• 18.01.2017 12:09

  • von Roman Wittemeier

Mark Webber: "In Le Mans sollten nur LMP1-Autos fahren"

Ex-Porsche-LMP1-Pilot Mark Webber über die besondere Herausforderung Le Mans und seinen Anteil am Gesamtsieg der Traditionsmarke an der Sarthe

(Motorsport-Total.com) - Die Le-Mans-Szene verliert zur neuen Saison 2017 eines ihrer bekanntesten Gesichter. Porsche-Werkspilot Mark Webber hängt im Alter von 40 Jahren den Helm an den Nagel und agiert ab sofort nur noch als Botschafter des Sportwagenherstellers. Seit 2014 war Webber an den Erfolgen des Porsche 919 auf der Langstrecke beteiligt. 2015 holte er gemeinsam mit Timo Bernhard und Brendon Hartley den Weltmeistertitel, zu einem Sieg in Le Mans kam es jedoch nicht.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber geht auch ohne Le-Mans-Sieg glücklich in den Ruhestand Zoom

"Ich habe das Rennen zwar nicht gewonnen, aber ich war 2016 ausweislich meines Speeds voll wettbewerbsfähig, und das war mein Ziel. Um zu gewinnen, brauchst du auch etwas Glück, ein zuverlässiges Auto, die richtige Strategie und noch vieles mehr", schildert Webber im Interview mit 'auto motor und sport'. Der Sieg von Hülkenberg/Tandy/Bamber im dritten Porsche 2015 habe gezeigt, dass das 24-Stunden-Rennen "eine reine Lotterie" sei.

"Übrigens hat aus meiner Sicht ein Teil von mir durchaus in Le Mans gewonnen, denn ich habe meinen Beitrag dazu geleistet, dass der Porsche 919 ein wettbewerbsfähiges Auto geworden ist. Und ich bin sehr stolz, dass ich einigen Input liefern konnte, um das Auto immer weiter zu verbessern. Mir ist es halt nur nicht vergönnt gewesen, in Le Mans auf dem obersten Treppchen zu stehen", nimmt Webber den ausgebliebenen Erfolg an der Sarthe gelassen. Ursprünglich hatte er nach den negativen Erfahrungen von 1999 unbedingt in Le Mans siegen wollen.


Fotos: Porsche-Testfahrten in Aragon


In den zurückliegenden drei Jahren hat der Ex-Formel-1-Teamkollege von Sebastian Vettel zwar die Herausforderung Le Mans immer besser kennengelernt, die große Liebe entwickelte sich jedoch nicht. "Le Mans ist sicher kein Rennen, das mir den Schlaf raubt", beschreibt er sein mäßig inniges Verhältnis zum Klassiker in Frankreich. "Solch ein Rennen können nur die Franzosen organisieren. Man hängt da zehn Tage herum, bevor es endlich losgeht", schmunzelt er.

Mark Webber und das "Glücksspiel Le Mans"

"Le Mans ist ein Glücksspiel", meint der 40-jährige Australier, der im Sommer vergangenen Jahres seine langjährige Lebengefährtin Ann Neale heiratete. "In Le Mans muss der Pilot superflexibel sein mit der Art, wie er fährt. In der Formel 1 behebt man Probleme über das Setup, das geht in Le Mans nicht, weil sich die Rahmenbedingungen laufend verändern. Das ist wie das Schießen auf ein bewegliches Ziel. Das sind alles Sachen, die einen Perfektionisten wie mich eher frustrieren als anstacheln."

"Im Langstreckensport benötigt man eine größere Vielseitigkeit als in allen anderen Motorsportdisziplinen. Während des Rennens ändern sich nahezu alle Rahmenbedingungen, das Licht, die Dunkelheit, die Asphalttemperaturen sind überall und nirgends - daher ist auch das Auto überall und nirgends", erklärt Webber seine große Herausforderung im Umfeld der vergangenen drei Jahre. "Damit muss man umgehen können, das ist nicht einfach."


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"In der Formel 1 dauert ein Rennen 90 Minuten, und wenn es nicht regnet, hat man konstante Bedingungen. In Le Mans kann das Temperaturdelta 20 Grad betragen. Dazu kommt dann noch Regen - oder sogar Schnee. Dann kommen die Überrundungen von Fahrzeugen aus anderen Klassen", sagt er. "Das war eine brutale, sehr brutale Herausforderung." Für Webber war es eine Herausforderung, die zwar verlockend, aber auch kräftezehrend war.

"Man macht sich keine Vorstellung, wie schwierig es ist, den Verkehr zu lesen und entsprechend zu agieren. Das kann unglaublich frustrierend sein", stellt er klar. Die erheblich unterschiedliche Performance der Fahrzeugklassen sorgte beim Australier für Sorgenfalten. "Mir persönlich wäre es lieber, in Le Mans würden nur 35 LMP1-Autos am Start stehen, das ist mal sicher. Wenn der Verkehr dein Limit definiert und nicht der Speed des Autos - das ist schon seltsam."