• 09.01.2013 12:28

Dakar 2013: Nur der Name erinnert an Afrika

Die Rallye Dakar findet 2013 zum fünften Mal in Folge in Südamerika statt und ist dort längst heimisch geworden - Eine Rückkehr nach Afrika wird es so bald nicht geben

(Motorsport-Total.com/SID) - Hinter einer Kurve in einer der felsigen Schluchten Südperus herrscht plötzlich Belagerungszustand. Inmitten der lebensfeindlichen Einöde, in der das Auge in noch so weiter Ferne keine Siedlung zu vernehmen mag, haben sich unzählige Personen an der Straße versammelt und warten auf einen der Höhepunkte ihres Lebens. Auf Liegestühlen haben es sich Jung und Alt bequem gemacht, andere stehen auf dem Asphalt, vielleicht mit dem ein oder anderen Bier, doch garantiert mit Kameras in der Hand. Dabei trotzen sie über Stunden der Hitze, um dem nicht enden wollenden Tross der Rallye Dakar zuzujubeln.

Titel-Bild zur News: Rallye Dakar

Die Rallye Dakar liefert auch nach der Abkehr von Afrika beeindruckende Bilder Zoom

Es sind die herzlichen Grüße der Familien, das Winken der sonnenverbrannten Straßenarbeiter, die ihre Schaufeln für einen Moment in den sandigen Boden abstellen, oder die ausnahmsweise nicht finster dreinblickenden Polizisten, die dem Wüstenrennen in Südamerika seinen einmaligen Flair verleihen. Mit Afrika verbindet die Dakar dagegen nur noch ihr Name.

"Die Leute in Afrika hat die Dakar nicht wirklich interessiert. In manchen Teilen dort geht es für die Menschen nur darum, für die nächste Mahlzeit zu sorgen. Zeit spielt für sie keine Rolle, mit Rennen gegen die Uhr können sie deshalb nichts anfangen", sagt Dakar-Rekordchampion und Titelverteidiger Stephane Peterhansel.

Risiko in Afrika zu groß

Oft wäre er auf dem Schwarzen Kontinent einen ganzen Tag gefahren, ohne einem Menschen zu begegnen. In Südamerika sind bereits zehn Minuten Einsamkeit in den Dünen etwas Besonderes. "Nach 20 Jahren, die ich die Dakar in Afrika gefahren bin, bin ich froh, dass sie nun in Südamerika ist", sagte der Franzose Peterhansel, der aber auch sportliche Gründe angibt: "Es war schwer, noch unbekannte Strecken zu finden."

2009 war die Dakar notgedrungen erstmals nach Südamerika gewechselt. Im Vorjahr hatte das Spektakel einen Tag vor dem Start aufgrund von Terrordrohungen abgesagt werden müssen. Noch heute sorgen Bürgerkriege und Terrororganisationen wie Al-Qaida dafür, dass die Sicherheitslage eine Rückkehr nach Afrika unmöglich macht. "Die Dakar ist keine Militäroperation. Eine Austragung in Afrika ist momentan nicht machbar", sagt Dakar-Direktor Etienne Lavigne. Sven Quandt, Chef beim deutschen Team X-raid, stimmt dem zu: "Unter der jetzigen Situation ist Afrika keine Option."

Für den Veranstalter ASO, der unter anderem auch die Tour de France organisiert, ist der Wechsel ein Glücksfall und eine Lizenz zum Gelddrucken. Statt die afrikanischen Staaten zu entlohnen, zahlen die Bewerber in Südamerika für eine Durchfahrt der Dakar an die ASO. Sechs Millionen Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) überweist etwa Peru, die Kosten für die Bereitstellung der Logistik dürfte noch einmal die Hälfte dieser Summe betragen. Chile zahlt ebenfalls sechs Millionen, Argentinien immerhin noch vier. "Diese Summen decken aber nur zum Teil unsere Kosten", sagt Lavgine, der etwa auf gesteigerte Sicherheitsvorkehrungen anspielt.

Chance für den Tourismus

Doch auch die Staaten selbst profitieren vom Besuch der Dakar. So führt der Kurs abseits der Wertungskilometer häufig über die Panamericana Sur, einem Netz aus Schnellstraßen mit traumhaften Passagen am Pazifik, das für die passenden Panoramen sorgt. Bilder wie diese sind es, die sich die ASO erhofft und die Austragungsländer im rechten Licht erscheinen lassen.

Über eine Milliarde Menschen sahen im Vorjahr die Dakar im TV. Die Tourismusbehörden Perus, Chiles und Argentiniens können sich 2013 auf ähnliche Zahlen freuen. Bilder von hungernden Menschen in Schwarzafrika als Kontrast zu den teuren Sportwagen lassen sich da weit schlechter verkaufen.