Bonanomi: "Ich bin bereit"

(Motorsport-Total.com) - Audi bleibt seinem Konzept bezüglich der Fahrerwahl im Le-Mans-Programm treu. Die Ingolstädter holen sich auch zur Saison 2012 keine ehemaligen Formel-1-Piloten in den Kader, sondern führen Nachwuchsleute mit Potenzial an die Langstreckenszene heran. In diesem Jahr bekommt beispielsweise Marco Bonanomi seinen ersten Renneinsatz in Le Mans. Den Italiener hatte Audi 2011 als Reservefahrer geholt und kontinuierlich über viele Testeinsätze aufgebaut.

© Audi

Marco Bonanomi hat die spezielle Le-Mans-Atmosphäre 2011 gespürt

"Eine großartige Sache für mich", so Bonanomi gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Letztes Jahr war gut für mich, ich habe im Hintergrund viel arbeiten können. Im ersten Halbjahr habe ich den R18 mitentwickelt, nach dem Le-Mans-Rennen ging es dann mit dem Hybridprojekt weiter. Ich habe unzählige Tests absolviert, darunter viele Aerodynamik-Erprobungen. Ich war oft in Ingolstadt, was mir sehr wichtig war. Ich habe alle Leute dort bestens kennenlernen können. Es war eine perfekte Vorbereitung. Dieses Jahr bin ich bereit!"

Bonanomi wird sein erstes Rennen bei der Le-Mans-Generalprobe im Mai in Spa-Francorchamps absolvieren. Er fährt in einem R18 ultra (das LMP1-Auto ohne Hydridsystem) an der Seite von Mike Rockenfeller und Oliver Jarvis. "Ich kann es kaum erwarten, endlich in die Rennen zu gehen", sagt der Youngster vom Comer See. "Wenn ich die freie Wahl hätte, dann würde ich mich für den Hybrid-Wagen entscheiden - ganz klar", sagt er.

"Das ist die neue Generation, die mit höchstem Druck entwickelt wird. Schon bei den ersten Tests wurde deutlich, dass uns ein guter Schritt gelungen ist", erklärt Bonanomi. "Das Auto ist bezüglich Performance auf einem guten Level. Aus dem Bauch heraus würde ich mich jederzeit für das Hybridmodell entscheiden. Aber erst im Juni werden wir sehen, ob der Leichtbau-Diesel oder der KERS-Diesel das bessere Konzept ist. Der herkömmliche R18 ist sehr schnell und zuverlässig. Das wird eine ganz enge Kiste."

Aus Sicht des Italieners, der in der kommenden Woche 27 Jahre alt wird, dürfen sich die Fans auch 2012 auf ein spektakuläres Rennen in Le Mans freuen. "Im vergangenen Jahr war ich die gesamte Woche lang mit allen anderen Fahrern in Le Mans. Das war eines der besten Erlebnisse meines gesamten Lebens", blickt Bonanomi auf seinen ersten Kontakt mit Le Mans zurück. "Ich hätte nie gedacht, wie emotional solch ein Rennen sein kann."

"Ich habe geweint. Und zwar ganz schön oft während dieser 24 Stunden: bei den Unfällen, bei manchen Manövern, bei vielen ergreifenden Momenten. Die Arbeit der Mechaniker zu beobachten oder der Crew an der Boxenmauer, war unheimlich berührend", bringt der Audi-Werksfahrer seine Emotionen zum Ausdruck. "Es ist ein Sport, der eine Truppe unglaublich zusammenschweißt."

"Nach Rockys Unfall bin ich lange Zeit in der Nacht und am frühen Morgen an der Strecke entlang gegangen. Das war eine unglaubliche Atmosphäre, ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut beim Gedanken daran", sagt er. "Das ist einzigartig. Das gibt es nur in Le Mans. Ich war oft beim Formel-1-Grand-Prix in Monza. Solche Emotionen erlebst du dort nie. Das kann man wirklich nur begreifen, wenn man mal in Le Mans war. Im Fernsehen sieht das alles toll aus, es bringt auch Spannung. Aber die speziellen Vibrationen, die gibt es nur in Le Mans. Deshalb muss dort jeder in seinem Leben mal hin."