Souveräner Sieg für Jani im Durban-Chaos

Mit einer reifen Leistung sicherte sich Neel Jani im phasenweise chaotischen Hauptrennen in Südafrika den Sieg vor Frankreich und Portugal

(Motorsport-Total.com) - Mit dem dritten Saisonsieg für Neel Jani endete heute Nachmittag das A1GP-Hauptrennen in der südafrikanischen Küstenstadt Durban. Bei exzellenten Bedingungen mit rund 30 Grad bewahrte der Schweizer kühlen Kopf und ließ sich in keinen der vielen Zwischenfälle verwickeln, die sich überwiegend in der ersten Kurve abspielten.

Titel-Bild zur News: Neel Jani

Neel Jani brachte die Schweiz heute im südafrikanischen Durban auf Titelkurs

Jani setzte sich in einer turbulenten Schlussphase vor Loïc Duval (Frankreich) und Sensationsmann Filipe Albuquerque (Portugal) durch, nachdem sich einige seiner Verfolger gegenseitig eliminiert und eine Safety-Car-Phase ausgelöst hatten. Wegen der zu geringen Restzeit wurde das Rennen nach 43 Runden abgebrochen und nach 41 Runden gewertet, sodass sich der letzte Zwischenfall nicht mehr auf das Resultat niederschlug.#w1#

Haarnadelkurve als kritische Stelle

Doch der Reihe nach: Gleich nach dem Start kam es in der Haarnadelkurve zum fast vorprogrammierten Gerangel, das wegen der Enge der Strecke zu einem Stau führte. Fünf Autos mussten zur Reparatur an die Box und das Safety-Car ging klarerweise raus. In Führung lag zu jenem Zeitpunkt Jani vor dem Neuseeländer Jonny Reid und Bruno Junqueira (Brasilien). Michael Ammermüller vom Team Deutschland war Siebenter.

Beim Restart in Runde vier kam es fast zu einer Duplikation der Ereignisse, als John Martin (Australien) etwas zu spät bremste und auf Ammermüller auffuhr - wieder ein Stau, wieder musste das Safety-Car eingreifen! Erst im neunten Umlauf konnte es weitergehen, diesmal ohne Zwischenfälle in der Haarnadelkurve. Jani behauptete seine Führung souverän und nutzte eine Runde später das geöffnete Boxenstoppfenster zum ersten Service.

An der Box leistete sich Neuseeland einen folgenschweren Patzer, als Reid das Signal zum Losfahren gezeigt wurde, obwohl das indonesische Auto gerade vorbeizog. Die beiden krachten zusammen und Reid kassierte für die Unachtsamkeit seines Lollipopmannes eine Durchfahrstrafe. Durchfahrstrafen gab es wegen der chaotischen Zwischenfälle übrigens auch für den Libanon und Irland mit Adam Carroll; der Inder Parthiva Sureshwan bekam sogar die schwarze Flagge gezeigt.

Portugal dank Zwischenfällen weit vorne

Filipe Albuquerque

Das Team Portugal war mit Platz drei die Überraschung des Tages Zoom

Anschließend fand das Rennen endlich einen Rhythmus, in dem sich eine vier Mann starke Spitzengruppe mit Jani, Robert Wickens (Kanada), Oliver Jarvis (Großbritannien) und Duval bildete. Albuquerque lag schon an vierter Position, während etwas weiter hinten der Chinese Congfu Cheng erst an Italien und dann an Brasilien vorbeiging. Cheng bewies damit, dass man auch in Durban überholen kann, und verbesserte sich auf Rang acht.

Die Entscheidung um den Sieg fiel bei der zweiten Serie der Boxenstopps, als die Top 3 gleichzeitig hereinkamen und trotz eines klemmenden Rads bei Jani alles beim Alten blieb. Der viertplatzierte Duval hängte zwei schnelle Runden auf freier Strecke an und ging dadurch an Jarvis vorbei, dessen versuchter Konter in der ersten Kurve in einem Verbremser endete. Damit schienen die Positionen eigentlich bezogen.

Haarsträubende Aktion von Wickens

Aber es sollte noch mal richtig zur Sache gehen, denn Wickens schlug in der 40. Runde innen in der Haarnadelkurve an und drehte sich. Aufgrund der dort stehenden Mauer konnte er nicht sehen, wer nach ihm kam - und so riskierte er es, ohne Anweisung der Streckenposten einfach umzudrehen. Das ging aber gewaltig ins Auge, weil er dem völlig schuldlosen Jarvis den Weg abschnitt, sodass der Arbeitstag für beide beendet war.

Das Safety-Car ging wieder auf die Strecke und das Feld mit Jani vor Duval, Jeroen Bleekemolen (Niederlande), Fairuz Fauzy (Malaysia) und Cheng bereitete sich auf einen kurzen Schlussspurt vor. Ganz vorne hatte Spitzenreiter Jani aber den großen Vorteil, dass er Khalil Beschir (Libanon) als Puffer direkt hinter sich hatte; Beschir ging beim Restart noch dazu im guten Willen vom Gas, wodurch der Abstand mehrere Wagenlängen betrug.

Das machte aber ohnehin keinen Unterschied mehr, denn der nach einem Überholmanöver gegen Italien in Runde 27 völlig übermotivierte Lokalmatador Adrian Zaugg, der mit angeschlagener Nase unterwegs war, scheiterte beim Versuch, an drei Konkurrenten gleichzeitig vorbeizugehen - und schoss Bleekemolen in der Haarnadelkurve ab, was zu einer weiteren Kettenreaktion führte. Feuer bei Bleekemolen und die letzte Safety-Car-Phase waren die logische Folge.

Rennleitung beschert Zaugg vier Punkte

Adrian Zaugg

Adrian Zaugg konnte die Erwartungen beim Heimrennen nicht erfüllen Zoom

Nach Rennende gab es noch Diskussionen über die Runde, nach der das Rennen gewertet werden soll - und die Rennleitung legte sich schlussendlich auf den 41. Umlauf fest. Damit galten zwar Wickens und Jarvis nach ihrer Kollision als ausgeschieden, nicht aber Bleekemolen und Co. - ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass ausgerechnet Zaugg in seiner Heimat auf diese Weise zumindest noch vier Punkte abstaubte...

Apropos Punkte: Jani hat mit dem Sieg sein großes Ziel erreicht und die alleinige Gesamtführung übernommen. Die Schweizer halten vor den Abschlussevents in Mexiko, China und Großbritannien bei zehn Zählern Vorsprung auf Frankreich und 20 auf Neuseeland. Für das deutsche Team von Willi Weber, das in Durban massiv an Boden auf die Spitzenreiter verloren hat, ist das Titelrennen nun praktisch gelaufen.