SS6/SS11: Latvala führt knapp vor Solberg

Jari-Matti Latvala hat in Finnland das Zepter bei Ford übernommen und geht als Führender in den entscheidenden Tag - Petter Solberg der schärfste Verfolger

(Motorsport-Total.com) - Der erste lange Tag in Finnland hatte einige Dramen zu bieten. Speziell beim Ford-Team herrschte Licht und Schatten. Mikko Hirvonen schied am Vormittag in Führung liegend nach einem spektakulären Überschlag aus. Am Nachmittag lastete der Druck auf seinem Teamkollegen Jari-Matti Latvala, der prompt drei Sonderprüfungen für sich entschied und als Erster in den entscheidenden Tag starten wird. Citroën liegt in Schlagdistanz, hat aber bereits einen kleinen Rückstand.

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala glänzt vor heimischen Fans mit einer starken Fahrt

Die beste Nachricht des Tages betrifft aber Hirvonen. Nach mehreren Überschlägen konnten er und sein Beifahrer Jarmo Lehtinen dem Wrack unverletzt entsteigen. In der folgenden Rechtskurve nach einem weiten Sprung hatte der Finne die Kontrolle über den Focus verloren. "Das Auto landete brav in der Mitte der Strasse, aber es war eine harte Landung", beschreibt Hirvonen.#w1#

"Es passierte alles so schnell, dass ich gar nichts tun konnte. Wir knallten geradeaus gegen eine Böschung und überschlugen uns dann für eine lange Zeit. Die Geschwindigkeit war nicht so hoch, aber ich war glücklich, als wir auf den Rädern zum Stehen kamen. So ein Unfall schreckt mich nicht", zeigt sich Hirvonen gegenüber 'Autosport' cool. "Wir haben einen guten Speed gezeigt und arbeiten in die richtige Richtung. Der Traum ist leider vorbei und es ist einfach nur enttäuschend."

Wie stark Hirvonen bis dahin unterwegs war unterstrich Sébastien Loeb. "Mikko ist wirklich geflogen heute. Er hätte ohne seinen Unfall über 30 Sekunden Vorsprung gehabt. Es wäre sehr schwierig gewesen ihn noch einzuholen. Die Rallye hat sehr gut für ihn ausgesehen", meint der Weltmeister. "So ist Sport eben manchmal."

In der Mittagspause hatte Ford-Teamchef Malcolm Wilson bereits unterstrichen, dass sie die Rallye gewinnen müssen. Gesagt und getan: Latvala erhöhte nach kleinen Änderungen an der Abstimmung sein Tempo und setzte in SS6 und SS7 die Bestzeit. Damit übernahm der Lokalmatador auch gleich die Führung von Petter Solberg. Bei den Verfolgern lief es dagegen nicht gut. Weltmeister Loeb fiel sogar bis auf Rang sechs zurück.

Noch schlimmer erwischte es Henning Solberg mit der österreichischen Copilotin Ilka Minor. Kurz nach dem Start zu SS7 verlor der Norweger die Kontrolle über seinen Ford und überschlug sich mehrere Male. Mit der Bestzeit auf der achten Wertungsprüfung meldete sich Loeb erstmals an der Spitze zurück. Damit schob er sich im Gesamtklassement an Citroën-Junior Dani Sordo vorbei auf Rang vier.

Loeb fährt neuen Rekord

Auf der neunten Prüfung untermauerte Latvala mit der schnellsten Zeit seine Siegambitionen, doch gleich darauf wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Loeb absolvierte die 15,52 Kilometer lange Myhinpaa-Etappe mit einem Schnitt von 133 km/h, was einen neuen Finnland-Rekord bedeutet. Der Franzose musste aufgrund seiner WM-Führung den ganzen Tag als Erster auf die Schotter-Pisten gehen und spielte damit den Straßenfeger. Mit Spannung wurde schließlich die letzte Prüfung erwartet, ob es wieder taktische Bremsmanöver geben wird.

Dazu kam es aber nicht. Solberg, der mit Absicht in der Loeb-Rekord-Prüfung vom Gas gegangen war, erzielte die Bestzeit, knapp vor dem Weltmeister und Latvala. Das Trio befand sich innerhalb von einer Sekunde, weshalb es keine Auswirkungen auf die Gesamtwertung gab. Damit muss der einzig verbliebene Ford den zweiten Tag an der Spitze beginnen und wird einen leichten Nachteil haben, wie man bei Loeb gesehen hat.

Eine sehr starke Vorstellung zeigte den ganzen Tag über Solberg mit seinem neuen Beifahrer Chris Patterson. Nachdem das Duo bereits in Bulgarien mit Rang drei ein erstes Erfolgserlebnis feiern konnten, kämpfen sie in Finnland um den Sieg mit. Bei nur 9,1 Sekunden Rückstand ist dem Norweger am entscheidenden Tag alles zuzutrauen.

Sébastien Loeb

Sébastien Loeb hatte mit Problemen an der Abstimmung zu kämpfen Zoom

Etwas abgeschlagen beendete das Citroën-Werksteam den Tag. Sébastien Ogier unterstrich mit Rang drei, dass seine Beförderung berechtigt war. Das Ziel für den jungen Franzosen lautete vor der Rallye, so viele Punkte wie möglich zu holen. Mit Rang drei und 21,8 Sekunden Rückstand liegt der Portugal-Sieger voll im Plan.

Loeb hingegen hatte einen schwierigen Tag. Am Vormittag kämpfte der Franzose mit starkem Untersteuern und zeigte sich sehr unzufrieden. Von Prüfung zu Prüfung steigerte sich der 36-Jährige und entschied noch zwei Wertungen für sich. Mit 32 Sekunden Rückstand und dem guten vierten Startplatz ist für Loeb aber noch einiges möglich.

Einzig Sordo kann mit den Top-4 noch mithalten. Dahinter ist bereits eine große Lücke entstanden. Matthew Wilson fehlen bereits über zweieinhalb Minuten auf Latvala. Um die restlichen Plätze wird es dann wieder spannend. Gaststarter Juha Kankkunen hatte seine Ziele vor der Rallye abgesteckt: Ein Platz in den Top-10 und vor Kimi Räikkönen das Ziel erreichen. Beides hat der vierfache Weltmeister bisher geschafft. Auf Rang sieben hat der 51-Jährige acht Sekunden Vorsprung auf den ehemaligen Formel-1-Star.

"Ich bin glücklich, es ist gut gelaufen", zieht Kankkunen Bilanz. "Es gab keine Fehler, nichts. Die Geschwindigkeit ist halbwegs da. Es fühlt sich schnell an, aber immer noch komfortabel. Ich weiß nicht, was mit Mikko passiert ist. Es ist sein liebster Sprung und es ist eine Sonderprüfung, wo er normalerweise keine Fehler macht."

Gesamtwertung nach 11 von 19 Sonderprüfungen (Top-10):

01. Jari-Matti Latvala (Ford) 1:10:30.7 Stunden
02. Petter Solberg (Citroën) +9,1 Sekunden
03. Sébastien Ogier (Citroën) +21,8
04. Sébastien Loeb (Citroën) +32,0
05. Dani Sordo (Citroën) +43,7
06. Matthew Wilson (Ford) +2:35,3 Minuten
07. Juha Kankkunen (Ford) +3:10,7
08. Kimi räikkönen (Citroën) +3:18,2
09. Mads Östberg (Subaru Impreza) +4:31,2
10. Per-Gunnar Andersson (?koda) +4:38,4