• 19.01.2009 09:54

Mitsubishi: Lernjahr des Dakar-Titelverteidigers

Eine Zeitenkorrektur setzte Nani Roma noch vom sechsten auf den zehnten Platz zurück - 2010 will sich Mitsubishi mit dem 13. Dakar-Sieg zurückmelden

(Motorsport-Total.com) - Eine der schwierigsten Ausgaben in der langen Geschichte der Rallye Dakar ist zu Ende gegangen - und damit nach sieben Triumphen in Folge auch die Siegesserie von Mitsubishi bei der härtesten Motorsportveranstaltung der Welt. Bei der Premiere des Racing Lancer und dem damit verbundenen Wechsel vom Benzin- zum Dieselmotor verbuchte das Mitsubishi-Werksteams 13 Top-5-Platzierungen in den 13 Tageswertungen, darunter auch den ersten Dakar-Etappensieg des Racing Lancer durch Nani Roma/Luca Cruz auf dem vorletzten Teilstück.

Titel-Bild zur News: Nani Roma

Nani Roma holte bei der Dakar seinen ersten Etappensieg und Rang zehn

Auf der Abschlussprüfung von Córdoba zum Zielort Buenos Aires verpassten die Spanier ihre zweite Tagesbestzeit nur um 38 Sekunden. Im Gesamtklassement belegten sie Rang zehn hinter Tages- und Gesamtsieger Giniel de Villiers (Volkswagen), nachdem den zuvor Sechstplatzierten nachträglich zehn Stunden aufaddiert worden waren.#w1#

Nach der Absage der 30. Auflage im Vorjahr hatten die Veranstalter die bisher immer in Afrika ausgetragene Rallye Dakar zum ersten Mal nach Südamerika verlegt. Der Mut des Mitsubishi-Teams, sich dem neuen - und wie sich herausstellte extrem herausfordernden - Terrain mit einer völlig neuen Kombination aus Auto und Motor zu stellen, blieb im ersten Jahr des mittelfristig ausgelegten Projektes (2009-2011) unbelohnt. Von vier gestarteten Paarungen schafften zwar drei den Sprung auf das Podest einer Tageswertung, aber einzig Roma/Cruz sahen das Ziel in Buenos Aires.

Motorschaden, Schwächeanfall und Überschlag

Stéphane Peterhansel

Für Rekordsieger Stéphane Peterhansel war die Dakar diesmal vorzeitig beendet Zoom

Hiroshi Masuoka und Pascal Maimon waren die ersten, die gezwungen waren, aufzugeben. Nach sehr guten Zwischenzeiten auf der ersten Etappe sorgte eine defekte Schraube an der Riemenscheibe des Motors für einen so großen Schaden am Antriebsaggregat, dass eine Weiterfahrt unmöglich war.

Der Racing Lancer von Luc Alphand und Gilles Picard lief hingegen klaglos. Einzig eine Undichtigkeit einer Treibstoffpumpe kostete am dritten Tag, der von Puerto Madryn nach Jacobacci in Patagonien führte, Zeit. Doch schon tags darauf starteten die Dakar-Sieger des Jahres 2006 mit der drittbesten Etappenzeit ihre Aufholjagd eindrucksvoll. Diese wurde jedoch jäh gestoppt, als Beifahrer Gilles Picard am sechsten Tag wegen gesundheitlicher Probleme ins Rallye-Hospital nach San Rafaël geflogen werden musste. Bei dem Versuch, den in einem tiefen Schlammloch festsitzenden Geländewagen zu befreien, hatte er einen Schwächeanfall erlitten. Er erholte sich zwar schnell, dennoch war auch dieses Team ausgeschieden.

Der neunfache Gesamtsieger und Titelverteidiger bei dem Klassiker, Stéphane Peterhansel, ging zusammen mit Beifahrer Jean-Paul Cottret viel versprechend in seine 20. Dakar-Rallye. Am zweiten Tag verbesserte er sich mit der zweitbesten Prüfungszeit auf Gesamtrang drei und hielt danach trotz defensiver Fahrweise Anschluss zur Spitze. Am fünften Tag, der die ersten großen Dünen mit sich brachte, forcierte der 43 Jahre alte Franzose das Tempo deutlich. Er sah wie der sichere Tagessieger aus, als sich sein Auto kurz vor dem Ziel in schwierigem Gelände überschlug und wegen Motorproblemen als Folgeschaden ins Biwak geschleppt werden musste. Dort konnte der Racing Lancer zwar in einer Nachtschicht noch repariert werden, aber auf der siebten Etappe kam dann das endgültige Aus.

Roma, der Einzelkämpfer

Nani Roma nahm somit als Einzelkämpfer auf dem Weg nach Chile und zurück nach Argentinien die Verfolgung der führenden Volkswagen-Piloten auf. Zur Halbzeit lag der 36-Jährige auf Platz vier. Diesen behauptete er auch beim Start in die zweite Hälfte, obwohl ihn thermische Probleme seines Dieselaggregates in den Dünen des neunten Tages einbremsten. Nach dem Ausfall von Spitzenreiter Carlos Sainz (Volkswagen) verbesserte sich Roma auf der zwölften Prüfung kurzfristig auf den dritten Rang, bevor er wenige Kilometer später wegen eines Elektrik-Defektes selbst anhalten musste. Roma wurde im Etappenziel zunächst mit rund sieben Stunden Rückstand gewertet und rutschte so auf den sechsten Gesamtrang ab. Erst in der Nacht vor der Abschlussetappe wurden ihm nachträglich zusätzliche zehn Stunden aufgebürdet - damit beendete Roma die Rallye trotz seines beachtlichen Endspurts mit dem Etappensieg als Zehnter.

"Wir werden alles geben, um 2010 den 13. Dakar-Sieg für Mitsubishi zu erkämpfen." Dominique Serieys

"Glückwunsch an Volkswagen zum Sieg und zu einer starken Teamleistung. Für uns lief die Rallye sicher nicht wie gewünscht. Aber wer nicht verlieren kann, hat bei der Rallye Dakar nichts verloren", bilanzierte Teamdirektor Dominique Serieys. "Unser neuer Racing Lancer und seine Dieseltechnologie stehen am Anfang eines zunächst einmal bis 2011 angelegten Programms. Das Auto hat schon bei seinem ersten Dakar-Einsatz eine starke Leistung gezeigt, hielt lange mit der Spitze mit und hätte fast den Sprung auf das Podest geschafft. Aber eben nur fast. Wir haben bei dieser Rallye unwahrscheinlich viel gelernt und werden die gewonnenen Erfahrungen nun nutzen, um aus dem Racing Lancer ein noch besseres Auto zu machen. Wir werden alles geben, um 2010 den 13. Dakar-Sieg für Mitsubishi zu erkämpfen."

"Wir wussten, dass es ein Risiko ist, mit einer komplett neuen Auto-Motor-Kombination fast ohne Wettkampferfahrung bei der Rallye Dakar anzutreten", erklärte Technikdirektor Thierry Viardot. "Aber wir lieben solche Herausforderungen. Wir haben 2006 mit der Entwicklung des 3-V6-Liter-Turbodieselmotors begonnen, mit den Planungen für den Racing Lancer sogar erst im August 2007. Zwar haben wir 17.000 Testkilometer abgespult und einen sogar siegreichen Wettkampf absolviert. Aber unterm Strich muss man sagen, dass dem Racing Lancer einfach noch ein wenig Zeit zum Reifen fehlte. Das hat er jetzt bei der Rallye Dakar nachgeholt. Wir konnten das Auto hier jeden Tag verbessern und haben eine steil nach oben gehende Lernkurve erlebt. Alle vier Fahrer haben Auto und Motor viel Potenzial bestätigt, dieses müssen wir jetzt zutage fördern."

"Natürlich hatten wir uns noch ein bisschen mehr erhofft, aber die Rallye Dakar ist immer unberechenbar." Nani Roma

"Zuallererst bin ich froh, es bei einer so aufreibenden Rallye ins Ziel geschafft zu haben und dabei noch den ersten Dakar-Etappensieg für den Racing Lancer und für mich als Auto-Rennfahrer errungen zu haben", sagte Roma im Ziel. "Natürlich hatten wir uns noch ein bisschen mehr erhofft, aber die Rallye Dakar ist immer unberechenbar, insbesondere dann, wenn man wie wir mit einem komplett neuen Auto antritt. Aber ich glaube, wir haben gerade auch an den letzten beiden Tagen gezeigt, wie viel Potenzial im Racing Lancer steckt. Dieses Jahr müssen wir Giniel de Villiers, Mark Miller und Volkswagen gratulieren, aber 2010 wollen wir wieder dran sein. Ein Kompliment möchte ich auch den Zuschauern geben. Egal wo wir gefahren sind, die Stimmung war gigantisch. So etwas habe ich noch nicht erlebt."

Privatiers auf Rang sieben

Bestes Mitsubishi Team in der Gesamtwertung war die tschechische Paarung Miroslav Zapletal/Tomas Ourednicek auf Rang sieben. Im privat eingesetzten L200 Pick-Up kämpften sie sich stetig nach vorn. Nach Platz 29 am Eröffnungstag steigerten sie sich bis zur Halbzeit auf Platz 13. In der letzten Woche gelang ihnen dann der Sprung in die Top 10.


Fotos: Rallye Dakar


Die Rallye entpuppte sich auch nach dem Umzug nach Südamerika als 'echte' Dakar. Immer wieder mussten Prüfungen neutralisiert werden, weil die Akteure bis in die Nacht hinein im Gelände fest hingen. Teilweise mehrere hundert Meter hohe Dünen, extrem feiner Sand, Schotter, Geröll und Schlamm stellten sich den Akteuren ebenso entgegen wie Hitze, Höhenluft und eine kniffelige Navigation. Von den 530 gestarteten Teams in drei Klasse konnten nur noch 129 Motorräder und Quads, 92 Autos sowie 55 Trucks zur letzten Etappe antreten.

Eine völlig neue Dimension erreichte der Enthusiasmus der Fans entlang der Strecke. Bereits den zeremoniellen Start in Buenos Aires am 2. Januar verfolgten eine halbe Millionen Menschen. Beim Ruhetag im chilenischen Valparaíso war die Begeisterung ebenso groß. Auch in den einzelnen Etappenzielorten waren die Fahrer stets von Fans umlagert. Beim morgigen feierlichen Überfahren der Zielrampe in Buenos Aires erwarten die Veranstalter sogar noch mehr Zuschauer als die 500.000 beim Start.