• 22.05.2015 13:35

  • von Norman Fischer & Roman Wittemeier

Berliner Beton: Zwischen Sebring und Panzerplatte

Der Formel-E-Kurs von Berlin ist aus vielen Gründen einzigartig, und der Untergrund aus Beton regt bei einigen Piloten kuriose Vergleiche mit der Rallyeszene an

(Motorsport-Total.com) - Berlin ist anders. Anders als die bisherigen Kurse musste die Strecke für den Formel-E-Lauf in Deutschland nicht an gegebene Straßen angepasst werden. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof waren den Designern etwas größere Freiheiten eingeräumt worden. Die Folgen: Das Layout sieht eher aus wie eine richtige Rennstrecke und besitzt nicht die bisher so typischen 90-Grad-Kurven und Schikanen.

Titel-Bild zur News: Daniel Abt

Im Straßenwagen ist der Beton von Tempelhof kein großes Problem Zoom

"Das Layout ist so ganz anders als jenes in Monaco oder sonstwo", schildert Venturi-Pilot Stephane Sarrazin gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Anders muss aber nicht immer schlecht bedeuten, weiß sein Virgin-Kollege Sam Bird: "Es könnte für viele Überholmanöver sorgen, von daher ist das gut." Der Kurs von Monaco, auf dem zuletzt vor zwei Wochen gefahren wurde, mag zwar vom Prestige her weit über einem Flughafenrennen stehen, doch schon jeder Formel-1-Fan weiß, dass im Fürstentum die wenigsten Überholmanöver des Jahres stattfinden.

In Berlin könnte die Formel E hingegen ein völlig neues Racing erleben. Die Strecke lädt eher zu Manövern ein und ist vor allem viel breiter als die bisherigen Austragungsorte. "Die ersten zwei Sektoren sind schnell, es gibt beispielsweise in den Kurven eins und drei gute Überholmöglichkeiten. Das verspricht Action", freut sich Sarrazin schon auf das Rennen. "Der dritte Sektor ist viel kurviger. Das bricht den Rhythmus und macht es interessant. Es gibt genügend Chancen für Fehler, an vielen Stellen kann man unterschiedliche Linien probieren."

Doch abgesehen vom Layout hat der Kurs in Tempelhof noch eine weitere Besonderheit aufzuweisen, die die Fahrer so noch nicht kennen: "Wir fahren hier auf Beton und nicht auf Asphalt", erklärt Bird, während sich Sarrazin diesbezüglich an den legendären US-Kurs von Sebring erinnert fühlt. "Es wird sehr holprig. Diese Betonplatten haben teilweise in der Höhe einen mächtigen Versatz, die Art des Beton ist auch unterschiedlich", sagt der Franzose und geht sogar noch einen Schritt weiter. "Mich erinnert das nicht nur an Sebring, sondern auch an die berühmte Rallyeprüfung in Deutschland auf der Panzerplatte - ganz witzig."

Im letzten Sektor führt die Strecke dann unterhalb der Überdachung der alten Flughalle entlang - auch einmalig für ein Formel-E-Rennen. "Dort ist wahrscheinlich noch nie Regen hingekommen. Der Belag wird dort ganz sicher rutschig sein - ausgerechnet dort, wo es viele enge Ecken gibt", hat sich der Venturi-Pilot schon intensiv mit den Begebenheiten auseinandergesetzt. Denn wo kein Regen, da wird auch kein Schmutz von der Strecke gewaschen.


Formel E in Berlin

So oder so ist Berlin für die Piloten eine einzigartige Angelegenheit, auf die man sich erst einmal einstellen muss. "Der Schlüssel ist, wie unser Auto mit diesen Umständen zurechtkommt und wie wir die Energie managen", meint Sam Bird. Und während Energiemanagement ja ohnehin das ganze Jahr über Thema der Serie ist, wird sich spätestens im Qualifying zeigen, wer das auch auf Beton gut kann.