Wurz: "Müde, leer, grantig"

Toyota-Fahrer Alexander Wurz gibt nach dem bitteren Le-Mans-Ausfall Einblick in sein Seelenleben - An der Vorbereitung scheiterte es nicht, Toyota wusste vom Problem

(Motorsport-Total.com) - Für Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima, das Toyota-Trio im TS040 mit der Startnummer 7, waren die 24 Stunden von Le Mans eine riesige Enttäuschung. Um 5:00 Uhr morgens rollte Nakajima klar in Führung liegend mit Elektrikdefekt aus. Der Traum vom Le-Mans-Sieg war für Toyota einmal mehr ausgeträumt, weil das Schwesterauto mit Davidson/Lapierre/Buemi zu diesem Zeitpunkt bereits eine knappe Stunde durch Reparatur von Unfallschäden verloren hatte.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Für Wurz und seine Toyota-Kollegen war Le Mans 2014 keine Reise wert Zoom

Die Stimmung im Toyota-Lager am Sonntag? "Müde, leer, grantig", meint ein enttäuschter Wurz im Nachgang und bezieht sich dabei vor allem auf sein Auto. Der Österreicher war zum Zeitpunkt des Nakajima-Ausfalls "gerade am Wachwerden". Das ihn in diesem Moment überkommende Gefühl will er "lieber nicht mit Worten beschreiben".

Gänzlich unvertraut ist Wurz die Enttäuschung über den Ausfall allerdings nicht. "Das ist Le Mans. Ich war in diesem Jahr zum achten Mal dabei. Zweimal konnte ich das Rennen gewinnen. In allen anderen Fällen habe ich geführt und hatte Chancen, zu gewinnen." In drei seiner sechs nicht siegreichen Le-Mans-Starts sprang für Wurz immerhin noch eine Top-5-Platzierung heraus. Die anderen drei Male fiel er aus. Das Ausscheiden am frühen Sonntagmorgen war für den Österreicher und seine Teamkollegen aber das bisher bitterste, zumal sich Nakajima gerade auf der Runde in die Box befand. "Wir hatten das Problem erkannt und wollten Hand anlegen", offenbart Toyota-Technikchef Pascal Vasselon.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Rennen


Die Kollegen im TS040 mit der Startnummer 8 führte die Aufholjagd immerhin noch auf Platz drei. Über den einmal mehr verpassten Le-Mans-Sieg kann bei Toyota aber auch dieses Ergebnis nicht hinwegtrösten. Ebenso wenig Genugtuung findet Wurz in der Tatsache, dass sein Startstint genauso fehlerlos war wie die folgenden Stints von Sarrazin und Nakajima.

"Wir haben alles richtig gemacht. Auch das Setup hat gepasst. Von dieser Seite her waren wir perfekt vorbereitet", so der frustrierte Österreicher, dessen intensive persönliche Vorbereitung ebenfalls für die Katz war: "Seit sechs Monaten habe ich nur noch eineinhalb Mahlzeiten pro Tag zu mir genommen. Ich habe trainiert, habe fünf Kilo abgenommen. Das Gewicht ist in Le Mans so wichtig." Letztlich scheiterte der Toyota-Sieg nicht am Gewicht, sondern an einem durchgeschmorten Kabelbaum, der laut Wurz durch einen Kurzschluss eines Sensors hervorgerufen worden sein könnte.

Technikchef Vasselon fasst zusammen: "Natürlich sitzt die Enttäuschung tief. Nach einer so langen Vorbereitungsphase noch auf dem Podium zu stehen, ist gut, aber in Wahrheit kein Trost. Was wir als zufriedenstellende Erkenntnis aus diesem Jahr mitnehmen, ist die Tatsache, dass unsere Vorbereitung gut genug war, um als Favorit angesehen zu werden. Das und der Fakt, dass wir die Erwartungen im Rennen bestätigen konnten, war schon gut. Dennoch haben wir es nicht zu Ende gebracht. Das heißt, wir waren nicht gut genug."