Dramatik pur in Laguna Seca!

Fernandez/Mücke/Primat gewinnen 6-Stunden-Rennen in Laguna Seca - Smith/Dyson dank Stallregie Champion - BMW Piloten Müller/Hand holen GT-Titel

(Motorsport-Total.com) - Der neunte von zehn Saisonläufen zur American-Le-Mans-Series (ALMS) in Laguna Seca brachte sowohl in der LMP1- als auch in der GT-Klasse die Entscheidung im Titelkampf. Vorausgegangen war ein hochdramatischer 6-Stunden-Marathon auf der nahe der Monterey-Bucht in Kalifornien gelegenen 3,6 Kilometer langen Berg- und Talbahn.

Titel-Bild zur News: Harold Primat, Stefan Mücke, Adrian Fernandez

Der Lola-Aston Martin in Gulf-Farben war in Laguna Seca nicht zu schlagen

Bei Einbruch der Dunkelheit um 19:30 Uhr Ortszeit jubelte nach 248 Runden zunächst die Werksmannschaft von Aston Martin. Adrian Fernandez/Stefan Mücke/Harold Primat holten sich im Lola-Aston Martin mit der Startnummer 007 den Sieg in der LMP1-Klasse. "Was für ein großartiger Tag. Ich bin einfach nur überglücklich" gab Mücke nach dem Triumph stellvertretend für das gesamte Team zu Protokoll. Für die in diesem Jahr arg gebeutelte britische Traditionsmarke war der Sieg eine willkommene Abwechslung.


Fotos: ALMS in Laguna Seca


Doch auch im Dyson-Lager wurde gejubelt. Guy Smith/Chris Dyson holten sich dank des gemeinsam mit Jay Cochran herausgefahrenen zweiten Platzes bereits ein Rennen vor Schluss der Saison den Titel in der LMP1-Klasse. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus: Im morgendlichen Warmup erlitt der Lola-Mazda der Tabellenführer einen Motorschaden, woraufhin das Aggregat von den Mechanikern in der Rekordzeit von weniger als 90 Minuten gerade noch rechtzeitig vor dem Start des Rennens um 13:30 Uhr Ortszeit gewechselt werden konnte.

Polesetter Dyson übernahm am Start zunächst die Führung, musste aber bereits nach wenigen Minuten die Box ansteuern, als der Bolide mit der Startnummer 16 plötzlich Leistung verlor. So übernahm der Lola-Aston Martin mit Mücke am Steuer erstmals die Führung im Rennen. Kurz darauf verlor der Berliner diese auf dramatische Art und Weise an Butch Leitzinger, der sich den zweiten Lola-Mazda des Dyson-Teams mit den Stammpiloten Steven Kane/Humaid Al Masaood teilte.

Beim Überrunden eines GTC-Porsche zog Mücke ausgangs der dem Corkscrew folgenden Rainey-Curve rechts am langsameren 911 vorbei, während Leitzinger am linken Fahrbahnrand eine dritte Spur aufmachte und beide auf einmal kassierte.

Klaus Graf muss Titelhoffnungen begraben

Mücke lieferte sich in der Folge ein haarsträubendes Duell mit Lucas Luhr im baugleichen Lola-Aston Martin des Cytosport-Teams. Nachdem die beiden bereits im Corkscrew aneinander gerieten, brachte eine weitere Kollision in Turn 5 eine erste Vorentscheidung im Titelkampf. Luhr versuchte innen an Mücke vorbeizuziehen, musste aber einsehen, dass an dieser Stelle nicht genügend Platz war. Der folgende Dreher Mückes nach Kontakt der beiden Boliden brachte Luhr eine einminütige Zeitstrafe in der Boxengasse ein, was die Titelchancen von Cockpitpartner Klaus Graf massiv schwinden ließ.

Wenig später kam es für das Cytosport-Duo beim Heimspiel des Teams noch dicker. Ein Motorschaden zwang Graf zu einem über einstündigen Aufenthalt in der Garage. 70 Minuten vor Ende des Rennens und damit gerade noch rechtzeitig, um auf die für Punkte vorgeschriebene Distanz von 70 Prozent zu kommen, ging der Cytosport-Bolide wieder auf die Strecke.

Guy Smith, Chris Dyson

Guy Smith/Chris Dyson sind die neuen ALMS-Champions der LMP1-Klasse Zoom

Unterdessen fuhren Smith/Dyson, die sich trotz der technischen Probleme zu Beginn in der Führungsrunde halten konnten, an der Spitze einem scheinbar ungefährdeten Sieg entgegen. Als Cochran, der dritte Fahrer des Teams, für den Schlussstint den Lola-Mazda mit der Startnummer 16 übernahm, witterte Mücke plötzlich Morgenluft und konnte ihm die Führung wieder abjagen.

20 Minuten vor Schluss schien die Titelentscheidung dann vertagt, als Cochran zunächst mit einem Reifenschaden hinten rechts - hervorgerufen durch einen Ausritt im dichten Überrundungsverkehr in Turn 3 - an die Box humpelte und wenig später mit einem Dreher im Corkscrew für die fünfte Gelbphase im Rennen sorgte, da er den Lola-Mazda an Ort und Stelle abwürgte.

In den Schlussminuten lag Cochran auf Platz drei hinter dem Lola-Aston Martin von Mücke und dem zweiten Dyson-Lola-Mazda mit Steven Kane am Steuer. Wäre die Reihenfolge bis ins Ziel so geblieben, hätte der abgeschlagen auf Platz fünf fahrende Klaus Graf seine Titelchancen aufrechterhalten. Das Dyson-Team entschied jedoch, das Fahrzeug von Kane gleich mehrmals an die Box zu rufen, um so Corchan im Schwesterauto wieder auf Platz zwei nach vorn zu bringen und den Titelgewinn für Smith/Dyson unter Dach und Fach zu bringen.

Irre Schlussphase in der GT-Klasse

Jörg Bergmeister

Jörg Bergmeister/Patrick Long fuhren zum ersten Saisonsieg für Flying Lizard Zoom

In der GT-Klasse ließen sich die BMW Piloten Dirk Müller/Joey Hand nach Platz zwei in Laguna Seca als neue Meister feiern. Vorausgegangen war ein dramatischer Dreikampf gegen den Flying-Lizard-Porsche von Jörg Bergmeister/Patrick Long und den Risi-Ferrari von Jaime Melo/Toni Vilander.

Bergmeister/Long und Melo/Vilander beharkten sich die gesamte Renndistanz über im Zuge eines sehenswerten Kampfes um Platz zwei hinter dem BMW von Müller und Lokalmatador Hand. Der Kampf Porsche gegen Ferrari fand in einem spektakulären Überholmanöver von Vilander im Corkscrew einen ersten Höhepunkt zugunsten der italienischen Marke.

Nach dem letzten Restart im Rennen zehn Minuten vor Ablauf der Sechs-Stunde-Marke lag Müller im BMW M3 in Führung, wurde dann aber innerhalb von zwei Kurven auf den dritten Platz hinter Melo und Bergmeister zurückgereicht. Kurz darauf versuchte Bergmeister den Flying-Lizard-Porsche auf der Start/Ziel-Geraden neben den Risi-Ferrari von Melo zu setzen, dieser zog allerdings energisch nach links und drängte den Porsche bis an die Boxenmauer.

Aus einem Ferrari-Sieg wurde dennoch nichts, da dem führenden Melo in der allerletzten Runde ausgangs Turn 3 der Sprit ausging. Bergmeister brachte den Porsche heil vor Müller durch die verbleibenden Kurven und stellte beim Heimspiel des Teams den ersten Saisonsieg für Flying Lizard sicher. "Das wurde wirklich Zeit. Endlich hat es mit einem Sieg geklappt. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir beim Petit Le Mans noch einen draufsetzten", so der glückliche Sieger Bergmeister.

Die BMW Piloten Dirk Müller/Joey Hand holten den Titel in der GT-Klasse Zoom

Die Corvette-Piloten Oliver Gavin/Jan Magnussen - in der Meisterschaft die schärfsten Verfolger von Müller/Hand - mussten nach Platz sechs hinter dem Extreme-Speed-Ferrari von Scott Sharp/Johannes van Overbeek (4.) und dem zweiten BMW mit Bill Auberlen/Dirk Werner am Steuer (5.) ihre ohnehin minimalen Titelhoffnungen endgültig begraben. Für die Baltimore-Sieger Wolf Henzler/Bryan Sellers im Porsche war in Laguna Seca ebenfalls nichts zu holen. Nach einer Kollision mit einem der GTC-Porsche musste Henzler den 911 nach 101 Runden mit beschädigter Wasserpumpe an der Box abstellen.

In der LMPC-Klasse gab es nach dem finalen Restart ein denkbar knappes Finish, in dem sich der Genoa-Oreca von Eric Lux/Elton Julian/Michael Guasch um weniger als eine halbe Sekunde gegen den Boliden des Intersport-Teams von Gunnar Jeannette/Ricardo Gonzalez/Rudy Junco durchsetzte.

Das einzige LMP2-Fahrzeug im Feld - der Lola-Honda von Level 5 mit Scott Tucker/Christophe Bouchut/Luis Diaz am Steuer - beendete das Rennen auf dem vierten Gesamtrang hinter den drei führenden LMP1-Fahrzeugen und knapp vor den Spitzenfahrzeugen aus der LMPC-Klasse.

In der GTC-Klasse ging der Sieg dank eines Überholmanövers vier Minuten vor Schluss an den TRG-Porsche von Duncan Ende/Spencer Pumpelly/Peter Ludwig vor dem 911 GT3 von Black Swan Racing mit Tim Pappas/Jeroen Bleekemolen/Sebastiaan Bleekemolen am Steuer. Der Green-Hornet-Porsche von Damien Faulkner/Peter LeSaffre kam auf Platz drei ins Ziel.

Der außer Konkurrenz startende Hybrid-Porsche 911 GT3R mit Romain Dumas/Richard Lietz am Lenkrad lief auf dem zehnten Gesamtrang und damit vor der versammelten GT-Meute ein.

Das Saisonfinale der American-Le-Mans-Series steigt in zwei Wochen in Road Atlanta. Beim dortigen Petit Le Mans über die Renndistanz von 1.000 Meilen treffen die ALMS-Recken dann wieder auf die versammelte Konkurrenz aus dem Intercontinental-Le-Mans-Cup (ILMC).