• 30.04.2012 18:32

  • von Dominik Sharaf

Ludwig: "Wie seit den siebziger Jahren nicht mehr"

Der Zuschauerzuspruch und spannende Zweikämpfe beim DTM-Auftakt haben die Rennsport-Legende fasziniert - Lob und Bewunderung für Norbert Haug

(Motorsport-Total.com) - Es war Bernd Schneider, den die Medien zu seiner aktiven Zeit gerne "Mister DTM" nannten. Klaus Ludwig sieht einen anderen langjährigen Mercedes-Mann in dieser Rolle: Norbert Haug. Gegenüber der Münchener 'Abendzeitung' lobt er die Verdienste von ITR-Boss Hans-Werner Aufrecht und der Verantwortlichen von Audi, macht dem Motorsportchef der Stuttgarter aber ein besonderes Kompliment: "Man kann Norbert Haug gar nicht dankbar genug sein, dass er immer an die DTM geglaubt hat. Mercedes ist als einziger Hersteller immer dabei gewesen, das ist auch sein Verdienst."

Titel-Bild zur News: Wolfgang Ullrich (Audi Sportchef)

Bei der DTM Immer noch ein gerne gesehener Gast: Klaus Ludwig (rechts)

Es seien die schweren Zeiten gewesen, in denen Haug seine Treue zu der Serie demonstriert und damit zu ihrem Erhalt beigetragen hätte. "Er hat die DTM am Leben gehalten, als sie quasi zwangsbeatmet werden musste", so Ludwig, der dem Haug menschliche Qualitäten zuschreibt.

"Haben Sie gesehen, wie er sich über den Sieg von Nico Rosberg in China gefreut hat? Norbert lebt den Motorsport!", betont der gebürtige Bonner die emotionale Seite, die im Zuge des ersten Formel-1-Erfolges für die Silberpfeile zum Ausdruck kam. "Und das sage ich nicht, weil er schon bei meinen Siegen der Chef war", spielt Ludwig auf seine DTM-Titel 1992 und 1994 an.

So freut es Ludwig auch, dass die DTM in der Saison 2012 einen Popularitätsschub erfahren zu haben scheint. Die Zuschauerresonanz beim Auftakt am Hockenheimring am vergangenen Wochenende - es kamen 142.000 Fans an drei Tagen - sei sensationell gewesen, findet er: "Wo sind denn sonst so viele Zuschauer? Beim Fußball, klar. Aber sonst? So rosig waren die Aussichten seit den siebziger Jahren nicht mehr. Ich glaube, wir werden die spannendste Saison der vergangenen Jahre erleben."

Die neue Attraktivität der DTM sei auf die Fannähe der Serie und die Leistungsdichte zurückzuführen: "Das führt zu tollen Rad-an-Rad-Duellen, die in der Formel 1 gar nicht möglich sind." Der Einstieg von BMW habe weinen weiteren Schub gebracht.

Die Verspottung der DTM als Markenpokal in der Ära der Alleinherrschaft von Audi und Mercedes ist für Ludwig passé - ein paar Pferdestärken mehr dürften die "wunderschönen" neuen Autos für seinen Geschmack dennoch haben. "Die Räder drehen nicht genug durch. 50 oder 100 PS mehr - und wir hätten ein grandioses Spektakel."

Zum perfekten DTM-Rezept fehlt dem dreifachen Le-Mans-Sieger noch die Würze von echten Stars: "Das Produkt, das Auto steht oft im Vordergrund. Die Vermarktung der Fahrer müsste noch mehr Gewicht bekommen." Potenzielle Gesichter mit Wiedererkennungswert sieht Ludwig in Edoardo Mortara und Christian Vietoris, seinem Geheimtipp für 2012. "Sieht gut aus, eloquent, aus gutem Haus", lobt er den Gönnersdorfer.