marc und Alex Marquez.

Frage: "Es muss ein sehr schwieriges Rennen gewesen sein. Es war sehr heiß. Zudem ging es vor dir heiß her. Du musstest dir im Klaren sein, welche Strategie du verfolgst. Es wirkte, als hättest du die ganze Zeit die Kontrolle gehabt."
Esteve Rabat: "Ich hatte einen guten Start und versuchte, zu pushen. Durch die Temperaturen war es schwierig, gute Rundenzeiten zu fahren. Ich ließ Mika vorbei und kontrollierte das Rennen. Als sie mich überholten, leistete ich mir einen Fehler in Kurve fünf. Das war merkwürdig, weil ich über das komplette Wochenende dort nie Probleme hatte. Es war zu riskant, den Führenden zu folgen. Deswegen habe ich mich mit Platz drei zufrieden gegeben und an die Meisterschaft gedacht. Ich wollte keine Fehler machen, weil das dumm gewesen wäre. Ich muss dem Team danken, weil sie mich über die Saison stark unterstützt haben. Es ist fantastisch."

Frage: "Es wirkte, als wärst du an diesem Wochenende entspannter als auf Phillip Island."
Rabat: "Das stimmt. In Japan und auf Phillip Island war ich etwas nervös. Zu Beginn der Saison habe ich alles gegeben und hatte keinen Druck. Doch nach Aragon änderte sich das. Ich pushte weiterhin, doch wenn das Motorrad unruhig wurde, dachte ich daran, dass ich Punkte verlieren könnte. Ich mag diese Herangehensweise nicht, doch manchmal muss man so handeln, um die Meisterschaft zu gewinnen. Als ich die Ziellinie überquerte, war ich sehr erleichtert."

Frage: "Jetzt kannst du dich in Valencia als Weltmeister feiern lassen. Es wird sicher ein besonderer Tag sein."
Rabat: "Ja, weil viel Arbeit dahinter steckt. Ich arbeite sehr viel zwischen den Rennen. Und auch an der Rennstrecke arbeite ich intensiv mit dem Team. Mir fehlen die Worte. Ich möchte dem Team und den Sponsoren danken. Doch auch meiner Familie und den Betreibern der Rennstrecke in Almeria möchte ich danken. Ich arbeite dort jeden Tag. Ich möchte diese Meisterschaft meiner Mutter widmen. Sie versorgt mich täglich mit Energie und motiviert mich."

Frage: "Mika Kallio gewann etwa zu Halbzeit der Saison einige Rennen, doch du konntest zurückschlagen."
Rabat: "Ich hatte einen starken Start in die Saison, war mir aber auch bewusst, was ich falsch machte. Nach Argentinien gewann Kallio die Rennen in Jerez und Le Mans. Er holte auf, doch danach reagierte ich auf die Angriffe. Ich wusste beim Rennen in Brünn, dass ich zurückschlagen muss. Das gelang mir. In Silverstone zeigte ich mein bestes Rennen. Ich wurde nie müde. Ich genoss es einfach. ich war voller Adrenalin."


Fotos: "Tito" Rabat feiert seinen WM-Titel


"Danach änderte ich meine Herangehensweise ein bisschen. In Misano war mir bewusst, dass es noch nicht vorbei ist. In Aragon bei meinem Heim-Rennen hatte ich ein bisschen zu viel Druck. Ich lernte, wie ich den Druck verringern kann. Ich leistete mir einen kleinen Fehler im Qualifying und musste von weit hinten starten. Im Rennen kämpfte ich mit Mika. Ich machte einen weiteren Fehler, wurde überholt und holte danach Vinales ein. Ab dann dachte ich an die Meisterschaft und wollte keine weiteren Punkte verlieren."

Frage: "Wir haben mit Marc Marquez, Valentino Rossi und Jorge Lorenzo gesprochen. Alle meinten, es gibt keinen Fahrer im Paddock, der härter trainiert als du. Du musstest sehr hart arbeiten, um jetzt dort zu sein, wo du bist."
Rabat: "Ich habe hart gearbeitet, weil es das ist, was ich in meinem Leben erreichen wollte. Ich wollte hier fahren, Rennen und Meisterschaften gewinnen. Ich genieße es, mit Marc und Alex zu trainieren. Ich genoss es auch sehr, als ich auf Valentinos Ranch fahren konnte."

Esteve Rabat

Harter und fleißiger Kämpfer: Rabat trainiert täglich auf dem Kurs in Almeria Zoom

Frage: "Du hast besonders bei den 125ern einige schwierige Momente erlebt."
Rabat: "In meiner Karriere hatte ich glücklicherweise bisher keine schweren Verletzungen. Ich brach mir mein Schlüsselbein, aber es waren keine richtig schweren Stürze dabei. Bei den 125ern hatte ich nicht die optimale Statur und kein gutes Motorrad. In der Moto2 ermüdete ich nicht so schnell, weil ich mich besser bewegen konnte. Das Motorrad passte besser zu meiner Größe. Bei den 125ern war es schwieriger. Deswegen ist es unglaublich, was Alex leistet. Er ist noch größer als ich. Ich kann nicht verstehen, wie er so schnell sein kann."

Frage: "Ihr drei könntet alle WM-Titel holen."
Rabat: "Das hoffen wir. Ich habe es geschafft, Marc ebenfalls. Ich möchte nicht in Alex' Situation stecken. Es ist sehr schwierig. Er hat aber das Temperament, um in Valencia erfolgreich zu sein."


Fotos: Moto2 in Sepang


Frage: "In der kommenden Saison möchtest du deinen Titel in der Moto2 verteidigen. Hast du bereits eine Strategie, wie du dich weiter steigern kannst?"
Rabat: "Ich bin froh, dass ich nicht in die MotoGP aufsteige. Natürlich reizt es mich, aber ich kann noch sehr viele Dinge lernen, um in der MotoGP erfolgreich zu sein. Ich bleibe dem Team treu. Ich habe hier alles, was ich brauche und mir wünsche. Das möchte ich nutzen. Zudem muss ich mich in der Startphase und bei Regen steigern. Ich möchte aber auch an meiner Zweikampfstärke arbeiten. Ich bin überzeugt, dass ich gerüstet bin, wenn ich in die MotoGP aufsteige. Es ist eine sehr harte Klasse."

Frage: "Was konntest du von Marc Marquez lernen?"
Rabat: "Marc ist unglaublich. Er ist immer hilfsbereit. Er fährt beim Dirttrack das gleiche Motorrad wie ich. Er hat keine Geheimnisse. Wir genießen einfach das Racing. Es hilft mir für die Rennen."