• 21.12.2013 18:00

  • von Roman Wittemeier

Di Grassi auf dem Sprung in die WEC

Nach dem Abschied von Allan McNish gilt Lucas di Grassi als Favorit auf dessen Nachfolge - Der Brasilianer ist bereit: "Es wäre wirklich ein Traum"

(Motorsport-Total.com) - Der Rücktritt von Allan McNish bereitet den Verantwortlichen von Audi einiges Kopfzerbrechen. Die Cockpitbesetzungen müssen kurzfristig angepasst werden, um die Lücke, die der Schotte im Audi mit der künftigen Startnummer 1 hinterlässt, möglichst gut schließen zu können. Potenzielle Nachfolger gibt es im Werksfahrerkader reichlich: Oliver Jarvis, Marc Gene, Lucas di Grassi oder auch der wahrscheinliche Neuzugang Nico Müller.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Lucas di Grassi wird voraussichtlich 2014 ein Stammcockpit in der WEC haben Zoom

Die besten Chancen werden derzeit di Grassi eingeräumt. Der Brasilianer überzeugte bei seinen bisherigen Einsätzen im R18 e-tron quattro nicht nur mit gutem Tempo. Di Grassi lieferte den Ingenieuren bei seinen Tests offenbar besonders gutes technisches Feedback - ein erheblicher Pluspunkt in Zeiten eines neuen Reglements. Offiziell will den Aufstieg von di Grassi in ein WEC-Stammcockpit noch niemand bestätigen, aber es gibt zahlreiche Indizien.

"Ich kann noch nichts über mein Programm 2014 verraten, aber ein fester Platz in der WEC wäre wirklich ein Traum", sagt der Ex-Formel-1-Pilot auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Di Grassi hat seinen Job als Entwicklungsfahrer der Formel E mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Einen weiteren Hinweis liefert ein Blick auf den neuen R18 e-tron quattro. Auf den Flanken des LMP1-Autos prangt der Schriftzug von Aethra, einem brasilianischen Technologieunternehmen, das unter anderem mit dem Formel-1-Team Force India zusammenarbeitet.

Die drei Trümpfe des Lucas di Grassi

Aethra hat jedoch nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' keine Entwicklungsarbeit am neuen LMP1-Auto geleistet, sondern tritt nur als Sponsor auf. Dass gute Verbindungen zwischen der Familie di Grassi und dem Unternehmen dahinterstehen, ist kein Geheimnis. Der Brasilianer hat somit drei Trümpfe in seinem Blatt: Speed, technisches Verständnis und einen Sponsor. Bleibt eigentlich nur die Frage, ob er menschlich in das Gefüge Kristensen/Duval passt.

Sollte di Grassi den Platz von McNish einnehmen, dann wird Audi den dritten R18, der in Spa-Francorchamps und Le Mans eingesetzt wird, neu besetzen müssen. Jarvis gilt in diesem Fahrzeug als gesetzt. Ob Gene weiterhin an Bord bleibt, ist bislang nicht bekannt, aber dennoch wahrscheinlich. Der Spanier war immerhin beim Audi-Sport-Finale am Mittwoch in Ingolstadt bestens gelaunt. Gesucht würde somit ein dritter Fahrer für das dritte Auto.


Fotos: Audi Sport Finale


Von Youngster Nico Müller sind bei Audi viele Verantwortliche überzeugt. Der 21-jährige Schweizer gilt bislang jedoch eher als Kandidat für das DTM-Programm, allerdings durchaus auch als mögliche Option für das Le-Mans-Projekt. Naheliegend wäre es, Ex-Le-Mans-Sieger Mike Rockenfeller im Juni nach Frankreich zu bitten, doch "Rocky" will sich auf eine mögliche Titelverteidigung in der DTM konzentrieren. Timo Scheider startete 2010 an der Sarthe, allerdings "nur" im GT-Porsche.

Aus der Riege der Audi-DTM-Piloten kommen einige weitere Kandidaten für den R18 mit der Startnummer 3 in Betracht. Mattias Ekström war bislang in jedem Auto schnell, Edoardo Mortara hat ebenfalls gutes Tempo und Erfahrung im Langstreckenbereich. Einige Beobachter räumen auch Filipe Albuquerque Chancen auf einen Start in Le Mans ein. Der Portugiese gilt als feiner Teamplayer und hat sich bei seinen bisherigen Endurance-Einsätzen sehr konstant und besonnen präsentiert. Auch eine Verpflichtung eines erfahrenen Prototypenpiloten von extern wäre denkbar.