Option-Reifen: König im Asphaltschach?

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hätte er ein Unternehmensgeheimnis bleiben sollen, doch auf dem Aufdruck des neuen Option-Reifen, der weicheren Mischung aus dem Hause Hankook, prangt der Projektname: "Attack". Denn für schnelle Rundenzeiten ist der DTM-Pneu mit der gelben Markierung bestimmt. Den Unterschied macht dabei nicht die Konstruktionsweise, sondern einzig und allein die Härte des in der Lauffläche verwendeten Gummis. "Wir wollten keinen Einfluss auf die Aerodynamik", erklärt Michael Eckert.

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Der gelbe Streifen fehlt noch: Der Option-Reifen wartet auf seinen Einsatz Zoom

Der Technikspezialist der Südkoreaner und sein Team erreichten es so, die Fahrzeughöhe identisch zu belassen und so die Balance zu wahren. Dennoch besitzt der Option-Reifen andere Fahreigenschaften. Hat Hankook punktgenau konstruiert, sollte er nach rund 80 Kilometern so stark an Substanz verlieren, dass die Fahrer mit ihm deutlich langsamer unterwegs sind als mit dem Standardprodukt. Auf dem Hockenheimring entspräche das 18 Runden und damit etwas weniger als der halben Renndistanz.

Auf anderen Kursen, die weniger Verschleiß fordern, könnte die Haltbarkeit aber deutlich darüber liegen. Beispiel Norisring: Es ist durchaus denkbar, dass die Piloten in Nürnberg nur für vier Runden - die durch das Boxenstopp-Fenster gesetzte Minimalzeit - mit dem konventionellen Gummi ausrücken und den Rest mit dem Option-Reifen bestreiten. Der Vorteil, schätzt Eckert, könnte bei deutlich über einer Sekunde liegen. Aber eben nur solange, wie der Reifen funktioniert. Und das ist die Krux.

Viele Strategien denkbar

Denn nicht bei allen Herstellern soll der Pneu auch identisch funktionieren, sobald er abbaut. "Bei dem einen oder anderen bleibt er konstanter, bei anderen geht es weiter bergab", erklärt Eckert. Einem Gerücht im Fahrerlager zufolge soll das "Problemkind" Mercedes heißen und deshalb schon eine Einengung des Boxenstopp-Fensters gefordert haben. Fakt ist: Sobald der weichere Reifen richtig einbricht, sinken die Rundenzeiten um drei bis vier Sekunden. Nicht nur das führt dazu, dass am Sonntag Asphaltschach angesagt ist.

Zahlreiche Strategieoptionen sind denkbar: Weil es pro Fahrzeug nur einen Satz Option-Reifen gibt, könnte ein Team ihn theoretisch zum Start aufziehen, beim ersten Pflichtboxenstopp das Standardmaterial montieren und beim zweiten Halt wieder auf den gebrauchten "Gelben" wechseln. In der Zwischenzeit dürfen die Reifen laut Reglement entweder mit Wasser gekühlt oder unter Heizdecken gesteckt, aber ansonsten nicht bearbeitet werden. "Ihr ursprüngliches Niveau erreichen sie dann aber nicht mehr", warnt Eckert.

Länger fahren bei Nässe

Einen Schlachtplan zurechtgelegt haben für den "Eiertanz auf der Boxenmauer", wie es Bruno Spengler nennt, müssen sich die Kommandostände spätestens eine Stunde nach dem Qualifying. Dann ist die Reifenwahl für den Start bei der Rennleitung zu melden, die öffentliche Bekanntgabe erfolgt im Laufe des Samstagabend. Auch das Wetter wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Schließlich erlaubt es der Option-Reifen bei einsetzendem Regen deutlich länger zu fahren, weil er zehn Grad mehr an Temperatur entwickelt.

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Länger fahren bei Nässe? Hankook rechnet für den Option-Reifen damit Zoom

Das wiederum ist ein Nachteil, weil dadurch weniger Fahrfehler verziehen werden. Verlässt ein Pilot die Ideallinie und sammelt Dreck abseits der Strecke auf, braucht der Pneu sehr viel länger, um sich von diesem Malheur wieder zu erholen. Der Schmutz klebt wegen der größeren Griffigkeit des Gummis besser. Sollte es in Hockenheim weiter regnen, wären aber ohnehin alle Überlegungen obsolet: Bei Regen entfällt die Pflicht, beide Mischungen im Rennen zu nutzen - und die DTM müsste bis Brands Hatch auf Antworten warten.