Pérez & Gutiérrez die großen mexikanischen Hoffnungen

Seit vielen Jahren ist Mexiko von der Formel-1-Bühne verschwunden - Nun drängen mit Sergio Pérez und Esteban Gutiérrez zwei Nachwuchstalente nach

(Motorsport-Total.com) - Mexiko hat seinen Platz in der Formel-1-Geschichte. Zwischen 1963 und 1970 und von 1986 bis 1992 veranstaltete das Land einen Grand Prix. Es herrschte immer große Begeisterung um die Formel 1, obwohl es nur einen Spitzenpiloten aus Mexiko gab. Pedro Rodriguez hat die Rennen in Kyalami 1967 und in Spa-Francorchamps 1970 gewonnen. Seinem jüngeren Bruder Ricardo war dieses Glück nicht hold. In fünf Rennen für Ferrari konnte er sein Potenzial nicht zeigen und verunglückte zum Training für den Mexiko-Grand-Prix tödlich. Abgesehen von Hector Rabaque schaffte es niemand mehr in die Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Pérez ist mit seinen GP2-Erfolgen der Formel 1 am nächsten

Das könnte sich bald ändern, denn in den Nachwuchsklassen zeigen Sergio Pérez und Esteban Gutiérrez auf. Sie könnten das schaffen, was vielen ihrer Landsleute verwehrt geblieben ist. Nach Rabaque, der an der Seite von Nelson Piquet die klare Nummer zwei bei Brabham war, kam Adrian Fernandez der Königsklasse noch am nächsten. Er absolvierte die Formel Ford in Europa; doch ohne Geld ging er in die USA und wurde in der ChampCar erfolgreich. Das bereitete den Weg für Mario Dominguez, Michel Jourdain Jr. und Luis Diaz.#w1#

Die mexikanischen Fans warten aber auf den nächsten Formel-1-Helden. Ein Schlüssel dazu ist Telmex, ein Telekommunikationsgigant. Chef Carlos Slim und sein Sohn Carlos Jr. sind nämlich Rennfans. Daher haben sie vor einigen Jahren ein Programm ins Leben gerufen, dass ähnlich dem Red-Bull-Juniorteam, neue Talente finden und unterstützen soll. Im Unterschied zum österreichischen Kader konzentriert sich Telemex auf weniger Piloten, die alle den mexikanischen Pass besitzen.

Mit Erfolg, denn Gutérrez hat 2008 die Formel BMW gewonnen und führt derzeit die GP3-Tabelle überlegen an. Einen Schritt weiter Richtung Formel 1 ist Pérez, der in seiner zweiten vollen GP2-Saison auf Platz zwei hinter Seriensieger Pastor Maldonado liegt. "Esteban und ich haben unsere Motorsportkarriere in Europa begonnen. Wir haben nichts in Mexiko gemacht", wird Pérez von 'Autosport' zitiert. "Ich hoffe wir kommen beide in die Formel 1, denn das würde dem Sport in Mexiko einen Schub verleihen. Ich wäre nicht so weit gekommen, wenn ich in Mexiko geblieben wäre."

"Ich kenne Carlos seit ich fünf oder sechs Jahre alt bin", spricht der GP2-Pilot seinen Förderer an. "Mein Vater hat mit ihm gearbeitet, als er in das Projekt um Fernandez involviert war. Telmex hat mich im Kartsport unter Vertrag genommen. Ich habe die Meisterschaft angeführt, aber ich hatte eine Ausnahmegenehmigung, denn ich führ gegen ältere, da ich erst 13 war."

Esteban Gutierrez

Der Mexikaner Esteban Gutiérrez dominiert die neue GP3-Meisterschaft Zoom

"Dann hatte ich mit einem der älteren Fahrer einen Unfall und sie nahmen mir meine Genehmigung weg. Es waren noch zwei Rennwochenenden übrig und ich verlor deshalb die Meisterschaft. Telmex hat mich gegen den Meister getestet und ich war schneller, also haben sie mich nach Amerika geschickt."

Mit 14 fuhr Pérez in der Barber-Dodge-Serie. Danach ist er nach Deutschland gezogen, um in der Formel BMW zu fahren. In den Regeln steht, dass man im Rennjahr 16 werden muss, weshalb Pérez seinen Geburtstag von Januar 1990 auf Dezember 1989 vorlegte. "Telmex wollte mich nicht gleich nach Europa schicken, also war ich in der Barber-Dodge-Serie, um zu lernen."

Schwierige Zeit in der Formel BMW

"Ich habe mich gut geschlagen, also wurde ich nach Deutschland in ein sehr kleines Team mit einem kleinen Budget geschickt. Das Team hat ein Restaurant betrieben und es war fast kein Geld vorhanden. Ich bin ganz alleine nach Europa gekommen. Ein kleiner Mexikaner in einem kleinen Dorf mit 100 Einwohnern."

"Wenn man von Mexiko kommt dann denkt man, dass man in fünf Jahren in der Formel 1 ist, in sechs bei Ferrari und in sieben Weltmeister." Sergio Pérez

"Im ersten Jahr war es wirklich hart. Ich dachte eigentlich, dass es sehr einfach ist, in Europa zu leben und Rennen zu fahren. Dann habe ich realisiert, wie hart es werden wird, meinen Traum zu erfüllen", beschreibt Pérez.

"Um ehrlich zu sein, ich habe mich für Deutschland entschieden. Ich hatte den Eindruck, dass BMW sehr stark ist, also musste es das Beste für mich sein. Dort wurde ich gut ausgebildet und hat mir den Eindruck vermittelt, dass es nicht einfach wird, in die Formel 1 zukommen. Wenn man von Mexiko kommt dann denkt man, dass man in fünf Jahren in der Formel 1 ist, in sechs bei Ferrari und in sieben Weltmeister."

"So ist es nicht und man muss sehr hart arbeiten, um dorthin zu gelangen. Ich habe mit 15 erkannt, dass ich sehr viel arbeiten und Entbehrungen auf mich nehmen muss, speziell weil ich Mexikaner bin. Als Europäer hat man seine Familie dabei und wenn das Wochenende gelaufen ist, fährt man nach Hause. Wenn mein Rennwochenende fertig ist, fahre ich zu mir und bin komplett alleine. Aber ich habe mich daran gewöhnt."

Die beiden Jahre in der Formel BMW sind nicht gut gelaufen. Dann entschied sich Pérez für die nationale Klasse in der britischen Formel 3. "Bei BMW war ich richtig schlecht, es war kein gutes Jahr. Ich habe nicht viel gelernt, also haben wir uns für die Formel 3 entschieden, um wirklich Fahren zu lernen, die Abstimmung zu beherrschen. Dort hat dann wirklich alles angefangen."

Er hat gleich den Titel gewonnen und hätte in der Hauptserie für ein Topteam fahren können. Stattdessen blieb er T-Sport treu. Beide mussten lernen und das hat vielleicht den Titel gekostet, der schlussendlich an Jaime Alguersuari gegangen ist.

"2008 habe ich vier Rennen gewonnen und habe die Meisterschaft angeführt. Es war hart, denn Dallara hat ein neues Auto gebracht und wir waren das einzige Team, das nur ein Fahrzeug eingesetzt hat. Ich musste alles entwickeln, während Carlin fünf Fahrer hatte. Zu Beginn habe ich die Meisterschaft dominiert, aber dann konnte ich Carlin nicht mehr schlagen."

Durchbruch in der GP2

Im Winter 2008/09 absolvierte Pérez die GP2-Asia-Meisterschaft für Barwa als Teamkollege von Vitaly Petrov. Der Mexikaner gewann zweimal, wurde für die Hauptserie aber gegen Romain Grosjean ausgetauscht. Also wechselte Pérez zu Arden. Im ersten GP2-Jahr ging es hauptsächlich um das Lernen. Für die aktuelle Saison wechselte der 20-Jährige wieder zu der spanischen Barwa-Truppe und ist seither in der Spitzengruppe zu finden.

"Ich bin unterschiedliche Kulturen und verschiedene Menschen gewohnt. In diesem Sport gewöhnt man sich daran mit Leuten aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Wenn wir alle spanisch Sprechen, versteht mein Teamkollege nichts, das ist ein Problem für ihn", spricht Pérez Giedo van der Garde an.

Sergio Perez

In der GP2 hat Sergio Pérez den internationalen Durchbruch geschafft Zoom

"Es ist trotzdem eine komische Situation, denn die Leute glauben, dass ich es einfach habe - einen reichen Gönner und alles leicht und cool ist. Aber so ist es nicht. Ich muss Sponsoren finden, damit ich leben kann und es ist nicht einfach Geld in Mexiko zu finden. Es wird aber immer besser, denn der Sport wird populärer weil Esteban und ich gewinnen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie hart der Druck manchmal ist."

"Bisher war meine Karriere nicht einfach, denn ich war nie zuvor in einem Topteam", sagt Pérez. "Mein erstes Jahr in einem Spitzenteam und die Resultate sind da. Es gibt einen Punkt in einer Karriere, an dem man zeigen muss, was man kann. Wenn man nicht gut genug ist, kann man im nächsten Jahr heimfahren."

In naher Zukunft soll der Sprung in die Formel 1 geschafft werden. "Wir arbeiten nun sechs Jahre daran. Die Chance jetzt ist gut. Hoffentlich schaffen wir es im nächsten Jahr. Derzeit arbeite ich noch hart an der GP2 und denke auch nur daran und an nichts anderes. Ich versuche mein Bestes zu geben, um die Meisterschaft zu gewinnen."

"Meine Sponsoren haben mit einigen Teams gesprochen, aber sie sagen mit nicht viel, denn sie wollen mich nicht anlenken. Ich frage auch nicht nach Informationen, denn ich will meinen Job erledigen. Ich möchte das Jahr gut beenden. Wenn es dann um die Formel 1 geht, werde ich darüber reden."