• 05.06.2013 12:34

  • von Roman Wittemeier

Glock: "Eine Last fällt von den Schultern"

Interview mit BMW-Pilot Timo Glock: Der erste Podestbesuch in der DTM, das gute Gefühl auf Optionsreifen und das Unverständnis für manche Strafen

(Motorsport-Total.com) - Bei Timo Glock ist der DTM-Knoten geplatzt. Bereits in seinem dritten Rennen nach dem Wechsel aus der Formel 1 konnte der gebürtige Odenwälder in Spielberg auf Platz drei fahren. Der BMW-Neuzugang schnupperte phasenweise sogar an einem Sieg, aber ein langsamer zweiter Stopp beendete diese Träume. Dennoch: Glock ist glücklich. Die Emotionen auf dem Podium, das Gefühl beim Fahren im M3 und die Erleichterung nach seinem Erfolg schildert der 31-Jährige im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock feierte in Spielberg seinen ersten Podestplatz in der DTM Zoom

Frage: "Timo, Glückwunsch zu deinem ersten Podestbesuch seit Singapur 2009. War das Gefühl auf dem Podium ähnlich wie vor knapp vier Jahren?"
Timo Glock: "Das war irgendwie anders. Es ging alles sehr, sehr schnell. Es rauschte alles vorbei. Insgesamt ist die Situation anders als damals in der Formel 1. Singapur 2009 war eine Situation, wo sich schon etwas abzeichnete, dass Toyota wohl aus der Formel 1 aussteigen würde. Das war eine schwierige Zeit, das Podest damals sehr wichtig. Jetzt auf dem DTM-Podium zu stehen, war einfach anders. Wenn man als Neuling in die Szene kommt, man im dritten Rennen auf das Podest fährt und es eigentlich niemand erwartet hat, dann ist so etwas sehr schön."

Frage: "Die Taktik war im Spielberg-Rennen sehr wichtig. Du bist auf den Standardreifen gestartet, hast dann sofort auf Options gewechselt. War das genau der richtige Weg?"
Glock: "Ja, absolut. Deswegen sind wir nach vorne gekommen. Die Taktik hat eine Rolle gespielt, aber natürlich auch der Speed. Ich war phasenweise fünf bis sieben Zehntelsekunden schneller unterwegs als die Jungs an der Spitze. Ich war erstaunt über mein Tempo, dass ich über lange Zeit so extrem schnell war. Das war der Schlüssel, so weit nach vorne kommen zu können. Einige andere hatten es mit einer solchen Taktik schon einmal vorgemacht. Es war klar, dass so etwas funktionieren kann, aber der Speed muss dann auch passen."

"Ich habe zwei oder drei Überholmanöver gemacht, die wichtig waren, um dann entsprechend freie Fahrt zu haben. Bei freier Fahrt war ich auf einem sehr, sehr hohen Niveau unterwegs. Das - gepaart mit einem schnellen ersten Boxenstopp - hat mich nach vorn gebracht. Der zweite Stopp hat zwei Sekunden länger gedauert. Ich hätte vielleicht vor Marco herauskommen können, vielleicht sogar auch vor Bruno. Aber beide hatten am Ende frischere Reifen, ich war im letzten Stint auf gebrauchten Pneus unterwegs. Wahrscheinlich hätten sie mich dann ohnehin wieder geschnappt. Es war insgesamt absolut okay."

Wäre Molina nicht dort gewesen...

Frage: "Wegen der unterschiedlichen Strategien war es nicht immer einfach, das Rennen zu lesen. Hat man dir von der Box aus geholfen, dir gesagt, wo du im Rennen gerade liegst?"
Glock: "Ich habe irgendwann aus der Box einen Funkspruch bekommen, dass ich auf Rang sechs liege und die fünf Autos vor mir noch stoppen müssen. Mir war aber nicht ganz klar, wie groß der Abstand zu den fünf Autos ist. Ich dachte, dass wir in Podestnähe kommen können, aber dass ich dann so knapp hinter dem führenden Bruno herauskam, da war ich überrascht."

"Ab diesem Moment war klar, dass ich vorne mitfahren kann. Das war ein schönes Gefühl. Da habe ich dann nochmal alles versucht, habe alles reingelegt. Leider blieb ich hinter Miguel Molina etwas hängen. Das Team meinte, wir hätten eine Chance auf den Sieg gehabt, wenn ich kurz vor Brunos Boxenstopp entsprechend freie Fahrt gehabt hätte. Aber das nützt jetzt nichts mehr, außerdem hatten Marco und Bruno wahrscheinlich die besseren Reifen am Ende. Der Speed war da und ich habe es umgesetzt - das ist wichtig für mich."

"Ich freue mich persönlich für mich und für BMW, empfinde es als Erleichterung. Gleichzeitig freue ich mich auch unheimlich für meinen langjährigen Partner Deutsche Post. Es ist toll, dass ich deren Engagement in gewisser Weise mit einem Erfolg belohnen durfte. Es ist bisher nicht allzu oft passiert, dass ein 'Post-Auto' so weit vorne landet. Und dann fährt mein MTEK-Teamkollege Marco Wittmann auch noch auf Platz zwei. Der Marco war früher in der Speed Academy der Deutschen Post. Also ein rosaroter Jubeltag für Gelb."


Fotos: DTM in Spielberg


Optionsreifen liegen dem Ex-Formel-1-Star

Frage: "Du warst beeindruckend schnell unterwegs, aber dennoch sah deine Fahrt nach Leichtigkeit aus. Es war extrem flüssig und sauber. Warst du in einem solchen Flow, oder warst du mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs?"
Glock: "Diesen Rhythmus musst du haben, und ich hatte ihn. Wir hatten uns am Samstag im Qualifying mit dem Standardreifen vielleicht ein klein wenig verzockt. Für die Fahrten mit dem Standardreifen war es eben nicht ganz optimal, für den Optionsreifen aber umso besser. Dieser weichere Pneu passt einfach viel besser zu meinem Fahrstil, ich komme mit dem Reifen viel, viel besser zurecht. So etwas gibt den Ausschlag. Wenn das Gefühl besser ist, dann kannst du dich regelrecht da hineinsteigern. Ich habe dadurch rund und flüssig fahren können. In dieser Konstellation hat alles gepasst. Das Auto war sehr stark."

Frage: "Andere Ex-Formel-1-Piloten haben jahrelang auf Podestplätze warten müssen, haben es teilweise nie geschafft. Bei dir ging es nun schon im dritten Rennen. Ist der Knoten geplatzt? Weißt du jetzt, wie DTM funktioniert?"
Glock: "Damit könnte der Knoten vielleicht geplatzt sein. Sicher ist, dass mir schon eine gewisse Last von den Schultern gefallen ist. Es ist natürlich so, dass jeder drauf schaut, auf welchen Platz ich fahre. Viele haben vorher gesagt: 'Wenn es einer schafft, dann der Timo'. Ich wusste aber, wie schwierig das Thema DTM ist und wie eng dort alles beisammen liegt. Da muss man alles auf den Punkt bringen können, um erfolgreich zu sein. Es gibt sicherlich noch ein paar Punkte, in denen ich mich verbessern muss. Das wird auch passieren."

Timo Glock

Heißer Ritt mit der "Postkutsche": Timo Glock auf dem Red-Bull-Ring Zoom

"Jetzt in Spielberg auf dem Podium zu stehen, ist für mich persönlich ein gutes Gefühl. Ich bin jahrelang in der Formel 1 weit hinten herumgefahren. Da kommt irgendwann einmal der Gedanke, ob man mit gutem Material wirklich noch vorne mitmischen könnte. Da denkt man immer mal drüber nach. Irgendwie ist man selbst davon überzeugt, dass man das hinbekommt, aber es ist natürlich viel schöner, wenn man das mal bestätigen kann."

"Das ist ein tolles Gefühl, aber es muss jetzt niemand denken, dass ich beim nächsten Rennen wieder auf dem Podium stehe. Klar - das kann schön möglich sein, aber man sollte sich bewusst sein, dass die Karten dann wieder neu gemischt sind. Es geht wieder von vorn los. Ich komme wieder auf eine Strecke, auf der ich schon lange nicht mehr unterwegs war. Ich muss dann erst einmal wieder verstehen lernen, wie man dort mit einem DTM-Auto umgehen muss."

Manche Strafen sorgen für Kopfschütteln

Frage: "Seit Saisonbeginn gab es in der DTM viele Diskussionen um ruppige Fahrweisen auf der Strecke und um Auslegung der Regeln. Das war in Spielberg nicht anders. Wie hast du es erlebt?"
Glock: "Ich habe in den vergangenen Wochen meine Meinung zu einem speziellen DTM-Kollegen deutlich zum Ausdruck gebracht. Da muss ich jetzt nichts mehr hinzufügen. Es stimmt, dass es schon manchmal ruppig zur Sache geht. Es gibt eben mal Kontakt. Das ist aber normal."

"Ich habe das in den ersten beiden Rennen schnell gelernt, dass mal geschoben und gedrängelt wird. Das macht es schließlich spektakulär, das wollen die Fans sehen. Ein großes Problem gibt es nicht. Was man aber merkt, ist - und das war in der Formel 1 auch immer mal wieder so -, dass in Sachen Strafen und Regelauslegung manchmal die Konstanz fehlt. Das hat man aber wohl in allen Rennserien. Es gibt dann mal einige Strafen, die vielleicht etwas unverständlich sind."

Frage: "Beim Start in Spielberg fährt Mortara einen weiten Bogen und geht an Wittmann vorbei. Mortara wird zurückgepfiffen. An gleicher Stelle geht Paffett in gleicher Manier an drei Leuten vorbei und es passiert nichts. So etwas meinst du?"
Glock: "Ja. Das sind Sachen, die sind etwas seltsam. In Hockenheim haben wir auch immer das leidige Thema von Kurve eins. Da hieß es, dass nach dem Start in der ersten Kurve der ersten Runde nicht darauf geachtet wird, sondern erst danach. Es gibt nach dem Start eben Situationen, wo du angeschoben wirst und außen herum musst. In Spielberg musste Mortara den Marco vorbeilassen. Aus Sicht unseres MTEK-Teams war das gut, aber es ist komisch, dass Paffett dann keine Strafe bekommt. Das sind so Punkte, die man kaum verstehen kann."

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