Regeländerung für die 24h Spa: Mehr Freiheiten beim Boxenstopp

Neues Wettbewerbselement beim Boxenstopp: Die "GT World Challenge" und die 24h von Spa sollen durch Regeländerungen für 2020 an strategischer Würze gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Für den "GT World Challenge Europe Endurance Cup" und das 24-Stunden-Rennen in Spa wurden neue Regeln eingeführt, um den Rennsport strategisch wertvoller zu machen. Die Überarbeitung erfolgt, nachdem Teams und Medien das restriktive Reglement kritisierten, weil es zu einer Verwässerung der Rennen führe.

Titel-Bild zur News: Spa

Bei den Boxenstopps hat die GT World Challenge den Korrekturstift angesetzt Zoom

Die Änderungen des sportlichen Reglements betreffen in erster Linie die Boxenstopps. So wird die Mindeststandzeit, die ein Auto bei jedem regulären Stopp für Kraftstoff und Reifen an der Box verbringen muss, für das Jahr 2020 abgeschafft.

Auch der Ablauf der Boxenstopps wird neu geregelt: War seit 2018 der Reifenwechsel zeitgleich zum Tanken erlaubt, können die Reifen ab diesem Jahr erst dann gewechselt werden, wenn das Auto bereits aufgetankt ist. Die Tankzeit wird dafür elektronisch mit Sensoren gesteuert, die mit dem Datenerfassungssystem jedes Autos verbunden sind.

24h Spa: Neue Regeln für Pflichtboxenstopp

Für den Reifenwechsel an sich wird es keine Mindestzeit geben. Ziel dieser Änderung ist es, die Standzeit der Autos zu verringern, schnelle Reifenwechsel der Teams zu belohnen und der Strategie im Rennen wieder mehr Gewicht zu verleihen.

In Bezug auf das 24-Stunden-Rennen von Spa gibt es zudem ein Regelanpassung beim vorgeschriebenen technischen Boxenstopp. Seine Länge wird von fünf auf vier Minuten reduziert. Er kann künftig vom Start der 12. Stunde bis zum Ende der 22. Stunde eingelegt werden. Im Vorjahr musste er bis zum Ende der 15. Stunde absolviert sein.

Die wichtigste Änderung besteht aber darin, dass die Autos nun auch während einer Safety-Car-Phase oder unter den Bedingungen eines virtuellen Safety-Cars (Full Course Yellow FCY) an die Box fahren können, nicht wie bisher nur bei grüner Flagge.

"Lotterie-Effekt" soll künftig vermieden werden

Damit soll der sogenannte "Lotterie-Effekt" im Reglement beseitigt werden, wonach ein Auto, das sich bereits beim Aufruf eines Safety-Cars oder eines FCY an der Box befand, seinen technischen Boxenstopp absolvieren durfte. Er hat maßgeblich zum Sieg der Mannschaft von GPX Racing Porsche in Spa vergangenes Jahr beigetragen.

Stephane Ratel, Manager der "GT World Challenge Europe", erklärte die neuen Regeln gegenüber 'Motorsport-Total.com' damit, dass er "Strategie und Teamwork wieder stärken möchte, weil sie ein wichtiger Teil des Langstreckensports sind".


24 Stunden von Spa 2019

Der einzige Grund für Beschränkungen bei Boxenstopps habe darin bestanden, die Ausgaben der Hersteller und Teams zu begrenzen. "Ich habe immer gesagt, dass ich sie nicht mag. Aber wir haben sie eingeführt, um das Wettrüsten an den Boxen zu stoppen, als es kein anderes geeignetes System zu einem vertretbaren Preis gab", so Ratel.

Teams begrüßen die Regelanpassungen, aber...

"Der Fortschritt in der Technologie bedeutet, dass wir die Tankzeit elektronisch messen und kontrollieren können", erklärte er weiter. Das findet Anklang bei den Teams, die die Änderungen des sportlichen Reglements in der Mehrheit begrüßen.

Matt Wilson, Teammanager bei M-Sport Bentley, sagte zu 'Motorsport-Total.com': "Das alte Reglement nahm den Boxenstopps das Wettbewerbselement, weil es einfach war, den Reifenwechsel während des Tankens durchzuführen. Jetzt haben wir die Chance, Zeit in der Box zu gewinnen und vielleicht ein paar Autos zu überholen."

Sean Paul Breslin von Black Falcon Mercedes stimmt zu, dass die neuen Regeln mehr taktische Möglichkeiten bieten: "Es wird wieder ein strategisches Element für den Rennsport schaffen. Wir könnten mehr Doppelstints auf den Reifen sehen."

Gleichzeitig warnt Breslin davor, dass die Freigabe der Reifenwechsel zusätzliche Kosten verursacht. "Die besttrainierten Teams werden am schnellsten an den Boxen sein und das Training kostet Geld", erklärte er. "Unsere Mechaniker sind meist nur am Wochenende bei uns, daher wird die Regel Teams mit Vollzeitmitarbeitern bevorteilen."