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WRC-Fahrer fordern FIA-Präsident zu "dringender Lösung" bei Fluchverbot auf
Den WRC-Fahrern und -Beifahrern platzt die Hutschnur: Nach der Strafe gegen Adrien Fourmaux fordern sie die FIA geschlossen zum Handeln auf
(Motorsport-Total.com) - Die Fahrer und Beifahrer der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) haben sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen die vom Automobil-Weltverband FIA verhängten Strafen wegen der Verwendung "unangemessener Sprache" ausgesprochen.

© FIA
Die WRC-Piloten fordern von FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem Dialogbereitschaft Zoom
Hintergrund der Proteste ist eine Strafe gegen Hyundai-Pilot Adrien Fourmaux, der nach einem TV-Interview am Ende der Rallye Schweden mit einer Geldstrafe von 10.000 Euro sowie weiteren 20.000 Euro auf Bewährung belegt wurde. Fourmaux hatte während des Interviews rückblickend auf einen Fehler bei der elften Wertungsprüfung die Worte "We fucked up yesterday" verwendet, was auf Deutsch sinngemäß "Wir haben es gestern verbockt", bedeutet.
Die Sportkommissare der FIA sahen darin einen Verstoß gegen Artikel 12.2.1.l des Internationalen Sportkodex von 2025, der den Gebrauch unangemessener Sprache untersagt. Fourmaux war der erste Fahrer, der unter dieser neuen FIA-Regel sanktioniert wurde.
Fahrerallianz fordert Klarheit und Transparenz
Die Proteste der WRC-Fahrer schließen sich ähnlichen Aktionen in der Formel 1 an. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Fahrervereinigung GPDA eine Stellungnahme abgegeben, nachdem Max Verstappen wegen eines verbalen Ausrutschers in einer FIA-Pressekonferenz beim Großen Preis von Singapur zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden war.
Auch die Rallye-Weltmeister Sebastien Ogier und Ott Tänak hatten bei der Rallye Chile 2023 stillen Protest geleistet, indem sie ihre Medieninterviews auf ein Minimum beschränkten. Ogier war zuvor nach der Akropolis-Rallye Griechenland mit einer auf Bewährung ausgesetzten Strafe von 30.000 Euro für kritische Äußerungen gegenüber Offiziellen belegt worden.
Die WRC-Fahrerallianz (WoRDA) betont in ihrer Erklärung, dass sich die Fahrer "den Entscheidungen der Rennleitung unterwerfen" müssen und sich ihrer Verantwortung bewusst sind, den Sport zu fördern.

© Hyundai Motorsport
Adrien Fourmaux war das erste "Opfer" der neuen "Fluchregel" Zoom
Allerdings stellt WoRDA die "Schwere der Sanktionen für geringfügige, isolierte und unbeabsichtigte sprachliche Ausrutscher" infrage. Die Strafen hätten "ein inakzeptables Niveau erreicht".
Zudem fordert WoRDA mehr Transparenz bezüglich die Verwendung der verhängten Geldstrafen und bezeichnet diese als "übermäßig" und "unverhältnismäßig im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen und Budget im Rallyesport".
Die Erklärung der WoRDA im Wortlaut:
Die Rallyefahrer und Co-Piloten der WoRDA schließen sich ihren GPDA-Kollegen an und wollen ihre Meinung äußern um Klarheit zu schaffen und gemeinsam auf eine bessere Zukunft hinzuarbeiten.
Zunächst möchten wir betonen, dass sich - wie in jeder Sportart - die Teilnehmer den Entscheidungen der Rennleitung fügen müssen. Die Achtung dieses Prinzips steht außer Frage. Wir sind nicht alle hauptberufliche Profis, sind aber alle mit denselben extremen Bedingungen konfrontiert und teilen dieselbe unermüdliche Leidenschaft.
Ob in dichten Wäldern, auf vereisten Straßen mitten in der Nacht oder durch den Staub tückischer Schotterpisten - wir gehen bis an unsere Grenzen: gegen die Natur, gegen die Zeit und gegen uns selbst. Unsere Rolle geht jedoch über das Rennfahren hinaus. Heute sind Rallyefahrer und Co-Piloten nicht nur Athleten, sondern auch Entertainer, Content-Kreatoren und ständig in den Medien präsent.
Vom Smartphone der Fans bis zu den offiziellen WRC-Kameras wird von uns erwartet, jederzeit verfügbar zu sein - vor, während und nach dem Wettkampf, von früh morgens bis spät in die Nacht.
Die WoRDA hat stets unsere Verantwortung und unser Engagement anerkannt, in konstruktiver Weise mit allen Beteiligten, einschließlich des FIA-Präsidenten, zusammenzuarbeiten, um unseren herausragenden Sport zu fördern und weiterzuentwickeln.
In den vergangenen Monaten hat sich jedoch die Schärfe der Sanktionen für geringfügige, isolierte und unbeabsichtigte sprachliche Ausrutscher alarmierend verstärkt. Dies hat ein inakzeptables Niveau erreicht.
Wir sind der festen Überzeugung, dass:
- Umgangssprachliche Ausdrücke nicht mit echten Beleidigungen oder aggressivem Verhalten gleichgesetzt werden dürfen.
- Nicht-muttersprachliche Fahrer möglicherweise Begriffe verwenden oder wiederholen, ohne sich der vollständigen Bedeutung und Konnotation bewusst zu sein.
- Unmittelbar nach einem extremen Adrenalinschub keine perfekte und systematische Kontrolle über die eigenen Emotionen zu erwarten ist.
Der Rallyesport ist extrem: Das Risiko für Athleten, die Intensität der Konzentration, die Länge der Tage - in allen Bereichen werden Grenzen überschritten. Unter diesen Umständen stellen wir die Relevanz und Gültigkeit jeglicher Strafen in Frage. Darüber hinaus sind die exorbitanten Geldbußen völlig unverhältnismäßig im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen und Budget im Rallyesport.
Wir sind zudem besorgt über die öffentliche Wahrnehmung dieser hohen Summen, die den Eindruck erwecken, dass Geld in diesem Sport keine Rolle spiele.
Dies wirft auch eine grundlegende Frage auf: Wohin fließen die Gelder aus diesen Strafen? Die mangelnde Transparenz verstärkt die Bedenken und untergräbt das Vertrauen in das System. Sicherlich überwiegen die negativen Eindrücke über diese Sanktionen den Einfluss eines sprachlichen Ausrutschers bei weitem.
Wir fordern eine direkte Kommunikation und einen Dialog zwischen dem FIA-Präsidenten und den WoRDA-Mitgliedern, um eine einvernehmliche und dringende Lösung zu finden.
Im sportlichen Geiste, die Rallyefahrer und Co-Piloten der WoRDA:
Sebastien Ogier, Kalle Rovanperä, Ott Tänak, Thierry Neuville, Martijn Wydaeghe, Jonne Halttunen, Martin Jarveoja, Vincent Landais, Adrien Fourmaux, Alexandre Coria, Elfyn Evans, Scott Martin, Gregoire Munster, Louis Louka, Takamoto Katsuta, Aaron Johnston, Martins Sesks, Francis Renars, Sami Pajari, Marko Salminen, Josh McErlean, Eoin Treacy, Candido Carrera, Gus Greensmith, Jonas Andersson, Yohan Rossel, Arnaud Dunand, Oliver Solberg, Elliott Edmondson, Leo Rossel, Guillaume Mercoiret, Dani Sordo, Julien Ingrassia.


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