• 27.04.2011 18:11

  • von Roman Wittemeier

Le Mans: Die Benziner ohne Chance

Pescarolo und Rebellion sahen beim Vortest am Ostersonntag kein Land gegen die mächtigen Diesel - Henri Pescarolo: "Vor ein paar Jahren hätte ich mich aufgeregt"

(Motorsport-Total.com) - Der Le-Mans-Vortest hat zwar bezüglich des kommenden Titelkampfes im Juni noch nicht allzu viel offenbart, jedoch wurde sehr deutlich, dass der ACO die angestrebte Chancengleichheit zwischen Diesel und Benziner nicht geschafft hat. Audi und Peugeot fuhren Kreise um die Gegner, ohne sich dabei überhaupt anstrengen zu müssen. Auch Oreca war mit dem alten Peugeot 908 HDi FAP weit voraus.

Titel-Bild zur News:

Zweite Reihe: Die Benzinerautos von Pescarolo, Rebellion, OAK und Co.

Die ambitionierten Privatteams von OAK, Pescarolo und Rebellion schauen also wieder einmal in die Röhre. Der Pescarolo von Tinseau/Collard/Jousse war als schnellstes Benzinerfahrzeug bereits fast neun Sekunden zurück. "Vor ein paar Jahren hätte ich mich darüber noch aufgeregt", winkt Henri Pescarolo ab, "aber mittlerweile gehe ich ohnehin mit gedämpften Erwartungen an die Sache heran."

Der ACO hatte im Reglement eine Möglichkeit fixiert, das angestrebte Gleichgewicht zwischen den Antriebskonzepten kurzfristig noch einmal herstellen zu können. Aber kommt dies nun zum tragen? Bisher nicht. Grundlage dafür ist nämlich, dass die Distanz zwischen Diesel und Benziner bei zwei aufeinanderfolgenden Veranstaltungen bei mehr als zwei Prozent liegt. Nach dem Rennen in Spa-Francorchamps könnte vielleicht etwas passieren.

"Der ACO muss es analysieren und dann die Lehren daraus ziehen", erklärt die Le-Mans-Legende. "Der Unterschied ist so, als hätten die Diesel 100 PS mehr als wir. So kannst du niemals auch nur annähernd ans Podest denken." Ähnlich frustriert müsste die Stimmung bei Rebellion sein. Als Semi-Werksteam von Toyota will man nicht nur um die goldene Ananas kämpfen.

"Dieser Testtag hat uns allen deutlich gemacht, dass die aktuellen Regeln eben keine Chancengleichheit ermöglichen", sagt Rebellion-Teamchef Bart Hayden. "Vier bis fünf Sekunden Rückstand könnten wir vielleicht noch akzeptieren, aber zehn Sekunden sind einfach zu viel. Ich hoffe, dass der ACO sich die Szene noch einmal genau anschaut. Wir werden uns derweil auf unsere weitere Entwicklung konzentrieren."


Fotos: Le-Mans-Vortest


Rebellion testete in Le Mans erstmals das neue Aerodynamikpaket von Lola. Die erhofften großen Fortschritte waren zunächst nicht zu sehen, immerhin fand man sich über eine Sekunde hinter Pescarolo wieder. "Wir haben viele Daten und Erkenntnisse gewonnen, die wir nun nutzen wollen", sagt Hayden.

"Wenn man sich den Geschwindigkeitsunterschied auf der Geraden anschaut, dann kann ich kaum glauben, dass dies alles nur von der Aerodynamik kommen soll", rätselt Neel Jani, der immer wieder die neuen LMP1-Autos von Audi und Peugeot an sich vorbeifliegen sah. "Der Abstand zwischen uns und den Dieselautos ist etwa so große wie zwischen Formel 1 und GP2."

"Ich bin bezüglich der Einstufungen sehr skeptisch", winkt Nicolas Prost genervt ab. Seine Kollegen aus dem Schwesterauto wollten sich mit dem Frust nicht zu lange beschäftigen. "Wir haben Fortschritte gemacht, und die waren spürbar", sagt Andrea Belicchi. "Im Grunde ist es fast ein ganz neues Auto", fügt Jean-Christophe Boullion an. "Jetzt müssen wir das Beste aus der Situation machen, uns in Spa-Francorchamps noch weiter verbessern."