• 31.05.2008 17:18

Carroll würde gerne Ferrari fahren

A1GP-Pilot Adam Carroll im Interview über seine fahrerischen Anfänge, die abgelaufene A1GP-Saison, Heimrennen in Irland und die Aussicht auf einen Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Für Adam Carroll hielt die A1GP-Saison 2007/2008 zumindest einen Höhepunkt bereit, denn der Ire konnte in Mexiko seinen ersten Sieg im Nationencup landen. Mit stolzen 94 Punkten belegte das Team Irland mit Carroll am Steuer den sechsten Gesamtrang in der Meisterschaft und schlug dabei unter anderem Titelverteidiger Deutschland. Carroll würde gerne auch in der kommenden Saison für Irland am Lenkrad drehen - und möchte nicht zuletzt den Ferrari fahren.

Titel-Bild zur News: Adam Carroll

Mann in Grün: Adam Carroll würde gerne auch künftig in der A1GP-Serie fahren

Frage: "Adam, wie wäre es, in Irland ein Heimrennen zu haben? Wäre es schöner für dich, in deiner Heimat zu fahren?"
Adam Carroll: "Das wäre großartig. Das könnte ein Stadtrennen in Dublin oder Belfast sein, das wäre richtig aufregend. Beide wären eine tolle Gaststadt, um so ein Rennen auszutragen. Sie sind belebt und es gibt viele schöne Plätze dort. Es wäre wirklich klasse, dort ein A1GP-Rennen zu haben. Irland hat ja momentan keinen eigenen Lauf, also ist Brands Hatch quasi unser Heimrennen. Aber eigentlich macht es nichts aus, ob du nun daheim fährst oder woanders - du musst immer deine Leistung abrufen können."#w1#

Boostbutton als Überholhilfe

Frage: "Wann benutzt du den Boostbutton eher - zur Verteidigung oder beim Überholen? Macht es tatsächlich so einen großen Unterschied?"
Carroll: "Man kann ihn für beide Situationen nutzen, man darf ihn nur nicht ohne Grund verschwenden. Es ist relativ leicht, den Knopf zu drücken und niemanden dabei zu überholen. Du benutzt ihn also nur, wenn du einen anderen Fahrer auch wirklich angreifen kannst und wenn er zum Beispiel einen Fehler gemacht hat."

"Wenn du selbst in Schwierigkeiten bist, dann kann er dir auf der nächsten Geraden helfen. Wenn ich den Boostbutton aber nicht zum Überholen brauche, dann benutze ich ihn gar nicht. Dann beende ich das Rennen lieber mit ein paar Boosts in Reserve. Es macht tatsächlich einen Unterschied aus, etwa 30 PS. Das sind ungefähr 500 Umdrehungen in jedem gang - und das spürst du."

Frage: "Welche Art von Arbeiten erledigst du zwischen den Rennen? Wie oft kommst du während der Saison nach Hause?"
Carroll: "Nicht wirklich viel. Das A1GP-Team Irland hat seinen Sitz im englischen Northampton. Weil die Autos aber nicht da sind und es in der A1GP keine Testfahrten gibt, können die Leute heimgehen und sich um ihren eigenen Kram kümmern."

"Natürlich müssen wir zwischen den Rennen einige Aufgaben erledigen, zum Beispiel Reparaturen an der Verkleidung, aber eigentlich sind das mehr oder weniger nur Routineangelegenheiten. Eine Woche vor dem Rennen trifft sich das Team im Büro und wir unterhalten uns über die anstehenden Aufgaben."

A1GP schwieriger als GP2

Frage: "Wenn man dir für diese Saison einen Platz beim Team Großbritannien angeboten hätte, wärst du dann eher für die Briten als für Irland gefahren?"
Carroll: "Nein, das könnte ich nicht machen. Ich denke, ich befinde mich in der glücklichen oder unglücklichen Lage, für beide fahren zu können. Aber ich finde es richtig toll, für Irland an den Start zu gehen - für Irland als Nation und als Rennstall. Mein Job ist es, das Auto nach vorne zu stellen und Großbritannien zu schlagen."

Frage: "Du bist ausgiebig in der A1GP und der GP2 unterwegs gewesen - worin unterscheiden sich diese Autos?"
Carroll: "Diese beiden Autos kann man nicht wirklich vergleichen. Ein GP2-Auto ist für gewöhnlich leichter zu fahren, weil es mehr Grip bietet. Der A1GP-Bolide ist schwieriger zu fahren und verlangt mehr körperliche Anstrengungen."

"Die A1GP-Rennen in Malaysia und Taupo sind immer sehr harte Arbeit, denn da ist das Gripniveau hoch. Du hast in der A1GP mehr Zeit um das Auto abzustimmen und außerdem gibt es große Unterschiede zwischen den Rennstrecken, auf denen gefahren wird. Aber das macht einfach den Reiz einer tollen Meisterschaft aus - ich war von der A1GP wirklich sehr angetan."

Viele Hochs und Tiefs in dieser Saison

Frage: "Wo bist du vor deinem Auftritt in der A1GP-Serie gefahren?"
Carroll: "Im Alter von 16 Jahren bin ich in der Formel-Renault-Campus gefahren und bin dann in die Formel Ford aufgestiegen. Dann kamen einige Saisons in der Formel 3 und ich bin auch GP2 gefahren und habe dort fünf Rennen gewonnen."

"Bei Honda konnte ich als Testfahrer 4000 Kilometer Formel-1-Erfahrung sammeln. Aber dann bekam ich die Option, in dieser Saison wieder A1GP zu fahren und die Meisterschaft fand großen Anklang und wurde besser und besser. Seit ich dabei bin, war es immer sehr angenehm - aber auch sehr hart!"

Frage: "Gibt es junge irische Nachwuchspiloten? Wer könnte in ein paar Jahren für Irland fahren?"
Carroll: "Niall Quinn, unser Rookie, ist ganz sicher ein Kandidat dafür. Irland ist nicht sonderlich groß und es gibt nicht viele Rennfahrer. Niall ist sehr gut, hat das Auto in einem Stück zurückgebracht und hat genau das gemacht, was man ihm aufgetragen hatte. Und Durban ist nicht unbedingt ein leichter Ort, um mit wenig Erfahrung mit so einer Leistungsrakete umzugehen, aber er hat das gut gemacht. Er macht immer einen guten Job und hilft uns beim Setup."

Frage: "Wie war dieses Jahr für dich? Hast du erwartet, dass du solche Hochs und Tiefs haben würdest?"
Carroll: "Wir hatten wirklich eine harte Zeit. In Brünn waren wir schnell, aber hatten auf manchen Strecken einfach zu kämpfen. Das war schon sehr frustrierend, weil wir einfach nicht wussten, warum. In Taupo waren wir wieder stark, zwei Wochen später in Australien lief nichts mehr zusammen."

"Wir haben uns gefragt, was da wohl falsch läuft. In Durban hätten wir Pace gehabt, denn im Rennen war ich so schnell wir die Spitze. Leider hatte sich damals die Benzinpumpe verabschiedet, sodass ich eine halbe Trainingsstunde verpasst habe. Das passierte im Qualifying nochmals und so stand ich ganz am Ende."

Vorfreude auf den Ferrari

Frage: "Hast du nach all den Anläufen überhaupt noch daran geglaubt, dass der Sieg in Mexiko jemals kommen würde?"
Carroll: "Das ist schon sehr witzig. Wir hatten immer eine gute Pace und daran hat sich eigentlich nichts geändert. Jetzt ist jeder hier ein bisschen entspannter. Wir hatten das Potential und wussten, dass wir für einen Sieg gut waren."

"Es hat länger gedauert, als wir gehofft hatten, aber letztendlich hat es ja geklappt. Jetzt kann Irland darauf hoffen, in der kommenden Saison ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Wir geben uns wirklich alle Mühe und alle wollen so sehr gewinnen. Wir arbeiten am härtesten in der Boxengasse. An den meisten Tagen kommen wir früher und gehen später."

Frage: "Hoffst du darauf, auch in der kommenden Saison für Irland fahren zu können? Wenn ja, wie sehr freust du dich auf den neuen Wagen, der von Ferrari kommt?
Carroll: "Das Auto hört sich verdammt gut an und hebt natürlich den Status der Meisterschaft. Die aktuellen Wagen sorgen für tolle Rennen, aber das neue Auto wird für die Meisterschaft einen Schritt nach vorne darstellen. Wenn es sich tatsächlich so verhält, wie es die Jungs beschrieben haben, dann ist das ein richtig guter Bolide."

"Ich möchte die nächste Saison gerne fahren - sie müssten mich zuerst feuern! Es war eine herrliche Saison, auch wenn es viel harte Arbeit war. Ich habe die A1GP-Serie sehr genossen, die Leute sind sehr nett und entspannt - aber sobald man das Visier runterklappt, ist das wieder eine ganz andere Geschichte. Dann kämpfe auf der Strecke gegen jeden einzelnen, aber so läuft das einfach."