ACO-Sportchef wehrt sich: 2020er-Regeln haben Hand und Fuß

Die Begeisterung über die LMP1-Regularien ab 2020 hielten sich in engen Grenzen - ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil verteidigt das Regelwerk

(Motorsport-Total.com) - Es wirkt ein wenig wie eine Steilvorlage für Peugeot in Kombination mit einem kleinen Trostpflaster, um Toyota und Porsche bei Laune zu halten: Das neue LMP1-Reglement ab 2020 sorgte bei seiner Verkündung am Freitagmittag nicht unbedingt für Begeisterungsstürme im Publikum und bei den beteiligten Herstellern. Statt dreier Hybridsysteme, zehn Megajoule und immer mehr Hightech bleibt es auch nach 2020 bei 8MJ, zwei Hybriden und noch weniger Aerodynamik, Personal und Windkanalstunden.

Titel-Bild zur News: Vincent Beaumesnil

Vincent Beaumesnil ist vom neuen LMP1-Reglement überzeugt Zoom

Um noch für Fortschritt zu sorgen, gibt es eine 1-Kilometer-Zone nach der Boxenausfahrt, die nach einem Stopp rein elektrisch zurückgelegt werden muss - mit Strom, der vorher nicht rekuperiert, sondern getankt wurde, was in der Regel in Frankreich Atomstrom bedeutet. Was für manche wirkt wie ein albernes Alibi, um so zu tun, als würde man noch für Fortschritt sorgen, hat für ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil Hand und Fuß. "In Zukunft werden wir Hybridautos sehen, die rein elektrisch in der Stadt fahren und über lange Distanzen mit dem Verbrennungsmotor. Vor dem Hintergrund macht das Sinn", sagt er gegenüber 'Sportscar365'.

Ein solches Element möchte der ACO künftig in den Langstreckenrennen, die für reine Elektromobilität ungeeignet sind, simulieren. "Wir wollen das mit unserem speziellen Charakter machen, mit einem Ladevorgang beim Boxenstopp. Es ist komplett anders als jede Form des elektrischen Rennsports, die wir bislang haben", sagt er mit einem Seitenhieb in Richtung Formel E, wo die Batterien auch künftig einfach nur leergefahren werden. Kolumne zu den neuen Regeln: Was soll das bringen?


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Dabei gehe es auch darum, die Performance hoch zu halten. Nichts wäre peinlicher, als wenn ein rein elektrisch fahrender LMP1 von einem LMP2 überholt wird. "Ziel ist, sie von der Performance her so dicht wie möglich an die Leistung heranzubringen, die sie mit dem Verbrennungsmotor erzielen", so Beaumesnil. "Das ist eine ziemliche Herausforderung." Heißt also: Der aktuell auf 300 Kilowatt (408 PS) begrenzte Boost wird für diesen einen Kilometer heraufgesetzt. Die LMP2-Boliden leisten aktuell rund 600 PS. Eine solche Leistung rein elektrisch über einen Kilometer hinweg abzufeuern, fordert Innovationsgeist bei den Herstellern. Soweit die Theorie des ACO.

Funktioniert die Kostenbremse wirklich?

"Das Schnellladesystem wird Entwicklung erfordern, aber wir reden hier über keine verrückten Summen", so der 46-Jährige. "Wir werden einen Weg finden, es kostengünstig zu gestalten. Wir wollen unsere DNA nicht verlieren. Die WEC ist eine Top-Meisterschaft mit Hochtechnologie, die für die Straße relevant ist. Deshalb wollten wir etwas Neues bringen." Aber eben, ohne den Herstellern gewaltige Entwicklungskosten etwa bei der Entwicklung eines dritten Hybridsystems aufzubürden.

Pierre Fillon

Die neuen Regeln wurden am Freitag auf einer Pressekonferenz verkündet Zoom

Auch hinsichtlich der aerodynamischen Einschränkungen sieht Vincent Beaumesnil den ACO im Recht: "Wir wollen die Freiheiten in Bereichen beschränken, die keinerlei Serienrelevanz haben. Der Unterboden etwa sorgt für beeindruckende Zahlen, hat aber nichts mit Straßenfahrzeugen zu tun. Und die Fans sehen ihn auch nicht. Es ist bloß ein Geheimnis, von dem niemand etwas weiß. Wir sind der Meinung, dass die Hersteller ihr Geld lieber an Stellen ausgeben, die relevant für die Serie sind und die die Fans von außen sehen können. Das ist unsere Philosophie."

Allerdings gibt der Franzose auch zu, dass er momentan nicht sagen könne, ob die Maßnahmen zur Kostenreduktion letztlich wirklich die Budgets der Werksteams verkleinern werden. Das war bislang immer der Knackpunkt: Hersteller geben bei Restriktionen das vorhandene Budget einfach an anderer Stelle aus, anstatt es einzusparen. Trotzdem hofft der ACO-Mann, dass es endlich wieder mehr LMP1-Interessenten geben wird: "Das alles sollte viel Interesse generieren, weil es das Produkt reflektiert, das derzeit weltweit im großen Maßstab entwickelt wird. Für uns ist es sehr wichtig, die LMP1 für Neueinsteiger zugänglich zu machen. Ich bin überzeugt, dass wir attraktiv sind."

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