• 30.12.2007 15:20

  • von David Pergler

Lohrs großes Duell mit der Wüste

2005 trat Ellen Lohr erstmals bei der Rallye Dakar an - zahlreiche Erlebnisse und Abenteuer entfachten in ihr die große Leidenschaft für dieses Wüstenrennen

(Motorsport-Total.com) - Was ist so faszinierend an der Rallye Dakar? Um diese Frage zu beantworten, sollte man jemand zu Wort kommen lassen, der diese Erfahrung am eigenen Leib hautnah miterlebt hat. Seit 2005 geht Ellen Lohr in dieser härtesten Rallye der Welt an den Start und hat in dieser Zeit viele Abenteuer erlebt. Und genau die Mischung aus Abenteuer, Rennsport, Action und Wildnis macht dieses Rennen für die Frau aus Mönchengladbach so reizvoll.

Titel-Bild zur News: Ellen Lohr

Ellen Lohr erinnert sich an ihr erstes wüstes Wüsten-Abenteuer

In der 'Sonntag Aktuell' schildert sie ihre Erlebnisse aus ihrem ersten Dakar-Abenteuer 2005, wo der Wüstenrallye-Virus die ehemalige DTM-Pilotin infizierte, als sie mit einem Buggy in die Wildnis ausrückte. Doch schon der Start stand unter keinem guten Licht: "Wir sind relativ früh mit technischem Defekt ausgefallen", erklärt die Dakar-Pilotin.#w1#

Von Anfang an ein Kampf ums Überleben

"Einen perfekten Service wie jetzt von Mercedes, mit Unimog, Actros und so weiter hatte ich ja damals nicht. Ich bin kurzerhand auf ein Presseauto umgesprungen - zu einem ebenfalls Dakar-unerfahrenen holländischen Fotografen", schildert Lohr ihre ersten Schritte.

Damit begann das Abenteuer gleich am ersten Tag: "Das allein hätte einen ja schon schrecken können, aber wir lagen außerdem zu diesem Zeitpunkt ungefähr einen Tag hinter dem Rallyetross mit seinen Biwaks und dem gesicherten Umfeld. Da auch unser Auto nicht das Allerbeste war, hat es insgesamt drei Tage gedauert, bis wir die Rallye wieder eingeholt haben. Da hatten wir eine, sagen wir mal, mehr als spannende Zeit."

Dabei mussten beide Insassen an ihre Leistungsfähigkeit und darüber hinaus gehen: "Es wird mir immer in Erinnerung bleiben, weil wir durch völlig menschenleere Gegenden gefahren sind, immer in der Hoffnung, dass wir den Tross bald einholen, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Dabei bin einmal 24 Stunden am Stück durchgefahren... Ich weiß bis heute nicht wie das gegangen ist - wahrscheinlich pures Adrenalin."

"Ich bin einmal 24 Stunden am Stück durchgefahren" Ellen Lohr

Gefangen in der Wüste

"Am Ende des zweiten, auf uns allein gestellten Tages, haben wir dann die ersten anderen Rallyeteilnehmer eingeholt, die wie wir auf der Serviceroute unterwegs waren", erzählt Lohr. Doch der Ärger sollte erst beginnen: "Mitten in der Nacht war dann erst mal Feierabend. Wir haben uns total im Sand festgefahren. Da saßen wir dann also zwischen genau zwei wunderschönen Dünen: unser GPS funktionierte ebenso wenig wie der Wagenheber, zum Ausbuddeln hatten wir gerade eine Schaufel."

"Als dann nach zwei Stunden ein anderer Teilnehmer kurz anhielt um uns zu fragen, ob wir genug Wasser hätten und ich über unsere Situation geklagt habe, hat der nur laut gelacht und mir von der Düne aus zugerufen 'Well, that's Dakar! Have fun!' Ich hätte ihn erwürgen können", erinnert sich die Frau aus Mönchengladbach.

"'Well, that's Dakar! Have fun!' Ich hätte ihn erwürgen können" Ellen Lohr

Doch die Rettung war nicht fern: "Weitere zwei Stunden später hat sich herausgestellt, dass keine 300 Meter von uns entfernt ein umgekippter LKW samt Crew festsaß. Das Ende vom Lied war eine Übernachtung in den Dünen bei Bockwürstchen und eingelegten Gurken. Es war köstlich. Ich habe mich dann auch getraut, nach zwei Tagen Hitze meine Schuhe auszuziehen. Kommentar überflüssig. Die Socken sind direkt im Müll gelandet."

Gefahr und Geschwindigkeit machen den Reiz aus

"Immerhin, nach drei Tagen waren wir das erste Mal wieder in einem Dakar-Camp. Hoffnung! Leider gab's keine Vorräte mehr, da dieses Biwak in der Nacht zuvor ausgebrannt war... Wir haben uns Wasser und Essbares bei anderen Teilnehmern zusammengeschnorrt. Es war ein Genuss, als wir einen weiteren Tag später endlich in einem normalen Biwak saßen und im Zelt auf Teppichen sitzend, ein wunderbares Essen zu uns nehmen konnten", spricht die Dakar-Pilotin über die wohl schönste Stunde während der Rallye.

"Wir haben uns Wasser und Essbares bei anderen Teilnehmern zusammengeschnorrt." Ellen Lohr

Aber eben diese Abenteuer machten Hunger auf mehr. Obwohl es eine große Herausforderung ist, die Rallye überhaupt zu beenden und in jedem Jahr im Schnitt nur 40 Prozent aller gestarteten Teilnehmer das Ziel erreichen, wie Lohr erklärt, fiebert sie dem nächsten Kapitel in der Wüste entgegen. Unglaubliche Landschaften und drei Wochen Racing machen laut der DTM-Siegerin den Reiz aus: "Einfach den Kopf komplett frei blasen, das ist für mich das erholsame an dieser härtesten Rallye der Welt."