Vorschau Formel E Berlin: Doppelter Höhepunkt in Tempelhof

Auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof ist die Formel E an diesem Wochenende gleich doppelt zu Gast: Große Chancen, den Titelkampf zu beeinflussen

(Motorsport-Total.com) - Die Formel E hebt wieder auf dem Flughafen Tempelhof ab. Nachdem die Elektromeisterschaft im Jahr 2016 in die Berliner Innenstadt auswich, kehrt man nun an den Ort zurück, an dem 2015 der allererste deutsche ePrix ausgetragen wurde. Am Samstag und am Sonntag findet in der deutschen Hauptstadt der erste Doppellauf in dieser Formel-E-Saison statt, bei dem sich in der Meisterschaft noch einmal alles drehen oder eine Vorentscheidung fallen kann.

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi

Sebastien Buemi möchte in Berlin einen wichtigen Schritt zum Titel machen Zoom

Denn im Bestfall kann ein Pilot beim Event 58 Zähler sammeln und damit die Konkurrenz unter Zugzwang setzen. Das gilt vor allem für Sebastien Buemi. Der Schweizer hat fünf der sechs bisherigen Saisonrennen gewonnen und sich zuletzt in Paris eine gute Führung in der Meisterschaft gesichert. 43 Zähler liegt er vor seinem ärgsten Rivalen Lucas di Grassi und könnte in Berlin schon einen wichtigen Schritt machen.

Das wäre für den Renault-e.dams-Piloten auch von großer Bedeutung, schließlich muss er sich ein gutes Polster aufbauen, weil er den folgenden Event in New York aufgrund einer Terminkollision auslassen muss. Und weil er bislang so erfolgreich war, muss Buemi auch eigentlich nichts anders machen: "Ich komme mit der gleichen Einstellung wie in Monaco und Paris nach Berlin. Ich bin bereit, um mehr Punkte zu kämpfen", sagt der Schweizer.

Kommt di Grassi noch einmal heran?

Das will Lucas di Grassi natürlich verhindern. Der Abt-Pilot ist der einzig verbliebene realistische Titelkonkurrent, hat mit seiner Nullnummer von Paris allerdings einen schweren Rückschlag erlitten. Der Brasilianer hat süßsaure Erinnerungen, wenn er an Tempelhof denkt, denn das Rennen vor zwei Jahren konnte er souverän für sich entscheiden, bevor er wegen eines nicht regelkonformen Frontflügels disqualifiziert wurde.

Jetzt weiß er, dass ihm ein wichtiges Wochenende bevorsteht, will er im dritten Jahr endlich den Fahrertitel haben. Denn weil der ePrix von Brüssel ausfällt, gibt es hier gleich zwei Rennen zu bewältigen. "Mit einem perfekten Wochenende können wir eine Menge aufholen und den Titelkampf wieder spannend machen", so di Grassi, der bislang einmal in dieser Saison gewinnen konnte.


Formel E in Berlin

Die Strecke ist für alle Piloten in diesem Jahr Neuland, obwohl man 2015 schon einmal hier gefahren ist. Doch weil der Lauf damals kaum Action bot, hat man ein neues Layout installiert. Mit zwei langen, flachen Abschnitten, die von einem engen, technischen ersten Sektor und zwei Haarnadelkurven mit guten Überholmöglichkeiten im letzten Sektor abgelöst werden, hat man neue Optionen versucht. Die Hauptgerade ist eigentlich ein schneller linksverlaufender Bogen, der dem Layout des Flughafenareals folgt.

Neues Layout soll mehr Action bieten

"Das ist ein echt cooles Design", sagt Daniel Abt, der einer von drei Lokalmatadoren ist. Vor allem Kurve 1 findet er interessant. Diese ist nämlich keine typische Formel-E-Kurve, sondern sie geht scheinbar endlos nach links im Kreis, bis man für Kurve 2 die Richtung wechselt. "So etwas haben wir noch nicht gesehen. Normalerweise kann man solche Kurven nicht bauen, aber in Tempelhof haben wir die Freiheit, und ich mag es, dass sie eine besondere Lösung genommen haben."

Eine besondere Herausforderung ist auch die Beschaffenheit der Oberfläche. Fährt man bei den Stadtkursen normalerweise auf griffigem Asphalt, müssen die Piloten in Tempelhof mit rutschigem Beton zurechtkommen. "Wir wissen nicht, wie sich die Reifen verhalten werden, von daher ist das für alle eine unbekannte Route. Mit Sicherheit wird es anders als sonst werden. Weil es hier etwas rauer ist, war der Reifenabbau (2015; Anm. d. Red.) auch höher. Das wird ein weiterer Faktor", so Abt.

Layout Formel E Berlin

Der ePrix in Tempelhof hat ein neues Layout spendiert bekommen Zoom

Sportlich möchte der Kemptener an den Erfolg aus dem Vorjahr anknüpfen, wo er beim Heimspiel in Berlin seine bislang beste Platzierung in der Formel E einfahren konnte: Rang zwei vor Teamkollege Lucas di Grassi. "Ich verbinde mit Berlin einige meiner schönsten Formel-E-Erinnerungen. Besonders die Tage im letzten Jahr mit den vielen Fans und der Party auf dem Podium werde ich nie vergessen", meint der Deutsche.

Heidfeld für guten Zweck unterwegs

Sein Landsmann Nick Heidfeld träumt ebenfalls vom Podest. Der Mahindra-Pilot kam schon in Monaco und Paris auf Rang drei und würde sich über den Hattrick freuen - zumal er in Berlin für eine gute Sache unterwegs ist: Für jeden eingefahrenen Punkt an diesem Wochenende spendet ein Partner 100 Euro an ein Projekt der Welthungerhilfe. Ein gutes Resultat ist für ihn also umso mehr willkommen.

"Ein Heimrennen ist immer etwas Besonderes, und dieses Mal habe ich sogar die doppelte Chance auf ein starkes Ergebnis, weil wir am Samstag und am Sonntag ein Rennen haben", so der Mönchengladbacher vor dem Event. "Was die Performance und das Auto angeht, so bauen wir auf dem Erfolg der vergangenen Rennen auf." Derzeit liegt Heidfeld auf Rang vier der Gesamtwertung.

Mit Maro Engel ist der dritte Deutsche wieder zurück in seinem Cockpit. In Paris musste der Venturi-Pilot aufgrund seines DTM-Engagements aussetzen - wie auch Loic Duval (Dragon) -, doch sein Heimrennen kann er an diesem Wochenende wieder bestreiten. Allerdings muss er sich dabei an einen neuen Teamkollegen gewöhnen: Tom Dillmann, der Engel zuletzt noch vertrat, wird das Auto von Stephane Sarrazin pilotieren, der seinerseits zu Techeetah wechselt, um dort den in die IndyCar-Serie gegangenen Esteban Gutierrez abzulösen.


Formel E in Berlin: Highlights des Rennens

Lucas di Grassi sichert sich den Sieg beim ePrix in Berlin, wird allerdings anschließend disqualifiziert Weitere Formelsport-Videos

Trotz des Doppelevents müssen sich Fans an diesem Wochenende nicht auf einen neuen Zeitplan einstellen: Wie üblich gibt es am Samstag und Sonntag je zwei Trainingssessions, bevor um 12 Uhr MESZ die Qualifikation beginnt. Beide Rennen beginnen jeweils um 16 Uhr MESZ und werden auf DMAX übertragen.