• 10.06.2015 20:10

  • von Roman Wittemeier

Freies Training Le Mans 2015: Porsche knapp vor Audi

Zwei Rotphasen, Regenschauer und wenig konstante Bedingungen: Porsche setzt sich im Training gegen Audi durch, Nissan auf LMP2-Niveau - Aston Martin bestimmt GTE

(Motorsport-Total.com) - Endlich Action bei den 24 Stunden von Le Mans 2015. Die 56 Fahrzeuge beim Langstreckenklassiker an der Sarthe haben am Mittwoch ihre ersten Runden (alles im Live-Ticker!) gedreht. Im vierstündigen Training herrschten wechselhafte Bedingungen, kleine Regenschauer brachten mehrfach Nässe auf die Strecke, sodass die Teams nicht die erhofften konstanten Verhältnisse vorfanden. Die trockenen Phasen nutzte Mark Webber (Porsche #17) am besten. Der Australier drehte mit seinem 919 Hybrid in 3:21.362 Minuten die schnellste Runde.

Titel-Bild zur News: Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley

Realisierte im Training die Bestzeit für Porsche: Mark Webber im roten 919 Zoom

Die Sessionbestzeit von Webber war sicherlich noch kein Hinweis auf das wahre Potenzial der aktuellen LMP1-Autos, zumal man beim Vortest bereits etwas schneller unterwegs gewesen war. Bis zum Ende der Session hatte Markenkollege Romain Dumas (Porsche #18) an der Spitze der Zeitenliste gestanden, aber dessen beste Zeit wurde gestrichen, weil der Franzose die Strecke in der Ford-Schikane mit reichlich Funkenflug abgekürzt hatte. Dumas lieferte diese Show gleich zweimal im Training.

Porsche absolvierte im Training wichtige Tests im Hinblick auf die Haltbarkeit der Reifen, wurde aber von den immer wiederkehrenden Regenwolken ebenso genervt wie alle anderen Teams, denen noch Erkenntnisse über die Pneus fehlen. Immerhin konnte man in Vorbereitung auf das Rennen mit der Startnummer 18 (Jani/Dumas/Lieb) noch ein paar Bremsscheiben anfahren. Nach Streichung der besten Dumas-Runde wurde der schwarze Porsche in 3:22.059 Minuten auf Platz drei gewertet.

Audi spult viele konstante Runden ab

Zwischen die beiden schnellsten 919 Hybrid konnte sich der beste Audi platzieren. Lucas di Grassi/Oliver Jarvis/Loic Duval realisierten in 3:21.950 Minuten eine Zeit, die nur unwesentlich hinter jener von Porsche zurücklag. "Wir sind dabei. Über eine Runde ist der Porsche wahrscheinlich auch hier schneller, aber über die Distanz hat es sich bisher immer relativiert", meint Duval nach der Session. "Konstante Bedingungen wären aber wichtig gewesen. Bisher wissen wir noch zu wenig über die Reifen."

Lotterer Treluyer Fässler

Intensives Testprogramm am Mittwoch in Le Mans: Audi im Dauerbetrieb Zoom

Die Audis mit den Startnummern 7 (5./3:23.051) und 8 (6./3:23.480) absolvierten ebenso wie das Schwesterauto viele problemlose Runden, um die für das Rennen wichtigen Daten zu generieren. Vor allem im ersten Sektor präsentierte sich der aerodynamisch starke R18 e-tron quattro wieder als unschlagbar. Auf den Geraden verliert man gleichzeitig wenig. Viele Beobachter halten die Ingolstädter für die großen Favoriten auf den Sieg in diesem Jahr.

Merkwürdige Probleme gab es am dritten Porsche (#19), den sich Nico Hülkenberg mit Earl Bamber und Nick Tandy (4./3:22.819) teilt. Zuerst wurde das Fahrzeug an die Box gerufen, weil das GPS-Signal von den Signalen der Streckenkameras überlagert wurde uns somit nicht richtig funktionierte, später hatte Kies zwei Felgen beschädigt. Um nicht auf Reifen für das Qualifying zurückgreifen zu müssen, ließ man den Wagen frühzeitig in der Box stehen. Bamber leistete sich zur Mitte der Session einen kleinen Ausritt in der ersten Schikane der Hunaudieres-Geraden.

Toyota kommt den Gegnern etwas näher

Für Toyota begann die Session mit einem kleinen Ausrutscher von Sebastien Buemi nicht nach Wunsch, aber anschließend spulten die Japaner ein solides Programm mit guten Zeiten ab. In 3:24.763 Minuten war die Startnummer 1 (Buemi/Davidson/Nakajima) zwar über drei Sekunden hinter der Spitze, aber immerhin war man plötzlich schneller als am Testtag. Das Schwesterauto (Wurz/Sarrazin/Conway) lag auf Rang acht rund acht Zehntel weiter hinten.

Lucas Ordonez

Drei Nissans kamen im Freien Training auf insgesamt 54 Runden in Le Mans Zoom

"Im Moment sehen wir besser aus als beim Vortest, aber es ist noch viel zu früh. Wir warten, dass es trocken wird, damit wir Slicks testen können", kommentiert Alex Wurz die aktuellen Fortschritte von Toyota. Von den Japanern kommt noch mehr. Zum Donnerstag werden neue Motoren und - besonders wichtig - frische Superkondensatoren verbaut. Somit kann aus dem Hybridsystem wieder mehr Leistung abgerufen werden. Der TS040 wird damit sicherlich noch schneller.

Ein weiteres Glanzlicht konnte Rebellion mit dem R-One #12 setzen. Nick Heidfeld, Mathias Beche und Nicolas Prost waren in 3:28.441 Minuten so schnell wie noch nie. Aber es gab im Lager der Schweizer auch wieder einmal Elektrikprobleme. Außerdem stellte Alexandre Imperatori das Schwesterauto #13 (10./3.33.176) an der Strecke ab, weil sich hinten links das Rad gelöst hatte. Der CLM P1/01 von ByKolles (Kaffer/Trummer/Monteiro) konnte das Tempo von Rebellion nicht mitgehen.

Nissan auf LMP2-Niveau

Nissan will vor den Fahrzeugen der LMP2-Klasse fahren. Im Training wäre das fast gelungen. Die drei GT-R LM Nismo fuhren jeweils Bestzeiten im Bereich von 3:40 und 3:41 Minuten und sorgten mit starkem Funkenflug auf den langen Geraden für eine gute Show für die Fans. Im Klassement musste man sich allerdings hinter dem Oreca-Nissan von KCMG anstellen, der die LMP2-Bestzeit erzielte und für die erste von zwei Rotphasen gesorgt hatte.

Gleich in der ersten Runde nach der Freigabe der Strecke um 16:00 Uhr rollte Richard Bradley mit dem Coupé in der ersten Schikane aus. Weil der KCMG-Oreca an ungünstiger Stelle nicht mehr vom Fleck kam, musste die Session kurz unterbrochen werden. Auch die zweite Unterbrechung ging auf das Konto eines LMP2-Teams. Mark Patterson legte seinen Oreca von Murphy zur Mitte des Training eingangs der Porsche-Kurven in die Leitschienen. Der Amerikaner blieb unverletzt.

"Ich bin in der ersten Porsche-Kurve zu schnell gefahren, habe zu stark eingelenkt. Da habe ich das Auto verloren", berichtet Patterson nach seinem Einschlag, bei dem der Oreca an der Front und an der linken Seite erheblich beschädigt wurde. "Wir haben gepusht, um ein Gefühl zu bekommen. Volle Tanks, neue Autos, die Pace wurde immer besser. Da habe ich es etwas übertrieben", nimmt der amerikanische Gentleman-Fahrer den Abflug voll auf seine Kappe.

Aston Martin unterstreicht Favoritenstellung

Hinter dem KCMG-Auto reihten sich der Ligier #35 von Oak (Estre/Vanthoor/Cumming) und der Oreca-Nissan von TDS (Thiriet/Badey/Gommendy) ein. Im Vergleich zum Testtag konnte die kleine Prototypenklasse erheblich zulegen. Für gelbe Flaggen sorgte Gary Hirsch (Greaves) gleich mehrfach mit einem Dreher im leichten Regen und einem Abflug in der ersten Schikane. Dennoch reihte sich das britische Team mit dem Gibson-Nissan auf Rang vier ein.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Train./Qual.


In den GTE-Klassen hatte Aston Martin wie erwartet die Nase deutlich vorn. Bei den Profis waren Rees/Macdowall/Stanaway (#99) in 3:55.895 Minuten um satte 1,644 Sekunden schneller als die Corvette von Gavin/Milner/Taylor (#63). Auf Rang drei platzierten sich Mücke/Turner/Bell (#97) mit dem zweiten Vantage. Aston Martin ist bestens eingestuft, fährt in Le Mans den größten Restriktor - und hat auch noch den größten Tank.

Den besten Porsche brachten Pilet/Makowiecki/Henzler in 3:58.469 Minuten auf Platz vier. Ferrari hielt sich mit beiden Autos erheblich zurück und fuhr jederzeit deutlich langsamer als beim Testtag. In der Amateurklasse gab es keine Überraschung an der Spitze: Pedro Lamy setzte den Aston Martin in 3:58.783 Minuten vor viele Profiautos. Lamy und seine Teamkollegen Mathias Lauda und Paul Dalla Lana hatten die WEC-Rennen in Spa und Silverstone gewonnen. Hinter dem Vantage reihten sich die beiden Porsche 911 RSR von Proton ein.