• 20.08.2013 16:48

  • von Jennifer Falkner

Dominik Farnbacher - Ein Rennfahrer erobert Amerika

Er lebt den amerikanischen Traum: Dominik Farnbacher ist einer der wenigen deutschen Rennfahrer der ALMS, trotzdem wohnt er in seiner fränkischen Heimat

(Motorsport-Total.com) - Ein normales, modern eingerichtetes Wohnzimmer eines jungen Mannes: Ein Ledersofa, ein großer Flachbildschirm und viele Fotos. So scheint der erste Eindruck, beim Eintreten in die Wohnung von Dominik Farnbacher. Doch beim zweiten Blick wird klar: Hier wohnt ein Rennfahrer! Ein auffälliger Rennfahrersessel vor dem Fernseher, Trainingsgeräte in der Ecke. Ein Pokal nach dem anderen steht auf dem Regal neben dem Fernseher.

Titel-Bild zur News: Dominik Farnbacher

Dominik Farnbacher konnte seine Karriere erst relativ spät beginnen Zoom

Schon als kleiner Junge war Farnbacher an der Rennstrecke unterwegs. Sein Vater, Horst Farnbacher, fuhr früher selbst hobbymäßig Rennen. "Ich war noch ganz klein, als mein Vater mich mitgenommen hat", erzählt der Deutsche und holt eines der vielen Fotos vom Regal. Darauf zu sehen: Sein Vater mit dem kleinen Dominik auf dem Arm. Daneben der Renn-Volkswagen-Polo. "Ich hatte immer Angst vor dem lauten Motor", erinnert sich Farnbacher, "aber mich hat auch die Geschwindigkeit fasziniert". Er grinst und lacht, als er sich daran erinnert. Ein unverwechselbares Lachen, das ihn sympathisch und glücklich wirken lässt.

Doch die Zeiten von Farnbacher Junior waren nicht immer glücklich. "Ich wusste von Anfang an: Ich will auch Rennen fahren", sagt er. Die finanziellen Mittel seiner Eltern ließen es erst nicht zu. So blieb es beim Amateursport. Als Farnbacher 17 Jahre alt war, nahm er an einem Talentwettbewerb von BMW teil - und gewann. In einer Saison des ADAC-Junior-Cup ging er an den Start. Doch aller Anfang ist schwer. "Mir fehlte die Zweikampferfahrung. Ich hab die anderen eher abgeräumt statt sie zu überholen", gesteht sich der heute 28-Jährige ein.

Gleichzeitig erweiterten seine Eltern das Farnbacher-Autohaus in Ansbach und sein Vater stellte sein eigenes Rennteam auf. Farnbacher Racing war geboren. Als die Rennfahrerfamilie einen Sponsor gefunden hatte, ging es auch für Sohn Dominik bergauf. "2006 fuhr ich das 24 Stunden Rennen mit zwei weiteren Fahrern in Le Mans", erzählt Farnbacher.

Schock beim ersten Le-Mans-Auftritt

Mit mehr als 300 PS raste er über die Rennstrecke. Runde um Runde, Stunde für Stunde. Die Boxenstopps liefen perfekt, die Fahrerwechsel fehlerfrei. Das Team lag 23 Stunden auf Position eins - der Sieg zum Greifen nahe. Die letzte Stunde war angebrochen. Sieben Runden Vorsprung auf den Zweiten. Dann der Schock: Der Porsche rollte aus. "Der Ganghebel ist abgerissen und ich stand im Leerlauf", erzählt Farnbacher. Ein Weiterfahren war unmöglich.

"Ich bin ausgestiegen und habe geheult", sagt der Ansbacher und das sonst so freudige Lachen verschwindet aus seinem Gesicht. Nach einer Viertelstunde fragte ihn ein Reporter: "Kannst du das nicht reparieren?" Total perplex, dass er das darf, begann Farnbacher nach einer Möglichkeit zu suchen. "Ich hab dann den Henkel der Kühlbox abgerissen, die neben mir im Auto stand", erzählt Farnbacher. "Damit schaffte ich es, den zweiten Gang einzulegen". Im Schneckentempo fuhr der Fahrer zurück an die Box. Das Team reparierte den Schaden und schickte ihn zurück auf die Strecke. Zu spät: Der Zweitplatzierte hatte sie bereits überholt. "Das war die größte Enttäuschung meines Lebens", sagt Farnbacher.

Dominik Farnbacher

In der ALMS tritt der Deutsche derzeit mit einer Viper des SRT-Teams an Zoom

Der Deutsche hatte Glück im Unglück. Die Situation verhalf ihm zu seinem jetzigen Job. "Ein amerikanisches Rennteam hat das Ganze beobachtet und war so überzeugt, dass sie mich gleich mit nach Amerika genommen haben". Der fast 1,90 Meter große Fahrer hat es in die höchste Liga des GT-Sports geschafft. Als Fahrer des SRT-Teams pilotiert er in der American Le-Mans-Serie (ALMS) eine Viper GTS-R und fliegt jetzt alle paar Wochen nach Amerika. "Das ist aber auch nicht einfach - ich habe Flugangst", sagt Farnbacher, den die Amerikaner liebevoll "Dom" nennen.

Von Flugangst, Frauen und Flensburg

Um sich von seiner Angst abzulenken, schaut er Filme oder plaudert mit seinen Kollegen. Nach Amerika zu ziehen, ist aber keine Option für ihn: "Ich brauche meine Familie um mich rum". Sein kleiner Bruder Mario, der selbst Rennfahrer ist, bestätigt das: "Dominik braucht uns und wir brauchen ihn. Familie ist sehr wichtig". Zusammen gehen die Brüder feiern oder machen Sport. "Dominik kann auch sehr stur sein", sagt Mario lachend. "Aber das liegt in der Familie". Ob er Angst hat, dass seinem Bruder in dem nicht ungefährlichen Beruf etwas passieren könnte? "Nein, ich kenne ihn. Er weiß, was er tut und er kennt seine Grenzen", antwortet der kleinere Farnbacher ernst.

Nur mit einem klappt es bei Bruder Dominik nicht: Die Sache mit den Frauen. "Es ist schwierig eine zu finden, die das Ganze mitmacht", erklärt er. "Frauen müssen akzeptieren, dass ich oft unterwegs bin. Aber das tut keine". Irgendwie verständlich: Wenn Dominik nicht Rennen fährt, arbeitet der gelernte Automobilkaufmann im Betrieb seines Vaters, den er später übernehmen will.

Dominik Farnbacher

In Le Mans konnte Farnbacher schon drei Pokale für den zweiten Platz einsacken Zoom

Und wie verhält sich ein Rennfahrer im Straßenverkehr? "Ich habe Punkte in Flensburg", sagt Farnbacher lachend. "Da musste es echt schnell gehen. Ansonsten fahre ich eher wie ein Opa". Farnbachers größtes Ziel: "In den nächsten fünf Jahren will ich die 24 Stunden vom Nürburgring, das Daytona-Rennen und die 24 Stunden von Le Mans gewinnen". Platz für die drei Pokale hat Dominik jedenfalls: Auf dem Regal neben dem Fernseher ist noch was frei.

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