• 17.06.2011 14:03

  • von Roman Wittemeier

Highcroft: Die Raketenforscher der Rennstrecke

Highcroft-Boss Duncan Dayton über die Vorzüge seines neuen DeltaWing-Projektes: Mit einem "Dreirad" an der Sarthe - Testbeginn soll Ende Oktober sein

(Motorsport-Total.com) - Der ACO will Zukunftstechnologien fördern. Aus diesem Grund geben die Franzosen einen 56. Startplatz an der Sarthe an ein neues Projekt. Im kommenden Jahr wird Highcroft das spektakuläre DeltaWing-Auto in Le Mans fahren lassen. "Es ist ein radikal neuer Ansatz bezüglich Rennwagen-Design", freut sich Highcroft-Boss Duncan Dayton im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News:

Das DeltaWing-Auto soll schon im Oktober auf der Strecke fahren

"Statt des normalen Ansatzes haben wir uns dazu entschieden, mit halbem Fahrzeuggewicht, halber Motorleistung und halbem Luftwiderstand zu arbeiten. Das Ergebnis ist, dass wir nur halb so viel Treibstoff brauchen", sagt der Amerikaner. Das Projekt wurde ursprünglich als Idee für eine neue Generation IndyCars vorgestellt, fiel dort aber durch das Raster. Gemeinsam mit Don Panoz und Dan Guerney schiebt Dayton das DeltaWing-Auto weiter voran.

"In der heutigen Zeit des Umweltbewussseins und der wirtschaftlicen Schwierigkeiten ist das Stichwort Effizienz besonders wichtig. Genau dies setzen wir mit unserem Projekt nun um", erklärt der Highcroft-Chef. "Urpsrünglich ist das Auto für die IndyCar-Serie entworfen worden. Jetzt müssen wir aber sagen, dass es deutlich besser in Le Mans aufgehoben ist. Immerhin hat der ACO den 56. Startplatz ganz speziell für solche neuen Ansätze geschaffen."

Beim Blick auf die Fotos vom DeltaWing kann man sich bislang kaum vorstellen, dass ein solches Gefährt durch Arnage, Porsche-Kurven oder Ford-Schikanen fahren wird. "Der Wagen kommt gut um die Ecken", lacht Dayton. "Jeder kennt doch diese Buggies für Kinder, die mit ihren drei Rädern sehr, sehr wendig sind. So ist das bei unserem Fahrzeug auch."

"Das Gewicht ist hinten, vorne gibt es wenig Druck auf der Achse. Das Fahrzeug geht demnach sogar äußerst leicht durch die Kurven", erklärt der Amerikaner. "Wenn du einen vierrädrigen Kinderwagen um die Ecke wuchten musst, dann ist das schwierig. Dabei rubbeln die Reifen heftig über die Fahrbahn."


Fotos: 24 Stunden von Le Mans


"Ein anderes Szenario: Bei Flugzeugen gab es früher zwei große Räder vorne und ein kleines hinten. Seit den 1950er-Jahren ist es umgekehrt. Vorne gibt es ein kleines Rad und dahinter tragen große Räder die Hauptlast. Dadurch sind die Flieger auch dermaßen stabil beim Bremsen", nennt Dayton ein weiteres Beispiel.

"Wir sind ganz sicher, dass sich unser DeltaWing richtig gut auf einer Rennstrecke bewegen lässt." Die Entwicklung wird an verschiedenen Orten in den USA fortgeführt. Die Zeit drängt, denn man will den Wagen schon in vier Monaten in den Testbetrieb schicken. "Ende Oktober wollen wir auf die Strecke gehen", kündigt Dayton selbtsbewusst an. "Unser Entwicklungsfahrplan ist sehr eng. Wir müssen die passenden Partner und Lieferanten auswählen, gleichzeitig muss das Design und die Produktion der wichtigsten Teile vorangetrieben werden."

"Wir werden ein ähnliches Testprogramm absolvieren wie zuvor mit dem Acura. Wir wollen in etwa alle drei Wochen einen dreitägigen Test fahren", erklärt er. "Dabei geht es zunächst darum, die Kinderkrankheiten auszusortieren. Spannend wird die Testphase auch bezüglich der Reifen. Mal sehen, wie gut die kleinen Vorderräder halten."

Highcroft-Chef Duncan Dayton ist vom neuen Konzept begeistert Zoom

"Wir erwarten, dass wir durchaus mal Probleme bekommen könnten. Aber es ist ein völlig neues Projekt. Niemand hat zuvor so etwas mal ausprobiert. Hürden sind auf einem solch neuen Weg völlig normal", sagt Dayton. "Der Antrieb wird ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo sein. Also ein Triebwerk, das sich in der Produktpalette fast eines jeden Herstellers findet."

"Der Vorteil unseres Konzeptes ist es, dass der Motor kein tragendes Element ist. Man kann also alle möglichen Triebwerke einbauen", beschreibt Dayton einen weiteren Vorzug seiner "rasenden Rakete". "Es muss letztlich nicht einmal ein Benziner sein. Es kann ein Diesel sein, oder zum Beispiel ein Hybrid mit Batterien oder Schwungrad."

Nich steht nicht fest, welches Triebwerk für den Testbetrieb ab Oktober verbaut wird. "Wir stehen in Kontakt zu vielen Herstellern. Mal sehen, wer an unserem Projekt Gefallen findet und mit einsteigt", sagt der Highcroft-Boss. "Ich gehe davon aus, dass wir unser DeltaWing-Auto im März in Sebring ins Rennen schicken. Ich bin ziemlich sicher, dass wir sogar mit diesem Wagen die komplette ALMS-Saison bestreiten werden."