WRC Rallye Monte-Carlo 2022: Sebastien Loeb siegt nach Ogiers Reifendrama!

Ein Reifenschaden bringt Sebastien Ogier um den neunten Sieg bei der Rallye Monte-Carlo: Rückkehrer Sebastien Loeb staubt WRC-Sieg Nummer 80 ab

(Motorsport-Total.com) - Sebastien Loeb (Ford) hat bei seiner Rückkehr in die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) nach einem dramatischen Finale die Rallye Monte-Carlo 2022 gewonnen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Loeb im Ford Puma Rally1 bei der Rallye Monte-Carlo 2022

Sebastien Loeb gewann zum 80. Mal einen Lauf der Rallye-WM Zoom

In einem spannenden Duell zweier WRC-Legenden setzte sich der neunmalige Weltmeister gegen seinen Namensvetter, den achtmaligen Champion Sebastien Ogier (Toyota) durch und ist damit erster Sieger der Rally1-Hybrid-Ära der WRC. Dritter wurde Loebs M-Sport-Teamkollege Craig Breen.

Nach einem packenden Schlagabtausch der beiden Sebs über fast die gesamte Rallye sah Ogier am Sonntag schon wie der sichere Sieger aus. Vor der vorletzten Wertungsprüfung (WP) hatte Ogier 24,6 Sekunden Vorsprung auf Loeb. Doch dann fing sich Ogier einen Reifenschaden vorne links ein und verlor auf bei der vorletzten WP 34,1 Sekunden auf Loeb. Den Rückstand von 9,5 Sekunden holte Ogier bei der Powerstage nicht mehr auf.


Rallye Monte Carlo 2022: Sebastien Loeb triumphiert

Sebastien Loeb schreibt WRC-Geschichte mit einem unglaublichen Sieg bei der Rallye Monte Carlo 2022! Weitere Rallye-Videos

Im Ziel trennten beide nach einer 10-Sekunden-Zeitstrafe für Ogier wegen eines Frühstarts in die Powerstage 10,5 Sekunden. Breen hatte mit einem Rückstand von 1:39,8 Minuten mit dem Kampf um die ersten beiden Plätze nichts mehr zu tun. Vierter wurde Kalle Rovanperä (Toyota) vor Gus Greensmith (Ford) und Thierry Neuville im einzig verbliebenen Hyundai.

Gesamt-Siebter und Sieger der WRC2-Wertung wurde Andreas Mikkelsen (Skoda). Rang acht ging mit Erik Cais (Ford) an einen weiterern WRC2-Pilotn. Takamoto Katsuta (Toyota) und Nikolai Gryasin (Skoda) komplettierten die Top 10.


Fotostrecke: Top 10: Die erfolgreichsten WRC-Fahrer

Für Loeb, der zuletzt im September 2020 in der WRC gestartet war und der aufgrund seiner Teilnahme an der Rallye Dakar nur wenig Vorbereitungszeit auf seinen ersten Start für M-Sport hatte, war es der 80. Sieg in der Rallye-WM - aber der erste mit seiner neuen Beifahrern Isabelle Galmiche.

"Ich bin sehr glücklich. Ich hatte mir im Vorfeld nicht viel erwartet. Es war ein großer Kampf", sagt Loeb, der das Potenzial der gut aussortierten Ford Puma Rally1 gut ausnutzen konnte. Mit insgesamt fünf WP-Siegen zeigte der 47-Jährige eindrucksvoll, dass er immer noch in Topform ist. Ob Loeb im Laufe der WRC-Saison 2022 noch weitere Rallyes bestreiten wird, steht allerdings noch nicht fest.

Plattfuß bringt Sebastien Ogier im den Sieg

Ogier, der ebenfalls nur einzelne Rallyes in dieser Saison bestreiten wird und bisher auch für keinen weiteren Lauf bestätigt ist, ärgerte sich über den unglücklich verpassten neunen Sieg bei der Rallye Monte-Carlo. Vielmehr muss er sich den Titel des "Monte-Masters" nun mit Loeb teilen, der mit seinem achten Triumph mit seinem Landsmann gleich zog.

"Ich gehe erhobenen Hauptes", sagt Ogier. "Ich habe an diesem Wochenende meinen Job gemacht, und so ist es nun mal. Glückwunsch an das Team, es war ein gutes Wochenende für das erste Mal mit dem Hybrid."

Sebastien Ogier im Toyota GR Yaris Rally1 bei der Rallye Monte-Carlo 2022

Sebastien Ogier lag bis kurz vor Schluss auf Kurs zu "Monte"-Sieg Nummer neun Zoom

Im Schatten des Duells der beiden Sebs war Breen ein heimlicher Gewinner. Denn von allen Piloten, die die komplette Saison 2022 bestreiten werden, erzielte er das beste Resultat und fuhr zum siebten Mal in seiner WRC-Karriere auf das Podium.

Craig Breen der heimliche Sieger

"Es ist ein unglaubliches Gefühl. Dies ist das Ergebnis von 18 Monaten unglaublich harter Arbeit einer Gruppe von Leuten, die sich durch ganz Covid gearbeitet haben, und das ist es alles wert, denn dies ist eine absolut erstaunliche Maschine", sagt Breen.

Auch Abseits des Reifendramas von Ogier erlebte Toyota eine Rallye mit Licht und Schatten. Rovanperä wurde am Donnerstag durch technische Probleme an seinem Auto zurückgeworfen, kämpfte sich aber unter anderem mit zwei WP-Siegen am Samstagnachmittag zurück, landete am Ende auf einem guten vierten Rang und gewann die Powerstage.

Enttäuscht war hingegen Elfyn Evans. Der Brite war lange Zeit der erste Verfolger der beiden Sebs an der Spitze, bis ihn am Samstag bei der elften WP ein laut eigener Aussage "plumper" Fehler unterlief. In einer Rechtskurve rutschte Evans von der Straße und blieb mit seinem Auto an einem Abhang hängen. Erst nach über 20 Minuten konnte er das Auto mit Hilfe von Zuschauern befreien.


Rallye Monte Carlo 2022: Highlights Samstagnachmittag

Bei der Rallye Monte Carlo fiel am Samstagvormittag eine Vorentscheidung im Kampf um den Sieg. Weitere Rallye-Videos

Beim zweiten Durchgang der WP "Saint-Geniez - Thoard" vergab am Samstagnachmittag Katsuta die Chance auf ein Top-5-Resultat. Auf einem vereisten Abschnitt rutschte der Toyota-Junior von der Straße. Auch hier mussten Zuschauer Hand anlegen, um das Auto wieder auf die Straße zu ziehen.

Greensmith unterstrich mit Gesamtrang fünf die gute Performance des Ford Puma Hybrid Rally1. Besonderen Grund zur Freude hatte der 25-jährige Brite am Freitag, als er am Nachmittag bei der siebten WP erstmals eine Wertungsprüfung in der WRC gewann. Am Samstag verlor er dann durch einen Reifenschaden bei der elften WP mehr als eineinhalb Minuten.

Einziger Ausfall im Lager von M-Sport war Adrien Fourmaux, der am Freitag für den ersten heftigen Unfall der Rally1-Ära sorgte. Bei der dritten WP streifte der Franzose an der Innenseite einer Rechtskurve die Böschung. Dort wurde sein Auto ausgehebelt, überschlug sich über die Leitplanke und rollte mehr als 20 Meter einen Abhang hinab. Fourmaux und Beifahrer Alexandre Coria entstiegen dem Wrack aus eigener Kraft und unverletzt.

Hyundai erlebt ein Debakel

Hyundai erlebte eine Rallye zu vergessen, die mit gerade einmal 13 Punkten in der Herstellerwertung endete. Der Entwicklungsrückstand, nach einer spät erteilten Vorstandsentscheidung zur Fortsetzung des WRC-Programms hatte Hyundai als letzter der drei Hersteller mit der Arbeit am Rally1-Auto begonnen, war der Mannschaft aus Alzenau deutlich anzumerken.

Thierry Neuville im Hyundai i20 N Rally1 bei der Rallye Monte-Carlo 2022

Hyundai erlebte einen schwierigen Start in die WRC-Saison 2022 Zoom

An allen drei Hyundai i20 N Rally1 traten mehr oder weniger große technische Probleme auf. Neuville klagte schon am Freitag über das Fahrverhalten seines Autos. "Es ist ein Alptraum. Ich hatte beim Fahren noch nie so viel Angst", sagte der Belgier. Am Samstag brach dann der rechte vordere Stoßdämpfer des Autos. Nach einer notdürftigen Reparatur konnte Neuville nur mit gebremsten Tempo weiterfahren, mehr als Platz sechs war so am Ende nicht möglich.

Seine beiden Teamkollegen kamen nicht ins Ziel. Ott Tänak musste seinen Hyundai am Samstag abstellen. Der Este war bei der 13. WP von der Straße gerutscht und mit der Front in eine Böschung eingeschlagen. Dabei wurde der Kühler beschädigt, woraufhin der Motor überhitzte und eine Weiterfahrt unmöglich war.


Fotos: WRC 2022: Rallye Monte-Carlo


Beim Fahrzug von Oliver Solberg drangen am Freitag und Samstag Abgase ins Fahrzeuginnere, was beim Sohn von Petter Solberg und Beifahrer Elliott Edmondson Konzentrationsstörungen, Sehproblemen und Schwindel auslöste, die am Samstag bei der zehnten WP einen Abflug zur Folge hatten. Da sich Solberg und sein Beifahrer am Sonntag körperlich nicht wohl fühlten, entschieden sie in Absprache mit dem Team, die Rallye nach der 14. WP aufzugeben.

Weiter geht es mit der WRC-Saison 2022 vom 24. bis 27. Februar mit der Rallye Schweden, der einzigen Winterrallye im Kalender.