• 01.09.2013 00:35

  • von Roman Wittemeier

Baltimore: Das etwas andere ALMS-Rennen

Massenkarambolage am Start, Stau in der Innenstadt, ein Sprint in der ALMS: Graf/Luhr gewinnen ein chaotisches Rennen in Baltimore

(Motorsport-Total.com) - Die amerikanische Sportwagen-Szene wird das Baltimore-Rennen der American-Le-Mans-Series (ALMS) 2013 wohl nicht so schnell vergessen. Aus einem ohnehin schon auf zwei Stunden verkürzten Lauf wurde am Ende ein 69-Minuten-Sprint mit einigen Gelbphasen und strittigen Entscheidungen. Mit einem Langstreckenrennen hatte der Event am Samstag jedenfalls herzlich wenig zu tun. Immerhin eines war wie (fast) immer: Klaus Graf und Lucas Luhr (Muscle Milk) siegten.

Titel-Bild zur News: Oliver Gavin, Tommy Milner, Klaus Graf, Lucas Luhr

Die großen Sieger in Baltimore: Muscle Milk in der LMP1, Corvette in der GT Zoom

Das Chaos nahm direkt nach dem Start seinen Lauf. Nach einem unsortierten, verwirrenden und hektischen Beginn auf den ersten Metern kam es zu einer folgenreichen Kollision. LMP2-Pilot Anthony Lazzaro (ESM) berührte die hintere linke Ecke des HPD von Scott Tucker (Level 5), der sich anschließend auf der Start-Ziel-Geraden in die Mauer verabschiedete. In der Folge krachte Tom Kimber-Smith frontal in den LMP2-HPD, dahinter rauschten die Konkurrenten reihenweise in die havarierten Fahrzeuge.

Insgesamt war der Schrott von acht Fahrzeugen auf der Strecke verteilt - Abbruch. "Es war eine unglückliche Situation. Ich bekam einen Schlag von hinten, landete in der Mauer und stand dann dort im Weg. Es sind einige GT-Autos in mich hinein gerauscht. Gut, dass die nicht so schnell waren. Denn sonst hätte es wehtun können", berichtet Tucker. "Schlimmer ging es nicht mehr", erklärt Kimber-Smith. "Es ist kein gutes Gefühl, wenn plötzlich dort ein Auto frontal vor dir steht. Zum Glück ist Scott okay."

Ein 69-Minuten-Langstreckenrennen

Viele Piloten mussten sich nach dem Crash in der Startrunde erst einmal durchschütteln. Neben den LMP2-Autos von Level 5 und ESM waren unter anderem auch eine SRT-Viper, der Risi-Ferrari und der Falken-Porsche von Wolf Henzler beteiligt. "Kein gutes Rennen", so der Porsche-Werkspilot. "Plötzlich hat das Core-Auto vor mir stark gebremst, ich konnte nichts mehr machen. Ich konnte nicht sehen, was sich davor abspielte - ich war chancenlos. Ich bin in das Auto vor mir gekracht, es gab eine regelrechte Kettenreaktion."

Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten zogen sich lange hin. Die Fahrzeuge stellten sich unterdessen für einen Neustart nach Qualifying-Reihenfolge wieder auf - zumindest jene, die noch fahrbereit waren. Als das Feld endlich wieder hinter dem Führungsfahrzeug um die Strecke geleitet werden konnte, stand fest: Das Rennen wird nur noch über 69 Minuten gehen können, denn die Bevölkerung von Baltimore will im Hafenviertel schließlich auch irgendwann einmal Ruhe.

Die kurze Renndauer hatte eine noch viel kürzere Mindestfahrzeit für die Piloten zur Folge. Konsequenz: Viele Teams wechselten ihre Cockpitbesetzung sofort und ließen das folgende Rennen als Sprint von nur einem Mann bestreiten. Als erstes Team holte BMW Joey Hand aus dem Z4. Dirk Müller konnte sich somit beim Stopp aller Konkurrenten nach vorne spülen lassen. Der Deutsche führte das Rennen sogar phasenweise als Gesamtführender an.

Joey Hand

Der BMW von Dirk Müller und Joey Hand kam auf Platz drei ins Ziel Zoom

Und die beiden LMP1-Kontrahenten? Die stritten sich unterdessen über den fliegenden Start von Chris Dyson. Der Amerikaner hatte sich an Klaus Graf vorbei kurz an die Spitze geschoben, er wurde später für einen Frühstart bestraft. "Die Ansage war klar: Sobald die Straßenbahn-Schienen überquert sind, darf Gas gegeben werden. Genau das habe ich getan", so Dyson. "Jetzt werde ich hier bestraft, obwohl ich nicht mal irgendeinen Vorteil hatte. Das Rennen ist aus meiner Sicht ohnehin zerstört."

Streit um Rennfreigabe, BMW im Pech

"Es war klar, dass man nebeneinander an der Schikane vorbeifahren muss. Bis dorthin muss das Tempo des Führungsfahrzeuges gehalten werden", kontert Graf und fügt sichtlich wenig amüsiert an: "Da müsste mal jemand das Regelbuch lesen und in den Fahrerbesprechungen besser zuhören." Der Zwist zwischen den beiden Topteams der ALMS war damit noch nicht vorbei. Er sollte sich allerdings sportlich auf der Strecke fortsetzen. Die Darsteller: Lucas Luhr (HPD) und Guy Smith (Lola-Mazda).

Mucle Milk hatte nach dem Chaos der Frühphase - ein Stau brachte eine lange Gelbphase - die Führung behauptet. Nach einer weiteren Gelbphase (am BMW von Maxime Martin hatte sich die Heckschürze verabschiedet) kam Lucas Luhr endlich am als Gesamtführender über die Messpunkte. Urplötzlich jedoch tauchte 16 Minuten vor dem Ende Guy Smith im Rückspiegel auf und zog vorbei. Ein technisches Problem am HPD - so schien es jedenfalls. Doch Luhr konterte drei Minuten später und verteidigte die Führung anschließend bis ins Ziel.

"Er ist einfach vorbeigekommen, ich hatte an jener Stelle keinen Grip, bin nur gerutscht. Ich habe ihn dann wieder überholt. Ich bin froh, dass wir hier in Baltimore gewinnen konnten", gibt sich der Deutsche nach dem Sieg erleichtert. In der LMP2-Klasse holten Tucker/Cosmo/Franchitti den Sieg und Gesamtrang drei, dahinter folgte der ESM-HPD von Lazarro/Sharp, der nicht nur beim Start im Fokus gestanden hatte. Kurz nach dem Fahrerwechsel rutschte Franchitti mit kühlen Reifen in der künstlichen Schikane auf der Start-Ziel-Geraden in die Reifen.


Fotos: WEC in Sao Paulo


Der Schotte sorgte wiederum für eine Kettenreaktion, indem er das Feld hinter sich arg einbremste. Der große Pechvogel war der bis dorthin führende GT-BMW-Pilot Dirk Müller, der hinter Franchitti feststeckte, während links und recht von ihm munter die beiden Werks-Corvettes vorbeiziehen konnten. Jan Magnussen sicherte sich somit am Ende den GT-Sieg vor den GM-Kollegen Gavin/Milner und dem BMW von Müller/Hand.

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