• 23.02.2014 18:41

  • von Roman Wittemeier

Porsche: Realistische Zielsetzung in der LMP1-Klasse

Porsche-Teamchef Andreas Seidl tritt vor dem LMP1-Einstieg der Le-Mans-Rekordsieger auf die Euphoriebremse: "Schritt für Schritt verbessern"

(Motorsport-Total.com) - Mit großer Spannung warten die Fans der Langstreckenszene auf das erste Aufeinandertreffen der drei LMP1-Werksteams beim WEC-Saisonauftakt in Silverstone (20. April). Vor allem auf Porsche werden die Augen gerichtet sein. Der deutsche Sportwagenhersteller greift mit dem neuen 919 Hybrid in den Kampf um Gesamtsiege in Le Mans und in der Langstrecken-WM ein. Die Erwartungen sind hoch, weil Porsche eine lange und sehr erfolgreiche Tradition in Le Mans hat.

Titel-Bild zur News: Jungfernfahrt des LMP1-Porsche für die WEC-Saison 2014

Porsche kehrt mit dem neuen 919 Hybrid in die Topklassse in Le Mans zurück Zoom

"Dass Porsche mit zwei Werksprogrammen und vier Werksautos in Le Mans an den Start geht, zeigt ganz deutlich, wie sehr der Vorstand hinter diesen Projekten auf der Langstrecke steht. Die GT-Jungs haben viel mehr Erfahrung. Die werden sicherlich eine Wiederholung des letztjährigen Doppelsieges als Ziel haben", sagt Porsche-LMP1-Teamchef Andreas Seidl im Gespräch mit '24h-lemans.com'. Von einem Doppelsieg bei den Prototypen dürfe man noch nicht träumen.

"Es ist eine riesige Aufgabe. Wir waren 16 Jahre lang nicht in der Topklasse in Le Mans vertreten. Zwei Jahre lang haben wir uns vorbereitet und nun sind wir nur noch wenige Wochen von unserem ersten Renneinsatz entfernt", erklärt Seidl. "Die Erwartungshaltung außerhalb von Porsche ist riesig. Das ist bei der Geschichte dieser Marke in Le Mans nicht verwunderlich. Intern haben wir uns realistische Ziele gesteckt. Wir wissen, wie hart der Wettbewerb in Le Mans ist."

Test in Le Castellet: Porsche gegen Audi und Toyota

"Wir mussten eines der komplexesten Rennautos konstruieren, das jemals auf eine Strecke gegangen ist. Das allein war schon eine große Aufgabe. Gleichzeitig mussten wir aber auch unser Team ganz neu aufbauen. Wir haben vor dem ersten Rennen noch einige Arbeit vor uns", schildert der Einsatzleiter, der vor zwei Jahren die Entwicklung des BMW M3 DTM geleitet hatte, mit dem die Münchener auf Anhieb in der DTM siegen konnten.

Andreas Seidl

Andy Seidl ist einer von vielen Fachleuten, die von BMW zu Porsche wechselten Zoom

"Unser Ziel in diesem Jahr ist es, die Rennen zu Ende zu fahren. Wir wollen wettbewerbsfähig sein. Wir müssen von Rennen zu Rennen lernen und uns dann Schritt für Schritt verbessern. Wir haben ein tolles Team, ein starkes Fahreraufgebot ,und wir freuen uns schon auf das erste Rennen", sagt Seidl. Ein erstes Aufeinandertreffen der LMP1-Werksteams von Audi, Porsche und Toyota wird es beim offiziellen WEC-Test Ende März in Le Castellet geben. Dort werden jedoch sicherlich nicht alle Karten aufgedeckt.

Porsche betreibt riesigen Aufwand, um die große Aufgabe zu bewältigen. In Weissach wurden neue Gebäude samt Windkanal errichtet, über 200 Ingenieure arbeiten an dem Projekt 919. Auf Fahrerseite hat man sich Mark Webber als Speerspitze an Bord geholt. "Die Verpflichtung von Mark Webber ist für Porsche natürlich eine tolle Sache. Er ist schließlich mit seiner Art auch ein toller Botschafter der Marke", so Seidl.


Der Porsche 919 Hybrid bei Testfahrten

"Sportlich gilt für Mark das gleiche wie für die fünf anderen Piloten auch. Alle haben sie in unterschiedlichsten Kategorien bewiesen, dass sie extrem schnell sind. Alle sechs Fahrer sind erstklassige Typen und gute Teamplayer", mag der Teamchef dem Australier keine Sonderposition zukommen lassen. Schmunzelnd fügt er an: "Aber es stimmt schon: Dass wir einen Mark Webber dabei haben, ist schon phänomenal für uns."