• 05.09.2016 18:49

  • von Gerald Dirnbeck & Roman Wittemeier

Audi-Einstieg: Die Gründe für Interesse an der Formel E

Audi intensiviert die Partnerschaft mit dem Abt-Team und Schaeffler für die Formel E - Wolfgang Ullrich erklärt die Hintergründe für den Einstieg in die Elektrorennserie

(Motorsport-Total.com) - "Wir hatten von Beginn an den Eindruck, dass die Formel E etwas sein könnte, das in Zukunft interessant sein könnte", sagt Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich. "Deswegen trägt das Team seit jeher den Namen Audi Sport mit im Titel." Ab der Saison 2016/17, die am 9. Oktober in Hongkong beginnt, verstärkt Audi sein Engagement beim Formel-E-Team Abt. Darüber hinaus ist geplant, die Formel E zur Saison 2017/18 zu einem werksseitigen Motorsport-Programm auszuweiten.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Die Zusammenarbeit mit Schaeffler und Abt wird im ersten Schritt intensiviert Zoom

Audi intensiviert in Zukunft die bestehende Partnerschaft mit dem Rennstall durch finanzielle und technische Unterstützung. Der neue ABT Schaeffler MGU01+ für die kommende Saison wurde von Technologiepartner Schaeffler weiterentwickelt. In Zukunft wird die Zusammenarbeit zwischen Audi Sport und Schaeffler schrittweise intensiviert. "Ich freue mich sehr, dass wir die Antriebsstrang-Entwicklung jetzt gemeinsam mit Audi Sport, die die Gesamtentwicklung übernehmen werden, fortführen können.", sagt Peter Gutzmer, der bei Schaeffler die Entwicklung des Antriebsstrangs leitet.

Bisher ist kein Geld von Audi an das Abt-Team geflossen. In Zukunft wird sich das ändern, wenn zur Saison 2017/18 ein Werksteam geplant ist. Allerdings wird es auch dann das Einheitschassis geben und nur der Antrieb ist für die Entwicklung freigegeben. "Das ist uns klar", sagt Ullrich gegenüber 'Motorsport-Total.com' zu diesem Umstand. "Es wird ein Standardauto sein. Ein Hersteller kann sich aber über den Antriebsstrang identifizieren. E-Mobilität ist in unserem Haus eines der großen Strategieziele."

Wolfgang Ullrich

Wolfgang Ullrich erklärt die Hintergründe für den Formel-E-Einstieg von Audi Zoom

Die Formel E ist für mehrere Hersteller interessant geworden. Renault verfolgt bereits ein erfolgreiches Programm, in der kommenden Saison steigt Jaguar ein. Neben Audi wird auch BMW ein großes Interesse an der Serie nachgesagt. Audi wird ab 2017 neben der Langstrecken-WM und der DTM ein drittes Werksprogramm stemmen. "Die Entscheidung zum Einstieg wurde von Audi getroffen", bestätigt Ullrich und hält fest: "Diese Entscheidung musste aber vom Konzern bestätigt werden."

Als Entwicklungspartner für den Elektroantrieb ist Schaeffler langfristig vorgesehen, der künftige Antrieb basiert auf dem Hybrid-Motor des LMP1 von 2014. Die Pläne dazu wurden bereits an Schaeffler übergeben. Die Erfahrungen in der WEC gaben auch den Ausschlag für das Engagement in der Formel E. Man kann auf hochentwickelte Technologie zurückgreifen. "Genau das hat uns eine gute Basis geliefert und somit war es ein Faktor bei der Konzernentscheidung, welche Marke es machen soll", bestätigt Ullrich.


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Da noch länger mit dem Einheitschassis gefahren wird und auch die Batterien Einheitsteile bleiben, sind die Kosten unter Kontrolle und die Hersteller können sich komplett auf den Antrieb konzentrieren. Die Batterietechnik ist dennoch ein Knackpunkt, denn viele Firmen wünschen sich auch eine Freigabe in diesem Bereich. Der Wettbewerb wurde von der Formel E aus Kostengründen aufgeschoben. Es wird noch länger mit einem einzigen Batterienpartner zusammengearbeitet, der es bald ermöglichen soll, ein Rennen ohne Fahrzeugwechsel bestreiten zu können.

Im Bereich der Speichertechnologie eignete sich Audi in den vergangenen Jahren in der Langstrecken-WM umfassendes Wissen an. Eine eigene Batterieentwicklung wäre demnach auch für die Formel E interessant. "Das ist das, was man im Reglement zukünftig genau ausarbeiten muss", denkt Ullrich an Gespräche mit den Formel-E-Machern. "Die nächsten Batterien werden zunächst einmal welche sein, die eine größere Kapazität haben. Allerdings kommen diese wieder von einem Einheitshersteller. Das ist die jetzige Entscheidung. Vielleicht kommt es mal so wie beim Antriebsstrang: Man entwickelt eine eigene Batterie, die man auf Wunsch anderen Teams zur Verfügung stellen muss."