Road America: Drayson schlägt Graf im letzten Moment

Klaus Graf verlor den ALMS-Sieg in Road America in der vorletzten Kurve an Drayson - Dirk Müller bescherte BMW den GT-Triumph

(Motorsport-Total.com) - Das Rennen der American-Le-Mans-Series (ALMS) in Road America war ein wahrer Thriller. Erst in den letzten Runden wurden die Podestplatzierungen entschieden. In den letzten drei Runden überholte Jonny Cocker noch drei Autos und feierte den Sieg. In der GT-Klasse war BMW erfolgreich. Das Duo Dirk Müller und Joey Hand schaffte ihren ersten Saisonsieg.

Titel-Bild zur News: Jonny Cocker; Paul Drayson

Jonny Cocker rang Klaus Graf erst in der vorletzten Kurve nieder

Beim Start fiel Cockers-Teamkollege Paul Drayson von der Pole-Position auf Rang fünf zurück. Johnny Mowlem (Autocon) übernahm die Führung vor Simon Pagenaud (Highcroft), Chris Dyson (Dyson) und Timo Bernhard (CytoSport). Im vorletzten Stint konnte dann Cocker einen großen Vorsprung herausfahren. Seine schnellste Runde war knapp zwei Sekunden schneller als die der Konkurrenz. Er war aber auf einer anderen Strategie.#w1#

20 Minuten vor dem Ziel war der Abstand auf 30 Sekunden angewachsen. Cocker brachte seinen Lola-Judd zum Nachtanken an die Box. Nach dem Service kam der Brite als Vierter zurück auf die Strecke, 20 Sekunden hinter Graf. Der Deutsche hatte auf die Vorteile des leichteren und spritsparenden Porsche RS Spyder gesetzt, und versuchte einen langen letzten Stint zu fahren. Grafs letzter Boxenstopp fand in Runde 31 von 69 statt.

Cocker hatte nichts zu verlieren und konnte nach belieben Gas geben. Fünfzehn Minuten vor dem Ende lag er nur noch zehn Sekunden hinter der Spitze. Fünf Minuten vor der Zielflagge klebte Cocker am Heck von Guy Smith, der seinerseits hinter David Brabham fest hing. In Kurve fünf bremste sich Cocker an Smith vorbei und versuchte anschließend Brabham in Kurve eins zu schnappen. Cocker musste aber bis zu der Stelle warten, an der er zuvor Smith überholt hatte.

Drei Minuten waren noch auf der Uhr und Graf hatte noch sechs Sekunden Vorsprung. Der Deutsche ging auch noch als Führender in die letzte Runde. Am Ende der Gegengeraden war Cocker dran, denn Graf wurde auch noch von einem langsamen GT-Auto aufgehalten. In der vorletzten Kurve setzte sich schließlich Cocker neben den Spyder und nahm den Schwung aus der letzten Kurve auf den Zielhügel mit. Grafs Rückstand im Ziel betrug 1,051 Sekunden.

"Ich hatte im Verkehr Glück, sah eine Chance und habe sie ergriffen", so Cocker zu der dramatischen Endphase. "Das Überholmanöver gegen Klaus war ein mutiges Manöver, aber es war nicht gefährlich. Für mich war es nach dem Boxenstopp ein einziger Kampf. Hinter David ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, aber danach fuhr ich nur Vollgas. Zu Beginn der letzten Runde war Klaus noch weit weg und ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffen würde." Für Drayson war es der erste ALMS-Sieg.

Nach dem Rennen stellte Graf klar, dass "mir der Sprit tatsächlich ausgegangen ist. Den Berg hoch zur Ziellinie hat der Motor schon ausgesetzt." Da das Highcroft-Duo Brabham/Pagenaud als Dritte ins Ziel gekommen waren, konnte Graf nicht viele Punkte in der Gesamtwertung aufholen.

Erster Saisonsieg für Müller

Auch in der GT-Klasse ging es spannend zu. Im Qualifiying hatte noch Corvette aufgetrumpft. Im Rennen war aber BMW schneller. Nach einer Gelbphase in Runde sieben kollidierte Bill Auberlin mit dem LMP-Challenger von Scott Tucker. Beide Autos mussten aufgrund der Schäden aufgeben. So waren es Dirk Müller und Joey Hand, die die Kohlen für BMW aus dem Feuer holten.

Dirk Müller; Joey Hand

Die Konkurrenz sah in Road America nur das Heck von Dirk Müller Zoom

Eine halbe Stunde vor dem Ziel hielt der Deutsche die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. Rang zwei ging an den Flying-Lizard-Porsche von Jörg Bergmeister und Patrick Long. Erst dahinter folgten die beiden Corvette. Oliver Gavin und Olivier Beretta komplettierten das Podium vor ihren Teamkollegen Jan Magnussen und Johnny O'Connell.

Ferrari hatte auf der schnellen Strecke keine Chance auf den Sieg. Gianmaria Bruni kämpfte in der Schlussphase zwar um Rang drei, doch der 430 GT von Risi Competizione wurde noch bis auf Rang sechs durchgereicht.

"Manchmal hat man einfach ein gutes Gefühl", so Sieger Müller im Ziel. "Als ich Joey vor dem Rennen im Auto geholfen habe, hat er gesungen. Das ist immer ein gutes Zeichen. Er arbeitete sich nach vorne und übernahm die Führung. Es ist ein Teamerfolg. Wir haben bis jetzt jedes Rennen angeführt, aber nie in der letzten Runde. Heute haben wir es geschafft."