• 21.10.2007 07:41

  • von Marco Helgert

Bourdais: Sieg und Meistertitel in Down Under

So wollte Sébastien Bourdais den Titel holen: In Surfers Paradise ließ er nichts anbrennen und gewann das Rennen und die Meisterschaft

(Motorsport-Total.com) - Sébastien Bourdais war nicht einfach in Profiteur des ChampCar-Rennens in Surfers Paradise, sondern er drückte dem Rennen den Stempel auf. Mit einem klaren Sieg sicherte er sich auch seinen vierten Meistertitel in Serie. Will Power, der vor heimischem Publikum glänzen wollte, übertrieb es, kollidierte mit Katherine Legge und fiel aus. Justin Wilson belegte Rang zwei, Bruno Junqueira wurde toller Dritter.

Titel-Bild zur News: Sébastien Bourdais

Sébastien Bourdais fuhr kontrolliert, sicher und schnell zu Sieg und Titel

Ganz glatt lief schon der Start nicht: Bruno Junqueria blieb wir angewurzelt auf seinem Startplatz stehen. An der Spitze kam es unterdessen zum ersten Duell - und zum ersten Drama. Paul Tracy erwischte einen guten Start und warf sich auf seinen Ex-Teamkollegen Oriol Servia. Doch die Aktion war zu mutig, Tracy touchierte in der ersten Schikane das linke Hinterrad von Servia und drehte sich.#w1#

Absetzen konnte sich in der ersten Runde niemand, doch es gab bereits erste Lücken im Feld: Power lag an der Spitze, doch Servia folgte mit weniger als zwei Sekunden Abstand. In gleichem Abstand dahinter war Sébastien Bourdais unterwegs. Auf den viertplatzierten Simon Pagenaud hatte er aber schon drei Sekunden Vorsprung, während der Team-Australia-Pilot Justin Wilson formatfüllend im Rückspiegel hatte.

Clarke mit Übermut

An das Ende zurückgefallen war zu diesem Zeitpunkt schon Pechvogel Junqueira. Der Brasilianer hatte hinten freie Fahrt und fuhr die Zeiten der Spitze locker mit. Wie schwierig das Überholen in Surfers Paradise ist, zeigten in der achten Runde Dan Clarke und Neel Jani. Clarke wollte an Jani vorbei, beide mussten - um nicht zu kollidieren - in der Schikane abkürzen.

Auf Clarkes Seite waren jedoch die Randsteine höher - beim Ausweichen fuhr er hart über den Kerb, was ihm die rechte Vorderradaufhängung im wahrsten Wortsinne krumm nahm. Da ein Reifenstabel in Kurve sieben gelockert wurde, brachte die Rennleitung die gelben Flaggen raus. Das Feld fädelte sich nun hinter dem Pace Car auf.

Fast alle Fahrer - bis auf Robert Doornbos, Tracy und Junqueira - suchten ihre Boxencrews auf. Großer Leidtragender war Will Power, der in der Boxengasse mit David Martinez aneinandergeriet. Er fiel auf den 15. Rang zurück. Die Rennfreigabe hielt unterdessen nicht lang, denn Alex Figge, der in Australien eines seiner besseren Wochenenden zeigte, drehte sich und würgte dabei sein Auto ab.

Power nutzte die Chance der erneuten Gelbphase, um die linke Vorderradaufhängung noch einmal von seiner Crew überprüfen zu lassen. Die Kollision mit Martinez hatte aber offenbar keine direkten Folgen - bis auf den Positionsverlust. Bester derjenigen Fahrer, die schon an der Box waren, war Bourdais mit Servia und Wilson im Schlepptau.

Will Power ungeduldig

Power kämpfte sich unterdessen am Ende des Feldes wieder etwas nach vorn. In Runde 18 schnappte er sich Martinez und schloss auf Katherine Legge auf, die zu diesem Zeitpunkt auf dem 12. Rang lag. Doch Power war beim Versuch, an Legge vorbeizukommen, einfach zu ungeduldig. Der Ausbremsversuch endete in einem Dreher, der Australier schlug danach rückwärts in die Reifenstapel - sein Heimrennen war vorbei.

Natürlich gab es eine Gelbphase und Legge ließ ihr Auto überprüfen, denn Power traf sie beim Dreher hinten links. Nach einer Sichtprüfung und einem Reifenwechsel ging sie aber wieder auf die Piste. Einige Fahrer, vor allem Doornbos, Tracy und Junqueira, ging nun auch an die Box. Die verschiedenen Tankstrategien brachten nun Bewegung in das Feld.

Bourdais übernahm die Führung, Servia war Zweiter vor Wilson, Pagenaud und Graham Rahal. Rahal aber verlor diesen Rang nach dem Restart an Alex Tagliani und auch Nelson Philippe, der sich unauffällig langsam nach vorn bewegte, machte nun Druck. Vorn aber zog Bourdais still und leise seine Runden.

In Runde 25 dann der Angriff von Philippe auf Rahal - der allerdings viel zu übermütig war. Die Lücke war zu klein, Philippe traf das linke Hinterrad von Rahal, der sich daraufhin drehte. Zunächst fuhr der Newman/Haas/Lanigan-Pilot weiter, doch über Funk meldete er bereits Probleme. Die gebrochene Felge konnte an der Box gewechselt werden, da es jedoch keine Gelbphase kam, fiel er weit zurück.

Unterdessen hatte Legge ihre Rennen aufgrund des Kollisionsschadens mit Power auch aufgeben müssen. An der Spitze zog Bourdais nun auf und davon. Von Servia trennten ihn schon mehr als drei Sekunden, von Wilson viereinhalb. Dahinter klaffte eine große Lücke auf Pagenaud, der wiederum vier Sekunden vor Tagliani lag.

Bourdais souverän und kontrollierend

Unter Grün begannen dann die zweite Boxenstoppsequenz, wobei es nicht Bourdais war, der am längsten auf der Strecke blieb, sondern Servia. Die Spitze übernahm damit Paul Tracy, der ja später an der Box war und damit noch einige Runden fahren konnte. Servia jagte Bourdais unterdessen nach, drehte sich aber auf freier Strecke - seine linke Hinterradaufhängung gab nach.

In Runde 40 musste Tracy den Platz an der Spitze wieder abgeben, denn auch bei ihm neigte sich die Tankfüllung dem Ende entgegen. Nun lag nur noch Wilson ohne der noch ausstehenden Stopp an der Spitze. Nachdem der Engländer neue Reifen holte, hatte Bourdais wieder eine freie Strecke vor sich. Noch aber stand auch für ihn ein Stopp an, doch sein Vorsprung war geradezu riesig.

Boxenstoppbereinigt lag hinter dem Führungsduo Bourdais/Tracy nun Paul Tracy, gefolgt von Junqueira und Doornbos. Philippe war Sechster, Pagenaud Siebter. Die Top 10 wurden komplettiert von Tagliani, Jani und David Martinez, der gegen Rennende einige tolle Rundenzeiten in den Asphalt brannte.

Doch gab es einige "Brandherde": Junqueira hing Tracy im Heck und wollte den letzten Podestplatz noch erobern und auch Doornbos blickte mit einem Schaudern in den Rückspiegel, denn wurden Philippe und Pagenaud immer größer. Und ein Drama bahnte sich an: Tracys Tank wurde immer leerer, um sicher die letzten beiden Runden zu überstehen, musste er nochmals an die Box. Beim Stopp gab es zusätzlich noch Probleme.

Bourdais gewann unbedrängt das Rennen in Surfers Paradise und damit natürlich auch seinen vierten ChampCar-Titel in Folge. Justin Wilson kam auf Rang zwei ins Ziel und Bruno Junqueira beendet sein 100. ChampCar-Rennen auf einem tollen dritten Rang. Doornbos wurde Vierter vor Pagenaud, Philippe und Tagliani.