Stohl im Kreuzverhör
Manfred Stohl spricht über Suzukis WRC-Projekt, seine immer noch offene Zukunft, die schwierige Situation in Österreich, und die kommenden Rallyes.
(Motorsport-Total.com) - Nachdem ihm vergangenes Jahr mit WM-Rang vier der Durchbruch gelang, ist die Saison 2007 bislang hinter den Erwartungen von Manfred Stohl zurück geblieben. Die schwierige Saison sorgt dafür, dass er vertragsmäßig in der Luft hängt - doch Stohl wäre nicht Stohl, wenn er kampflos aufgeben würde. Eine Chance wittert der Österreicher bei Suzuki.

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Manfred Stohl weiß noch nicht, wie sein weiterer Weg aussehen wird
Doch bislang hat sich da noch nichts konkret ergeben, wie der 35-Jährige gegenüber 'motorline.cc' erklärt: "Es hat sich seit Korsika nichts geändert. Suzuki hat derzeit noch sehr viele Probleme mit dem eigenen Projekt, das einmal alles unter Dach und Fach zu bekommen, die ganze Logistik in den Griff zu bekommen. So ein WRC-Einstieg bedeutet viel Arbeit für so eine Firma. Und ich glaube, dass Suzuki zurzeit noch andere Probleme hat als die Fahrerentscheidung."#w1#
"Ein WRC-Auto zu bauen ist sehr schwierig", schildert der Österreicher Suzukis Probleme. "Es gibt Leute, die sagen, ein WRC wäre schwieriger zu bauen als ein Formel 1-Auto. Gut, das kann ich nicht kommentieren und will ich auch nicht kommentieren, aber Fakt ist: Wenn ein neuer Hersteller in die WRC kommt und von Top 3-Platzierungen spricht, dann meine ich, dass dies schwer überzogen ist - außer er war schon einmal in der WRC, so wie das bei anderen Herstellern der Fall war. Aber es ist schön, dass ein neuer Hersteller kommt und ich denke, Suzuki wird seinen Weg gehen und für mich war das Ergebnis auf Korsika okay. Das Ergebnis war so, wie ich es erwartet habe."
Auf die Frage, ob in nächster Zeit nach der Wales-Rallye mit dem SX 4 WRC Testfahrten mit dem SX 4 WRC gemacht werden und dabei mögliche Fahrer ins Auge gefasst werden, entgegnet Stohl: "Also es wurden ja bereits Testfahrten gemacht, mit verschiedenen Fahrern. Aber es ist durchaus möglich - ich kann es auch noch nicht abschätzen, wie Suzuki deren Strategie entwickelt. Ich war gestern in Tokio auf der Motorshow - auch dort wird am Suzuki-Stand der Rallyesport sehr hoch angeschrieben, da gab es viel Promotion. Aber wie sie ihre Fahrerentscheidung letztlich treffen werden, konnte auch ich nicht herausfinden."
Importeure zeigen zu wenig Einsatz
Eines der Probleme, die den Österreicher bei der Cockpitsuche bremsen, sei die mangelnde Unterstützung seiner landsmännischen Auto-Importeure: "Was viele immer unterschätzen und was in Österreich leider überhaupt nicht funktioniert, ist die verbale Unterstützung der Importeure. Die Importeure glauben immer, sie brauchen Geld, um etwas zu bewegen. Aber wir wissen heute, dass Importeure, die ein gutes Geschäft machen, die ihre Arbeit gut machen, auch ihre Wünsche deponieren können und dass diese auch erhört werden."
"Du brauchst die österreichische Wirtschaft, du brauchst die Importeure, die Automobilzulieferanten - und wir haben genug davon in Österreich", fährt Stohl fort. "Du musst einfach mit den richtigen Partnern das Richtige bewegen. Und wenn ich von Bewegen rede, dann rede ich nicht von Geld. Dann rede ich auch von anderen Dingen."
"Aber es gibt halt einfach andere Interessen und das muss man auch zur Kenntnis nehmen. Dass eben nicht jeder Importeur sich dafür einsetzen will oder er sagt: 'Der Rallyesport ist nicht so mein Ding.' Aber: Man hört das ja nicht - man hört von den Importeuren immer: 'Ja, das ist super, machen wir was.' Aber auf der anderen Seite machen wir nichts", beklagt Stohl mangelnden Einsatz.
Zu wenig Leute würden ihrem Wort folgen: "Wenn ein Importeur oder Autozulieferer dir klar sagt, dass er Rallyesport nicht machen möchte, dann ist das gut - weil dann weißt du, dass du dort nicht mehr hingehen brauchst. Aber wenn einer sagt 'Ja, toll, das klingt super, ich schaue mir das einmal an' und er gibt dir dann aber nie eine klare Antwort, dann macht er dir das Leben nur noch viel schwerer."
Rücktritt ausgeschlossen
Ford ist auch keine wirkliche Option für den Österreicher - natürlich nicht sportlicher, eher finanzieller Natur: "Ich glaube nicht, dass Ford Österreich ein Budget hat, um den Manfred Stohl bei Ford M-Sport einzukaufen. Und Ford kann es sich leisten, von den Fahrern Geld zu verlangen - weil sie momentan ein Topauto haben. Aber es würde mich freuen, nach 2002 wieder mit Ford zusammenzuarbeiten. Aber es ist nicht leicht."
Doch an Rücktritt wie sein guter Freund Alex Wurz denkt der Österreicher noch lange nicht - den Rückzug vom Rennsport des Formel-1-Stars versteht Stohl überhaupt nicht: "Ich kann auch gar nicht verstehen, dass er seinen Rücktritt erklärt hat. Aber ich sage einmal: Was er gesagt hat, dass er Kinder haben möchte, sich mehr um die Familie kümmern möchte - das klingt auch für mich sehr interessant. Aber Rücktritt gebe ich sicherlich noch keinen bekannt. Selbst wenn ich 2008 in keinem Rallyeauto sitzen sollte, werde ich ganz sicher nicht meinen Rücktritt bekannt geben."
Natürlich gehört es bei Gesprächen einfach dazu, dass man sich nach den Ausblick auf die kommenden Rennen erkundigt. Wie schätzt Stohl seine Chancen ein? Der 35-Jährige gibt die Antwort - keine besonders guten Aussichten: "Irland wird ganz sicher sehr schwierig - mit dem Peugeot wäre das genau meine Rallye, aber wenn man den Erzählungen Glauben schenken kann, dann wird das eine sehr schwierige Rallye. Schneller Asphalt, eng, wellig - all das, was mir mit dem Xsara nicht liegt."

