• 28.06.2015 17:49

  • von Stefan Ziegler

"Kompromisslos gekämpft": Green ein Opfer zu großer Härte?

Wo ist die Grenze zwischen einem harten Zweikampf und zu viel Einsatz? Audi-DTM-Leiter Dieter Gass kritisiert die Konkurrenz für ein zu heftiges Manöver

(Motorsport-Total.com) - Jamie Green (Rosberg-Audi) blieb im Sonntagsrennen der DTM am Norisring ohne Punkte. Und das hat Folgen für die Gesamtwertung. Denn der Vorsprung des britischen Rennfahrers, der auch nach dem dritten Rennwochenende der DTM-Saison 2015 an der Tabellenspitze liegt, ist deutlich geschrumpft. Schuld daran ist auch ein harter Zweikampf, durch den Green aus den Punkterängen herausfiel.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Auch Timo Glock bekam am Norisring die Härte im DTM-Fahrerfeld zu spüren... Zoom

Das ist zumindest der Eindruck, der sich bei Audi-DTM-Leiter Dieter Gass eingestellt hat. Er meint: Maxime Martin (RMG-BMW) sei zu rustikal mit Green umgegangen. Martin und Green waren im Duell miteinander kollidiert, Green rollte anschließend mit Reifenschaden an die Box und fiel weit zurück. "Das war nicht in Ordnung", meint Gass. "Wenn ein Fahrzeug nach einem Zweikampf in die Box fahren muss, um die Reifen wechseln oder etwas reparieren zu lassen, war es wohl etwas zu viel. Ich bin auch etwas enttäuscht, dass sich das die Rennleitung nicht angeschaut hat."

BMW-Sportchef Jens Marquardt hat hingegen viel Gefallen gefunden am Zweikampfverhalten von Martin. Der Belgier habe "kompromisslos um jeden Meter gekämpft", so Marquardt. "In unserer aktuellen Situation sind dies genau die Eigenschaften, die wir zeigen müssen, um wieder dahin zu kommen, wo wir hin wollen."

Auch Bruno Spengler (MTEK-BMW) hatte sich mit Lackaustausch gegen einen Audi-Piloten durchgesetzt und laut Marquardt "großes Kämpferherz" gezeigt, als er Mattias Ekström (Abt-Sportsline) kurz vor Schluss von Platz drei verdrängte. Spengler habe "zum richtigen Zeitpunkt" attackiert und "verdient" den ersten BMW-Podestplatz des Jahres erobert. Und auch in den Augen von Gass war dieser Zweikampf im Rahmen des Erlaubten: "Es war ein hartes und gutes Manöver. Alle wollen so etwas sehen."


Fotos: DTM am Norisring, Rennen


Ekström selbst äußert sich übrigens ähnlich zu dieser Situation. Er hegt keinen Groll gegen Spengler, sondern gibt sich mit Platz vier zufrieden. "Am Ende waren meine Reifen hinüber. Bruno war schneller. Ich gab ihm eine Chance, er hat sie genutzt. Ich hatte schon damit gerechnet, dass er vorbeigehen würde", so der Audi-Fahrer. BMW-Pilot Spengler meint: "Mattias ist super gefahren, aber ich habe die Lücke gefunden."

Green hilft all dies nicht. Er nimmt nur sechs Punkte aus Nürnberg mit und einen auf elf Punkte geschrumpften Vorsprung in der DTM-Gesamtwertung. Dort führt er mit 81 Zählern vor Ekström (70) und Pascal Wehrlein (HWA-Mercedes/67).