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WRC-Titel 2020 für Sebastien Ogier mit Sieg bei Rallye Monza

Beim WRC-Saisonfinale dreht Sebastien Ogier den Titelkampf noch um und holt seinen siebten Titel - Elfyn Evans nach Crash "nur" Vize - Herstellertitel für Hyundai

(Motorsport-Total.com) - Sebastien Ogier ist der Rallye-Weltmeister 2020! Beim Finale der coronabedingt geschrumpften, aber bis in den Dezember reichenden WRC-Saison ist es Ogier gelungen, einen Rückstand von 14 Punkten noch in einen Vorsprung von acht Punkten umzuwandeln.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Mit Sieg bei der Monza-Rallye zum siebten WRC-Titel: Sebastien Ogier Zoom

Bei der erstmals im WM-Kalender befindlichen Monza-Rallye fuhr Ogier zusammen mit Beifahrer Julien Ingrassia im Toyota Yaris WRC zum Sieg und damit zum siebten WRC-Titel seiner Karriere. (Fotos: Rallye Monza 2020)

Nachdem Ogiers Toyota-Teamkollege, der als Tabellenführer angereiste Elfyn Evans, mit einem Crash am Samstag einen herben Rückschlag im Titelkampf erlebte, absolvierte Ogier die Rallye souverän. Dies lag nicht zuletzt daran, dass ihn Evans am Samstag an seiner eigenen Unfallstelle noch gewarnt hatte.

Monza-Sieg nach Schrecksekunde für Ogier

Auf der abschließenden Powerstage am Sonntag erlebte Ogier trotzdem noch eine Schrecksekunde, als bei schlammigen Verhältnissen der Scheibenwischer seines Toyota vorübergehend nicht funktionierte.

Dennoch reichte es für Ogier zum Sieg und damit zum Titel. Letzten Endes hat der Toyota-Pilot die Monza-Rallye mit 13,9 Sekunden Vorsprung auf Hyundai-Pilot Ott Tänak gewonnen, den er als Weltmeister ablöst.

Nach der Samstagsetappe hatte Ogier das Klassement der Rallye mit 17,8 Sekunden Vorsprung auf Dani Sordo (Hyundai) angeführt. Am Sonntagmorgen bei Sonnenaufgang startete der Franzose auf WP14 direkt mit Bestzeit in den Schlusstag. Auf WP15 ließ er es mit der viertschnellsten Zeit bei Bestzeit für Sordo etwas ruhiger angehen.

Was folgte, war die Powerstage (WP16). Vom Layout her war WP16 eine Wiederholung von WP15 - nämlich 15 Kilometer Asphalt und Schlamm quer durch den Königlichen Park von Monza.

Während sich Toyota-Youngster Takamoto Katsuta die letzte WP-Bestzeit des Jahres holte und Tänak mit der zweitschnellsten Zeit noch Sordo abfing, blieb Ogier zwar ohne Bonuspunkte. Weil aber der nach seinem Crash vom Samstag unter Rally2-Regeln zurückgekehrte Evans mit der drittschnellsten Zeit nur drei Bonuspunkte aus der Rallye mitgenommen hat, ist Ogier der Weltmeister 2020.

Fahrertitel für Ogier - Herstellertitel für Hyundai

"Ich bin recht glücklich. Es war ein schwieriges Wochenende und die letzte Prüfung hat keinen Spaß gemacht", bekennt Ogier und fügt hinzu: "Für Elfyn tut es mir leid. Wir hatten in dieser Saison viel Spaß und ich bin überzeugt, dass das auch nächstes Jahr so sein wird." Entgegen seines ursprünglichen Plans ist Ogiers WRC-Karriere jetzt am Saisonende 2020 noch nicht zu Ende. Der nun siebenmalige Champion fährt auch 2021 für Toyota.

Mit dem 2020er-Titel ist Sebastien Ogier nun mit drei unterschiedlichen Herstellern Weltmeister geworden. Das hat vor dem Franzosen in der Geschichte der Rallye-WM nur einer geschafft. Juha Kankkunen holte den Titel 1986 für Peugeot, 1987 und 1991 jeweils für Lancia und 1993 schließlich für Toyota. Ogier wiederum wurde 2013 bis 2016 viermal hintereinander Weltmeister für Volkswagen, 2017 und 2018 jeweils für M-Sport am Steuer eines Ford und 2020 nun für Toyota.

Während der Fahrertitel von einem Toyota-Piloten eingefahren wurde, geht der Herstellertitel in der WRC-Saison 2020 an Hyundai. Nachdem man mit sieben Punkten Vorsprung auf Toyota in die Rallye gegangen war, waren es am Ende fünf Punkte, die für den koreanischen Hersteller, dessen WRC-Team in Deutschland ansässig ist, zum zweiten Markentitel in Folge in der Rallye-WM reichten.


Fotostrecke: Alle Rallye-Weltmeister seit 1979

Aus Vierkampf um den Titel wurde Zweikampf

In der Fahrerwertung hatten vor dem Start der Monza-Rallye am Donnerstagabend noch vier Fahrer mit ihren jeweiligem Beifahrer die rechnerische Chance, den WRC-Titel 2020 zu erringen.

Toyota-Pilot Elfyn Evans ging mit 14 Punkten Vorsprung als Tabellenführer in das Saisonfinale. Der Waliser hätte mit Beifahrer Scott Martin "nur" Vierter werden müssen, um seinen ersten WRC-Titel auf jeden Fall unter Dach und Fach zu bringen.

Mit seinem Crash auf WP11, einer der von Schnee gekennzeichneten Gebirgsprüfungen am Samstag, machte Evans den Titelkampf aber unfreiwillig spannend. Am Sonntag griff er unter Rally2-Regularien wieder ins Geschehen ein, um zumindest noch für die Bonuspunkte auf der Powerstage in Frage zu kommen. Dort wurden es letzten Endes nur deren drei - zu wenig beim gleichzeitigen Sieg für Ogier.

Elfyn Evans

Für Elfyn Evans war dieser Abflug am Samstag der Anfang vom Ende Zoom

Hyundai-Pilot Thierry Neuville, der mit Beifahrer Nicolas Gilsoul mit 24 Punkten Rückstand auf die Tabellenführer ins Finale gestartet war, hatte seine letzte Titelhoffnung schon früh begraben müssen. Auf WP4 erwischte der Belgier mit seinem Hyundai i20 Coupé WRC am Freitag einen Betonblock in der Steilkurve des alten Monza-Ovals.

Mit Beschädigung vorn rechts kehrte Neuville im Gegensatz zu Evans auch am Sonntag nicht mehr in die Rallye zurück. Nach zuvor fünf Vizetiteln (2013, 2016, 2017, 2018, 2019) hat der Belgier die WRC-Saison diesmal auf dem vierten Gesamtrang abgeschlossen.

Thierry Neuville

Für Thierry Neuville bedeutete dieser Crash am Freitag das Aus Zoom

Neuvilles Hyundai-Teamkollege Ott Tänak, der mit Beifahrer Martin Järveoja die erfolgreiche Titelverteidigung verpasst hat, kann sich zumindest über P2 beim Saisonfinale freuen. Damit hat er seinen Teamkollegen Neuville im Kampf um den dritten WM-Rang noch abgefangen.

Die erfolgreiche Titelverteidigung hätte Tänak nur geschafft, wenn bei der Monza-Rallye Evans, Ogier und Neuville allesamt große Schwierigkeiten gehabt hätten und er selbst die Rallye gewonnen hätte.

Der Vollständigkeit halber: Im Ergebnis der Monza-Rallye wurden hinter Ogier, Tänak und Sordo die Plätze vier und fünf von Esapekka Lappi (M-Sport-Ford) und Kalle Rovanperä (Toyota) belegt. Lappi, der die Rallye zwischenzeitlich angeführt hatte, teilte mit, dass es für ihn der vorerst letzte WRC-Einsatz war.

WRC2-Titel für Mads Östberg

Den Titel in der WRC2-Wertung sicherte sich Mads Östberg mit Beifahrer Torstein Eriksen im Citroen DS3 R5 vor Pontus Tidemand und Patrick Barth (Skoda). In dieser Reihenfolge ging auch die Rallye in dieser Klasse zu Ende. Tidemand ereilte auf der Powerstage ein später Reifenschaden. Zu diesem Zeitpunkt lag er aber schon hinter Östberg. "Wir haben den Titel als die Underdogs gewonnen und haben das Auto über das Jahr hinweg entwickelt", freut sich Östberg und stellt den "unglaublichen Job" des Teams PH Sport als ausschlaggebend heraus.

In der WRC3-Wertung freuen sich Jari Huttunen und Beifahrer Mikko Lukka (Hyundai i20 R5) über den Titelgewinn. "Das ist ein unglaubliches Gefühl. Vielen Dank an mein Team und die Sponsoren sowie alle, die mir geholfen haben. Ich bin einfach nur überglücklich. Mehr kann ich gar nicht sagen", so Huttunen. Derweil ging der WRC3-Klassensieg beim Saisonfinale an Andreas Mikkelsen (Skoda) mit P6 im Gesamtergebnis der Rallye.

Mads Ostberg

Im Citroen C3 R5 fuhr Mads Östberg zu Sieg und Titel in der WRC2-Wertung Zoom

Und in der Juniorenwertung (J-WRC) ist Tom Kristensson mit Beifahrer Joakim Sjöberg (Ford Fiesta) der neue Titelträger, nachdem man die Rallye in dieser Wertung gewonnen hat. "Das ist ganz sicher der beste Tag meines Lebens", jubelt Kristensson.

Übrigens: In den vergangenen Jahren, als die Monza-Rallye nicht zur WRC-Saison zählte, gab sich Valentino Rossi regelmäßig ein Stelldichein. Mehr noch: Mit sieben Siegen ist der MotoGP-Star sogar der Rekordsieger dieser Rallye. In diesem Jahr war Rossi nicht am Start, dafür aber einer seiner Schützlinge aus der VR46-Akademie: Der aktuelle MotoGP-Vizechampion Franco Morbidelli fuhr einen Hyundai i20 R5 und sammelte seine ersten WRC-Erfahrungen.

Nun, da die WRC-Saison 2020 mehr als zehn Monate nach dem Auftakt zu Ende gegangen ist, ist es bis zum Beginn der neuen Saison gar nicht mehr lange hin. Die traditionsreiche Rallye Monte Carlo steht als Saisonauftakt für 21. bis 24. Januar im WRC-Kalender 2021.