• 06.06.2009 16:52

  • von Maximilian Kroiss

Interview: Krummenacher erkennt Aufwärtstrend

Von Randy Krummenacher und seiner Crew wurde die Werks-Aprilia unterschätzt, doch seit Le Mans geht es mit dem Schweizer aufwärts

(Motorsport-Total.com) - Das in der hart umkämpften 125er-Weltmeisterschaft eine Werks-Aprilia RSA nicht automatisch Topplatzierungen garantiert, zeigt sich eindeutig im Fall von Randy Krummenacher, zumal auch vor dieser Saison in etwa 15 (!) dieser sündteuren Renngeräte an WM-Piloten verteilt wurden. Nach anfänglich argen Abstimmungsproblemen hat sich mittlerweile der 19 Jahre alte Zürcher mit seiner Rennmaschine angefreundet und kann sich damit allmählich besser in Szene setzen, wie er im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erläutert.

Titel-Bild zur News: Randy Krummenacher

Beim Grand Prix in Mugello lieferte Krummenacher eine gute Leistung ab

Obwohl es zuletzt in Mugello nur zu Platz 13 gereicht hat, war er nach dem Rennen mit sich und seiner Leistung durchaus zufrieden, da seine Rundenzeiten auf dem ultraschnellen Rundkurs in der Toskana im Bereich der Spitzenleute lagen. Nach dem ermutigenden Rennwochenende in Italien wittert Krummenacher Morgenluft für den nächsten Grand Prix in Barcelona, wo er 2007 mit Platz drei sein bisher einziges Podium in einem Grand Prix einfahren konnte.#w1#

Fortschritte schon in Le Mans

Frage: "Randy, in Mugello war unverkennbar eine Steigerung zu erkennen, oder?"
Randy Krummenacher: "Ich hatte schon vor dem Wochenende so eine leise Vorahnung, dass es vorwärts gehen wird, denn wir sind schon in Le Mans ein beträchtliches Stück weitergekommen und in Mugello habe ich gemerkt, es passiert etwas. Ich fühle mich jetzt richtig wohl auf dem Motorrad. Es gibt mir das Gefühl, dass es noch schneller geht."

Frage: "Kannst du die eklatante Steigerung von Freitag auf Samstag in Mugello erklären?"
Krummenacher: "Auch das habe ich geahnt! Wir werden auch in nächster Zeit am Freitag noch nicht so gut dabei sein, denn wir können auf keinerlei Daten zurückgreifen. Wir müssen für jede Strecke das Setup selbst herausfinden. Dafür geht das Freitagstraining drauf und so können eben keine schnellen Rundenzeiten dabei herauskommen. Aber wir arbeiten hart daran und es wird von Rennen zu Rennen besser."

"Das Rennen war von der absolut geilen Sorte!" Randy Krummenacher

Frage: "Noch ein Wort zum Rennen selbst in Mugello: Befriedigt einen im Rennen ein rundenlanger Zweikampf wie deiner mit Jonas Folger?"
Krummenacher: "Das Rennen war von der absolut geilen Sorte! Nachdem ich am Start mit der Kupplung Probleme hatte - an das Ding muss ich mich noch gewöhnen, beinahe wäre mir mein Schatz abgesoffen -, habe ich schnell meinen Rhythmus gefunden. Das Motorrad war sehr schnell und ich auch! Ohne Fehler am Start wäre mehr drin gewesen. Das Fahren hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht. Wir haben uns in jeder Runde unzählige Male überholt und auf der Geraden gab es in unserer Gruppe heiße Windschattenduelle."

Frage: "Wo lagen die Ursachen für den schleppenden Saisonauftakt?"
Krummenacher: "Wir haben die RSA unterschätzt. Dieses Motorrad gestaltet sich anfangs als richtig schwierig, viele Fahrer hatten damit ihre Probleme. Zudem kommt, dass auch das nötige Rennglück ausblieb."

Frage: "Die RSA ist sozusagen sowohl technisch als auch fahrerisch schwierig zu betreuen beziehungsweise zu meistern?"
Krummenacher: "Oh ja! Wir hatten auch nur sehr wenige Testtage, da das Motorrad rund einen Monat zu spät an uns ausgeliefert wurde. Diese Tage fehlen uns nach wie vor. Wir mussten anfangs die Rennen als Tests nehmen."

Frage: "Es kam auch zu vielen technischen Defekten. Worauf führst du das zurück?"
Krummenacher: "Wir müssen noch viele Erfahrungen sammeln. Die RSA verbraucht einiges an Material. So zum Beispiel wechselt man einen Kolben schon nach 200 Kilometern Laufzeit, was wir anfangs nicht gewusst haben. Wir wissen jetzt auch, als ich hier am Start Probleme mit der Kupplung hatte, dass wir für jedes Rennen eine neue brauchen. All das sind Erfahrungen, die normalerweise bei ausreichender Vorbereitung frühzeitig ausgemerzt werden können."

Webb wegen Größe im Vorteil

Frage: "Dennoch hat es den Anschein, dass dein Teamkollege Danny Webb beziehungsweise seine Crew das Paket besser in der Hand hat?"
Krummenacher: "Dadurch, dass er kleiner und leichter ist als ich, scheint es so, dass die RSA besser darauf reagiert. Was heißen soll, dass es für ihn einfacher ist, das Fahrwerk einzustellen. Auf unserer Seite holen wir aber diesbezüglich auf. Hingegen ist er an seinem Limit angelangt, wir jedoch noch nicht. Diesbezüglich habe ich einen Vorteil."

"Die RSW hat ein geniales Fahrwerk." Randy Krummenacher

Frage: "Du bist Ende letzten Jahres bei zwei spanischen Meisterschaftsläufen mit einer Kunden-RSW auf Anhieb gut zurechtgekommen, die Rundenzeiten hätten sich auch bei einem Grand Prix sehen lassen können. Wäre es kurzfristig nicht eine Überlegung wert gewesen, auf dieses Bike zu wechseln?"
Krummenacher: "Meine Gedanken schwebten schon mal in diese Richtung, denn die RSW hat ein geniales Fahrwerk. Doch wir haben in den letzten zwei Rennen gute Fortschritte mit der RSA erzielt. Ich werde dieses Motorrad auch weiterhin einsetzen."

Frage: "Wie lautet auf all das hin dein Saisonresümee soweit?"
Krummenacher: "Es war bisweilen ein harter Kampf! Aber es ist bei jedem Rennen ein Aufwärtstrend zu sehen und ich spüre, es geht immer besser."

Frage: "Jetzt kommt Barcelona - man sieht, wie du bis über beide Ohren grinst. Was erwartest du dir dort?"
Krummenacher: "Wenn ich Barcelona nur höre, kommt mir ein Grinsen, denn diese Strecke ist perfekt wie für mich gemacht! Ich kenne jeden Zentimeter und wegen des Umstands, dass ich dort den Rundenrekord halte, gehe ich mit einem Selbstbewusstsein wie vor zwei Jahren dorthin. Ich habe jetzt ein richtig gutes Motorrad zu meiner Verfügung - was noch fehlt ist das Setup für Montmeló. Aber auch das werden wir erarbeiten. Ich möchte nicht übertreiben, aber eine Platzierung in den Top 10 wäre schon sehr gut. Doch im Hintergedanken spiele ich damit, meinen dritten Platz von 2007 zu knacken."

Frage: "Letzte Frage: Deine Ziele für die restliche Saison?"
Krummenacher: "Ich will regelmäßig mit den Toppiloten kämpfen. In der Gesamtwertung ist ein Platz unter den Top 8 immer noch in Reichweite - oder vielleicht sogar auch mehr."