• 02.04.2007 04:05

  • von Pete Fink

Castroneves wiederholt Vorjahressieg in St. Petersburg

Das Endergebnis des IndyCar-Rennens von St. Petersburg war exakt das Gleiche, wie 2006 - Helio Castroneves vor Scott Dixon und Tony Kanaan

(Motorsport-Total.com) - Bei sommerlichen 27 Grad auf den Straßen vom sonnigen Monaco der IndyCar-Serie in St. Petersburg übernahm Polesitter Helio Castroneves die Führung beim fliegenden Start in der ersten Kurve vor Marco Andretti und Scott Dixon.

Titel-Bild zur News: Podium St. Petersburg

Das gleiche Podium wie 2006: Kanaan (links), Castroneves und Dixon

Dahinter lagen Dario Franchitti und Tony Kanaan, die beiden Andretti-Green-Teamkollegen berührten sich in der dritten Kurve, als man sich nicht über die Vorfahrt einig wurde. Kanaan versuchte außen vorbei zu gehen, Franchitti reagierte nicht und eine Kollision war die Folge.#w1#

Wie immer bei Kollisionen zwischen Teamkollegen war es ein äußerst unglückliches Manöver, das - wie sich später herausstellte - rennentscheidene Bedeutung haben sollte. Kanaan drehte sich und fiel zunächst ans Ende des Feldes zurück, während Franchittis Auto bei der Berührung einen Schaden an der Aufhängung erlitt.

Kettenreaktion im Feld

Die Kollision löste weiter hinten im 18 Autos umfassenden Starterfeld eine Kettenreaktion aus, deren Opfer Panther-Pilot Kozuke Matsuura wurde. Der Japaner drehte sich und schlug in die Mauer ein. Einige Piloten nutzten die folgende Gelbphase und gingen sofort an die Box zum Reifenwechsel.

Parade Lap in St. Petersburg

Das Feuerwerk auf der IndyCar Parade-Lap in St. Petersburg Zoom

Beim Restart nach sieben von insgesamt 100 zu fahrenden Runden führte "Spiderman" Castroneves vor Andretti und Ganassi-Pilot Dixon. Starker Vierter war der Brite Darren Manning im Foyt, vor Sam Hornish Jr. und Vitor Meira im einzig verbliebenen Panther-Auto. Homestead-Sieger Dan Wheldon rangierte nur auf Platz zehn.

Kanaan war bis auf Rang zwölf zurückgefallen und startete in der Folge eine Aufholjagd mit den absolut schnellsten Rundenzeiten, während Franchitti durch seine mehrfachen Reparatur-Stopps bereits eine Runde Rückstand hatte.

Castroneves von Beginn an souverän

Nach 15 Runden setzte sich Penske-Pilot Catroneves von Andretti ab, der mit schnell nachlassenden Reifen zu kämpfen hatte und dadurch Dixon, Manning und Hornish Jr. aufhielt, bevor Dixon in Runde 19 den jungen Amerikaner überholen konnte. Acht Runden später konnte auch Manning an Andretti vorbeigehen.

Castroneves hatte zu diesem Zeitpunkt bereits acht Sekunden auf Dixon herausgefahren, als der wieder ins Rennen gegangene Matsuura eine zweite Gelbphase auslöste, in dem er seinen Honda in einem Notausgang abstellte. Im folgenden Boxenduell verlor Manning drei Plätze, während Kanaan drei gewann.

Der Spiderman gibt sich kompromisslos

Wheldon, der bereits zuvor unter Grün beim Service war, kam nicht an die Box und übernahm so beim Restart die Führung - dachten jedenfalls alle. Aber in der letzten Kurve vor Start-/Ziel, noch unter Gelb, fuhr Castroneves leicht in das Heck von Wheldon und zog noch vor Freigabe des Rennens am Briten vorbei, was Chip Ganassi lakonisch als "NASCAR-Manöver" kommentierte.

IndyCar Start in St. Petersburg

Helio Castroneves führt die Meute in die erste Kurve Zoom

Auf der Strecke führte nun Castroneves vor Dixon und Hornish Jr., doch ein Zweikampf von Manning und Meira führte kurz darauf in Runde 37 zur dritten Gelbphase, als der Brasilianer einen sehr optimistischen Bremspunkt wählte und in die Reifenstapel krachte. Doch auch Meira konnte das Rennen wieder aufnehmen, die IndyCar-Chassis erwiesen sich als sehr stabil.

Castroneves, Dixon, Hornish Jr., Manning, Wheldon, Kanaan und Tomas Scheckter lautete die Reihenfolge beim Restart in Runde 41, während Andretti als einziger Pilot der Spitzengruppe an der Box war und auf Rang zwölf zurückfiel. Eine geschickte Strategie führte unterdessen Franchitti wieder in die Führungsrunde zurück, obwohl der Schotte wiederholt in der Box war.

Zweite Kollison von Teamkollegen

Die zweite Kollision unter Teamkollegen führte zur vierten Gelbphase in Runde 46, als sich die beiden Vision-Piloten Ed Carpenter und A.J. Foyt IV in Kurve eins nicht einig wurden. Zumindest in der IndyCar-Serie scheint der Begriff Teamorder relativ unbekannt zu sein. Der Restart erfolgte in Runde 50, dieses Mal war Wheldon der einzige Pilot der Spitzengruppe, der die Box aufsuchte.

Castroneves und Dixon konnten sich erneut absetzen, dahinter bildete sich eine Dreiergruppe mit Hornish Jr., Manning und Kanaan. Mit Respektabstand folgten die unauffällig fahrenden Scheckter, Buddy Rice und Danica Patrick, gefolgt von Andretti und Franchitti, die Druck machten.

Starke Phase von Andretti und Manning

Vor allem Andretti schien zu Rennmitte endlich ein ihm angenehmes Auto zu haben. Er ging an Patrick und Rice vorbei und drehte zu diesem Zeitpunkt die schnellsten Runden. Wer in der Folge etwas abbaute, war Hornish Jr., der Manning und Kanaan aufhielt, so dass auch Scheckter und Andretti sukzessive zu der Kampfgruppe aufschließen konnten.

Vitor Meira Darren Manning

Duell an der Boxenausfahrt: Vitor Meira (links) und Darren Manning Zoom

Nach einem Verbremser von Hornish Jr. in der Zielkurve nutzte Manning die Situation und konnte sich erneut den dritten Platz erobern. Der Brite brachte sofort ein paar Wagenlängen zwischen sich und der Konkurrenz. Auch Kanaan witterte nun seine Chance und setzte den scheinbar angeschlagenen Penske-Piloten massiv unter Druck.

In Runde 65 war es soweit, nicht nur Kanaan, auch Scheckter und Andretti konnten durchrutschen. Kanaan fuhr weiterhin aggressiv und hetzte Manning dann in einen Dreher. Der Foyt-Pilot fiel eine Runde zurück und beendete das Rennen etwas unter Wert geschlagen auf Rang zwölf.

Zum Finale eine Fünfergruppe

Es folgte eine weitere Gelbphase und der Restart in Runde 78. Die Reihenfolge lautete Castroneves vor Dixon, Kanaan, Andretti und Franchitti. Diese fünf Piloten konnten sich in der Folge absetzen. Auf Platz sechs folgte Scheckter vor Hornish Jr., Rice, Patrick und Wheldon, die mit dem Ausgang des Rennens aber nichts mehr zu tun hatten.

Vorne machten die drei Andrettis sofort Druck, abwechselnd fuhren sie die schnellsten Rundenzeiten, doch Castroneves und Dixon konterten. Die Andretti-Autos hatten offensichtlich ein Problem mit der Reifenabnutzung, denn sie konnten das ganze Rennen hindurch ihren hohen Anfangsspeed nicht mehr halten, je länger eine Grünphase dauerte.

Castroneves siegt vor Dixon und den Andrettis

So lief alles auf ein Duell zwischen dem brasilianischen Spiderman und dem neuseeländischen Ganassi-Piloten hinaus. Dixon ließ sich nicht abschütteln, er hielt den Abstand permanent im Sekundenbereich und lauerte auf einen Fehler des Penske-Piloten.

Helio Castroneves

Helio Castroneves wird als Sieger von St. Petersburg abgewunken Zoom

Der kam jedoch nicht mehr, und so endete ein unterhaltsames und abwechslungsreiches IndyCar-Rennen in St. Petersburg auf den ersten drei Plätzen kurioserweise mit dem exakt gleichen Ergebnis wie im Vorjahr: Castroneves vor Dixon und Kanaan - der Spiderman konnte wieder auf die Zäune der Streckenumrandung klettern, und sich verdientermaßen ausgiebig feiern lassen.

Andretti und Franchitti folgten auf Vier und Fünf, nicht auszudenken, wo die Andrettis gelandet wären, wenn diese unnötige Kollision zwischen Kannan und Franchitti in der ersten Runde nicht gewesen wäre.