• 21.05.2012 10:19

  • von Roman Wittemeier & Dominik Sharaf

Alter Schwede! Wie Simonsen auf Rang drei fuhr

Kein Funk, keine Boxentafel, keine Ahunung: Andreas Simonsen gab einfach Gas - und glaubte eine Runde zu früh daran, das Rennen schon beendet zu haben

(Motorsport-Total.com) - Selten hat ein 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring eine so unterhaltsame Schlussphase erlebt wie am vergangenen Sonntag: Mittendrin war Andreas Simonsen, der im Mercedes SLS der Heico-Mannschaft innerhalb der letzten 16 Minuten von Rang fünf auf drei nach vorne fuhr. "Das war ziemlich spannend", meint der Schwede über einen Schlussstint, der an Kuriosität kaum zu überbieten war.

Titel-Bild zur News: Pierre Kaffer, Kenneth Heyer

Wo fahren wir denn? Andreas Simonsen blickte ohne Funk nicht mehr durch

Das fing schon mit dem Pilotenwechsel beim letzten Boxenstopp an: Simonsen musste auf der Beifahrerseite in den SLS klettern, weil die Flügeltür links nicht mehr aufging. Und die Probleme setzten sich fort: der Funk funktionierte nicht. "Ich hatte keine Ahnung, wo ich war oder welche Zeit ich im Augenblick fahre. Ich wusste gar nichts", erinnert sich Simonsen.

Erst als er den Wochenspiegel-911 von Lieb/Dumas/Luhr/Lietz vor sich entdeckte, ahnte Simonsen, wohin die Reise geht. "Dann habe ich zu dem Porsche aufgeschlossen und ich wusste, dass er vor uns liegt", meint der ehemalige Meister der Seat-Leon-Supercopa. "Ich habe versucht, Druck zu machen. Aber ich dachte noch immer, ich würde um den vierten Platz kämpfen", so Simonsen.

Ein Mal volle Attacke, bitte

Als er das Schwesterauto in der Auslaufzone ausmachte, kamen ihm Gedanken an einen Podestplatz. "Vielleicht sind wir Dritter, dachte ich. Aber ganz ehrlich: ich hatte keine Ahnung." Erst als er auf dem Weg in die vorletzte Runde auf der Start-und-Ziel-Geraden die Boxentafel zu lesen bekam, wusste Simonsen, was Sache ist - und ging zur Attacke über.

Simonsen wollte sich den Podestplatz unbedingt holen: "Ich sah, dass der Porsche stark über die Kerbs rutschte", berichtet er vom Wittern der Chance. "Wir haben verschiedene Einstellungen für das Gemisch, um schneller zu fahren oder Sprit zu sparen. Ich habe den Schalter auf maximale Attacke gedreht", erklärt Simonsen schmunzelnd.

Bei der verwirrenden Schlussszene vor dem Zielstrich, als der Manthey-Porsche bremste und ein Renault Clio ihm ins Heck knallte, blickte der Schwede nicht durch. "Ich dachte, wir hätten das Rennen schon beendet und er hätte sofort angehalten, weil er zu wenig Sprit im Tank hat. Die schwarz-weiß-karierte Flagge sieht man nicht unbedingt und da dachte ich, es ginge nicht weiter", sagt Simonsen.

Schon in Dubai ein Finale furioso

Das Team konnte auch keine Abhilfe schaffen, schließlich hatte die Heico-Mannschaft in der nervenaufreibenden Schlussphase einfach die Boxentafel vergessen - und der Funk hatte ja ohnehin längst kapituliert. Die TV-Bilder zeigten den SLS dann auch bei dem Versuch, die Strecke zur Fahrt in den Parc fermé abzukürzen. "Das ist doch verrückt", bemerkt Simonsen kopfschüttelnd.

Trotzdem war es in diesem Jahr nicht die einzige kuriose Motorsport-Anekdote, die er zu erzählen hat. "In Dubai war es genau das Gleiche", meint Simonsen mit Blick auf das 24-Stunden-Rennen auf der arabischen Halbinsel, als er im Heico-SLS mit zwei BMW kämpfte und ebenfalls den dritten Rang ins Ziel trug. "Mein Gaspedal war gebrochen und der Wagen gab immer Vollgas. Ich musste es zur Seite schieben", erzählt Simonsen mit einem breiten Grinsen: "Ich bin wohl der Mann für die coolen Zieleinläufe."