• 09.12.2013 10:53

  • von Hans Schmidt

Zehn Fragen an Super-Cup-Champion Nicki Thiim

Es war ein turbulentes Jahr: Porsche-Super-Cup-Champion Nicki Thiim im Interview über eine sehr ereignisreiche Saison 2013

(Motorsport-Total.com) - Nicki Thiim, der 24-jährige Sohn von Ex-DTM-Pilot Kurt Thiim, gewann in der Saison 2013 den Titel im Porsche Super-Cup. Für Thiim war 2013 - neben allen Erfolgen in seinem Porsche und in der WEC für Aston Martin- aber auch ein sehr emotionales Jahr. Über die Hintergründe dazu stand der Däne in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort.

Titel-Bild zur News: Nicki Thiim

Nicki Thiim ist der Super-Cup-Champion der Saison 2013 Zoom

Frage: "2013 war das Jahr deines internationalen Durchbruchs. Kann man das so sagen?"
Nicki Thiim: "Es war sportlich, aber auch persönlich ein besonderes Jahr für mich. Ich habe über den Winter viel trainiert und gearbeitet. Besonders die Arbeit an vielen Details, die mich selber betreffen. Ich glaube, dass das 2013 den Unterschied zu den Jahren davor gemacht hat . Es gelang mir, optimale Stabilität in alle Abläufe der Saison zu bringen. Alles hat sehr gut gepasst."

Frage: "Wie begann die Saison aus deiner Sicht?"
Thiim: "Wie bereits gesagt. Ich konnte eine optimale Saison erreichen. Es gab keine Null-Punkte-Rennen. Bei meinen ersten Carrera-Cup-Rennen spürte ich, dass ich zu Beginn nicht den optimalen Speed hatte. Ich gab mich damals mit P4 oder P5 zufrieden. Es hätte 2012 bereits anders aussehen müssen. Und das wäre gegangen. Mit der Stabilität, die mir 2013 schließlich gelang."

Frage: "Wann kam es mit welchem Team zur Einigung für die Saison 2013?"
Thiim: "Mit meinem Porsche-Team Attempto Racing war ich schon vor der Saison 2013 einig. Der Start im SLS bei den 24 Stunden wurde nur sechs Wochen vor dem Rennen am Ring fix gemacht. Die Einsätze mit meinem dänischen Fahrerkollegen im Aston Martin GT ergaben sich nach der schrecklichen Tragödie von Allan Simonsen in Le Mans."

Frage: "Bist du für Attempto neben dem Super-Cup 2013 weitere Rennen gefahren?"
Thiim: "Wir haben die Saison in Dubai begonnen. Ansonsten den Carrera-Cup und Super-Cup.

Frage: "Wer waren deine härtesten Gegner im Super-Cup?"
Thiim: "Im Super-Cup gibt es viele großartige Fahrer. Deswegen ist es auch für mich absolut der härteste Markenpokal der Welt. Sean Edwards stand natürlich mit sein großen Talent und seiner reichen Erfahrung ganz vorne. Er war für mich oft ein großes Vorbild. Und man muss sagen, das galt bei Sean in unterschiedlichen Markenpokalen."

Frage: "Wer entschied es, dir den Platz im Team des Aston Martin GT zu geben?"
Thiim: "Das hat letztendlich der Fahrzeugeigner entschieden. Er rief mich zwei Wochen nach Le Mans an. Da war noch unklar, ob alle Beteiligten weitermachen wollten. Für mich war es gefühlsmäßig nicht leicht, dieses Auto zu fahren. An die Stelle meines Landsmannes Allan zu treten. Aber schließlich wurde es für mich persönlich zu einer besonderen Ehre und großen Herausforderung. Ich nahm die Herausforderung an."

Nicki Thiim

Sieg-Premiere 2012 in Spa: Nicki Thiim sieht die Zielflagge Zoom

Frage: "Was sind die zentralen Unterschiede zwischen einem starken GT mit Heckmotor und einem Frontmotor-GT?"
Thiim: "Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Viele haben mich gefragt, wie ich mit so unterschiedlichen Autos so gut klarkomme. Aber ich sehe es, wie es ist. Ich bin Profi. Also muss ich eine solche Aufgabe brillant meistern können. Entweder kann man schnell Auto fahren oder nicht. Man spürt selber sehr schnell, ob man das nötige Talent hat oder nicht. Das nötige Talent setzt aus Freude am Fahren Kräfte frei."

"Man wird ständig besser und schneller. Ohne das nötige Talent setzt die Belastung einem Rennfahrer sehr schnell Grenzen. Der Sprung ins Profilager ist dann schon nicht möglich. Aber ich muss auch betonen, dass mir Porsche und Aston Martin die optimalen Möglichkeiten für erfolgreiche Einsätze boten. Danke dafür an dieser Stelle. Nur so klappte alles hervorragend. Das macht nicht nur mich am Ende der Saison 2013 natürlich sehr stolz."

Frage: "Auf welcher Strecke gelang dein erster Super-Cup-Sieg und wo der erste Sieg auf Aston Martin?"
Thiim: "Der erste Porsche-Sieg gelang mir 2012 in Spa. Ein ganz besonderes Rennen. Der Sieg in Belgien vor großer Kulisse. Mit Aston Martin hatten wir in der WEC-Serie zunächst ein wenig Pech. Der Titel war erreichbar. Wir hätten ihn aufgrund unserer Leistung sicher verdient. Manchmal ist das Schicksal einem Team eben nicht wohlgesonnen. Ein toller Ausgleich gelang aber beim letzten Rennen der Saison. Ein perfektes Wochenende mit überzeugendem Erfolg - dem Sieg vor der Winterpause."

Frage: "War es schwerer im Super-Cup zu siegen oder in der WEC-Serie auf Aston Martin?"
Thiim: "Das kann man nur schwer vergleichen. Es sind ja zwei unterschiedliche Formen des GT-Rennsports. Auf Porsche bestritt ich Sprintrennen. Der Rennwagen und die hoch belasteten Reifen mussten nur 30 Minuten halten. Die WEC-Läufe mit Aston Martin bedeuten sechs lange Stunden Strategie, gefühlvolles Fahren und dazu ein absolutes Teamwork mit der Technik."

Frage: "Gab dir der Doppelsieg beim Super-Cup-Finale ein besonderes Gefühl? Wenn ja, welches genau?"
Thiim: "Abu Dhabi war für mich - schon bevor es angefangen hat - ein gefühlsmäßig hartes Ding. Ich habe zuvor einen Freund und Fahrerkollegen verloren. Trotzdem wurde ich fast von allen Seiten bombardiert. Es gab Fans, die meinten, ich solle nicht fahren, weil Sean den Titel postum bekommen solle. Das zu hören, war wirklich schwer für mich. Aber es gab auch Rennsportkenner, die rieten zu fahren. Hier muss ich anmerken, dass Porsche mir viel geholfen hat. Man wollte ein Rennen, denn Sean, ein echter Racer, hätte es sicher so gewollt. Also hat Porsche die beiden möglichen Titelkandidaten im Medienbereich klar gestützt."

Christoffer Nygaard, Kristian Poulsen, Nicki Thiim

Nicki Thiim in seinem Aston Martin in der WEC - hier in Austin Zoom

"Ich wollte fahren. Ich wollte um Sieg und Titel kämpfen. Für mich persönlich und für mein Team Attempto. Wir haben eine Saison lang hart gearbeitet. So hart wie alle in dieser anspruchsvollen Serie. Manchmal sogar noch härter. Denn es standen uns nicht immer alle Möglichkeiten offen. Ich ging in das Wochenende und wusste, dass ich stilvoll um den Titel kämpfen wollte. Ich wollte leistungsstark kämpfen, siegen und zeigen, dass ich als würdiger Champion dastehe. Dass ich dann beide Rennen gewinnen konnte, macht mich besonders stolz!"

"Ich bedanke mich bei den Männern, die immer an mein Können geglaubt haben. Meine Familie steht da natürlich mit in der ersten Reihe. Und das im Schulterschluss mit Attempto Porsche-Teameigner Arkin Aka. Er war es schließlich, der mir mit seiner Verpflichtung zu dieser Titelchance verholfen hat. Ich hoffe, dass mein Titelgewinn ihn so glücklich macht wie mich selber auch."