• 24.08.2015 18:02

  • von Pete Fink

Justin Wilson: Zwischen Warten und Hoffen

Der Gesundheitszustand des schwer verunglückten Justin Wilson ist weiterhin kritisch - großer Zusammenhalt in Motorsport-USA

(Motorsport-Total.com) - Und wieder einmal heißt es: Warten und Hoffen. Warten auf Neuigkeiten rund um den am Sonntag so schwer verunglückten Justin Wilson, und hoffen darauf, dass diese Neuigkeiten dann eine positive Tendenz haben werden. Seit dem späten Sonntagabend liegt der 37-jährige Brite im Koma. Er erlitt in Pocono gemäß dem offiziellen medizinischen Bulletin der IndyCar-Serie schwere Kopfverletzungen. Sein Gesundheitszustand wird von den Ärzten nach wie vor als kritisch bezeichnet.

Titel-Bild zur News: Justin Wilson

Justin Wilson wurde am Sonntag in Pocono von einem Teil am Helm getroffen Zoom

In Runde 180 wurde Wilsons Andretti-Honda von einem herumfliegenden Fahrzeugteil getroffen. Dabei handelte es sich um die Nase des Ganassi-Chevrolet von Sage Karam, der sein Auto ausgangs Kurve 1 verlor und in die Mauer krachte. Karam lag zu diesem Zeitpunkt in Führung, Wilson fuhr im Mittelfeld auf P12 und hatte bei einem vermutlichen Tempo weit jenseits der 300 km/h keinerlei Chance für ein Ausweichmanöver.

Der Aufprall im Wilson-Cockpit war so hart, dass Karams Fahrzeugnase rund 30 Meter in die Höhe stieg. Wilson war augenscheinlich sofort bewusstlos, denn sein Andretti-Honda trudelte ohne Kontrolle aus und touchierte noch leicht die innere Streckenbegrenzung. Wenige Minuten später befand sich Wilson bereits im Helikopter in Richtung Krankenhaus.

Natürlich steht die IndyCar-Gemeinde unter Schock, der Zusammenhalt in den USA ist auch serienübergreifend extrem eng. So stellte NASCAR-Star Tony Stewart der Familie Wilson sofort seinen Privatjet samt Besatzung zur Verfügung, damit Ehefrau Julia und Bruder Stefan noch am Sonntagabend von Indianapolis ans Krankenbett in den US-Bundesstaat Pennsylvania fliegen konnten.


Fotostrecke: Die Karriere von Justin Wilson

Klar ist auch, dass Wilsons Unfall der bis dato letzte von einigen schweren IndyCar-Crashs mit Verletzungsfolge ist. James Hinchcliffe schwebte nach seinem Trainingsabflug im Mai 2015 kurzzeitig in Lebensgefahr, als sich ein Querlenker durch Bein und Hüfte bohrte. Ein Jahr zuvor war der 28-jährige Kanadier kurzzeitig bewusstlos, als ihn ebenfalls in Indianapolis ein Debris-Teil am Kopf traf. Dieses stammte übrigens von Justin Wilsons Auto.

2014 in Fontana verletzte sich der Russe Michail Aljoschin, 2013 beendete ein schwerer IndyCar-Unfall in Houston die Karriere von Dario Franchitti, 2011 musste die IndyCar-Gemeinde in Las Vegas den Tod des unvergessenen Dan Wheldon betrauern. 2006 erlitt Cristiano da Matta schwere Kopfverletzungen, als er bei Testfahrten in Elkhart Lake mit einem Hirsch kollidierte. Da Matta erholte sich von seinen Verletzungen und fuhr Jahre später sogar wieder einige Sportwagenrennen.

Justin Wilson

Stets gut gelaunt: So kennt man Justin Wilson seit 2004 auch in den USA Zoom

Spricht man mit (Sport-)Medizinern, dann sagen diese: Jede Kopfverletzung hat seine ganz eigenen Charakteristika, weshalb es quasi unmöglich ist, irgendwelche Parallelen zu ziehen. Im Fall der IndyCars (und natürlich auch in der NASCAR) haben SAFER-Walls, das HANS-System und verbesserte Fangzäune in den vergangenen Jahren die Leben vieler Rennfahrer gerettet. Und vor allem beim Thema Sicherheit war ausgerechnet Justin Wilson im US-Formelsport einer der ganz großen Vorkämpfer. Was derzeit also bleibt, ist das große Warten und das Hoffen auf positive Nachrichten aus den USA.