Rallye Spanien: Einmal neu in nur 75 Minuten

(Motorsport-Total.com) - Rallye-Mechaniker sind Arbeiten unter Zeitdruck gewohnt. Doch beim Service am Freitagabend der Rallye Spanien kommen sogar die routiniertesten Schrauber ins Schwitzen - sie müssen die Autos von Schotter- auf Asphalt-Konfiguration umbauen. Denn die Rallye Spanien wird als einziger WM-Lauf etwa zu einem Drittel auf Schotter und zu zwei Dritteln auf Asphalt ausgetragen. Deswegen ist die Servicepause auf 75 Minuten ausgedehnt, immerhin 30 Minuten mehr als sonst.

© Volkswagen

Die Volkswagen-Mechaniker erwartet in Spanien ein stressiger Freitagabend Zoom

Die Unterschiede zwischen Schotter- und Asphalt-Version eines World-Rally-Car (WRC) sind größer, als es auf den ersten Blick wirkt. Bei den Polo R WRC von Volkswagen beispielsweise werden insgesamt 1.348 Einzelteile in 13 Baugruppen gewechselt. Getauscht werden unter anderem die kompletten Achsen inklusive Stoßdämpfer, Federn und Antriebswellen, außerdem das Getriebe und die Differenziale.

Außerdem wurden auch die Bremsen getauscht. Unter die Asphalt-Räder mit 18 Zoll Durchmesser passen deutlich größere Scheiben mit wassergekühlten Bremssätteln als unter die 15-Zoll-Schotter-Räder. Anschließend ducken sich die Polo R WRC geradezu auf die Fahrbahn, denn auf dem Asphalt der Wertungsprüfungen von Samstag und Sonntag wird viel weniger Bodenfreiheit benötigt als auf den rauen Schotterpfaden des Freitags.

Am Auto direkt dürfen gleichzeitig maximal acht, durch farbige Armbinden gekennzeichnete Mechaniker arbeiten. Nicht unter dieses Kontingent fallen der Elektronikingenieur, der Daten ausliest, sowie der Physiotherapeut, der zum Beispiel Getränkeflaschen im Cockpit auffüllt. Alle anderen Mechaniker dürfen währenddessen nur im Hintergrund arbeiten. Sie reichen Werkzeug und Ersatzteile an, verstauen ausgebaute Komponenten oder bereiten benötigte Komponenten vor.

Um den Aufwand seitens der Servicemannschaft zu begrenzen, wird die abendliche Rundum-Pflege als sogenannter Flexi-Service durchgeführt. Das bedeutet, dass alle Autos eines Teams nacheinander abgefertigt werden. Wann sie ihre 75-Minuten-Schicht beginnen, können die Techniker von Volkswagen weitgehend selbst entscheiden. Anders als beim 30-minütigen Mittagsservice bleibt so beispielsweise genügend Zeit, die Autos abkühlen zu lassen.

Im Auge behalten müssen die jeweils zuständigen Renningenieure den bei Volkswagen über jedem Serviceplatz hängenden Bildschirm mit der aktuellen Tageszeit trotzdem. Spätestens um 23 Uhr müssen alle Autos in den Parc Ferme einfahren, in dem sie für die Nacht geparkt werden.