• 25.06.2014 14:30

  • von Dennis Hamann

Rallye Polen - Die große Unbekannte

Nach fünfjähriger Abstinenz startet die Rallye-Weltmeisterschaft wieder in Polen - Michelin bringt deswegen 1.300 Reifen mit

(Motorsport-Total.com) - Fünf Jahre ist es her, dass die Rallye-Weltmeisterschaft 2009 im rallyeverrückten Polen gastierte. Jetzt kehrt die Weltelite des Drift-Sports zurück auf die Schotterpisten unseres östlichen Nachbarlandes. Der siebte WM-Lauf ersetzt die legendäre Akropolis-Rallye und stellt das gesamte Fahrerfeld vor weitestgehend unbekannte Herausforderungen. Denn nur eine einzige Wertungsprüfung wird im selben Format gefahren wie vor fünf Jahren. Außerdem besucht die Rallye-WM erstmals Litauen, wo am kommenden Wochenende vier Prüfungen auf dem Zeitplan stehen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Sebastien Ogier will in Polen seinen Punktestand weiter aufstocken Zoom

Das WM-Teilnehmerfeld trifft in der Masurischen Seenplatte auf extrem schnelle Sandwege. Die vergleichsweise flache, malerische Landschaft im Nordosten Polens entstand während der Eiszeit und ist übersät mit tausenden Gewässern - neben den enorm hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten von voraussichtlich über 120 km/h eine weitere Gemeinsamkeit, die sich dieser WM-Lauf mit der Rallye Finnland teilt. Sebastien Ogier führt in seinem Volkswagen souverän die Rallye-WM an. Zum fünften Mal in Folge müssen sich die WM-Stars auf losem Geläuf beweisen.

"Diese Rallye wartet mit zwei verschiedenen Fahrbahnbelägen auf", erläutert Jacques Morelli, Leiter des Rallye-Programms bei Michelin. "Besonders anspruchsvoll dürften die Strecken in Litauen werden, denn dort verbergen sich unter einer dicken Sandschicht harte und spitze Steine. In Polen erwarten uns weniger aggressive, aber dafür umso schnellere Pisten, auf denen die Autos bis zu 200 km/h erreichen. Entsprechend wichtig sind da die Reifen, die leistungsstark und widerstandsfähig sein müssen. 40 Schotter-Reifen hält Michelin deswegen für jeden Teilnehmer der WRC-Top-Kategorie bereit.

Michelin bringt 1.300 Reifen nach Polen

16 Pneus mit der härteren H2-Laufflächenmischung und 24 Exemplare der weicheren S2-Variante. Vier zusätzliche S2-Pneus stehen den Teams ausschließlich für den Shakedown zur Verfügung, der offiziellen Testmöglichkeit vor der Rallye. Während sich der H2 speziell für höhere Temperaturen empfiehlt, bietet sich der S2 insbesondere für lockere oder auch regennasse Straßenbeläge an. Er stellt für die Teilnehmer auf den sandigen Pisten Polens vermutlich die erste Wahl dar, steht aber reglementsbedingt nicht in ausreichender Menge zur Verfügung.

Für optimale Unterstützung vor Ort schickt Michelin 14 Reifenexperten mit 1.300 Reifen nach Osteuropa. 350 davon stehen den zwölf Nachwuchsfahrern in der Junior-Weltmeisterschaft zur Verfügung. Die jungen Talente treten in Polen zu ihrem zweiten Saisonlauf an.


Fotostrecke: Ogiers Weg zum WM-Titel

24 schnelle Wertungsprüfungen

Der siebte WM-Lauf beginnt am kommenden Wochenende in Mikolajki, wo er auch am Sonntag nach 24 Wertungsprüfungen mit insgesamt 362,48 Kilometern Länge enden wird. Nur wenige Fahrer waren bereits vor fünf Jahren bei der bisher letzten WM-Rallye in Polen dabei. Allerdings sind in dieser Saison auch fast alle Wertungsprüfungen neu, wodurch alle Piloten ähnliche Voraussetzungen haben - einzig die spektakuläre Zuschauerprüfung in der Arena der 3.500-Seelen-Gemeinde Mikolajki wurde übernommen.

Der Freitag führt den Rallye-Tross am frühen Mittag ins benachbarte Litauen, wo zwei Wertungsprüfungen auf dem Zeitplan stehen, die jeweils zweimal gefahren werden. Um 22 Uhr geht es dann nochmal auf die 2,5 Kilometer lange Zuschauerprüfung. Am Samstag haben sie dann ein noch strafferes Programm vor sich - inklusive der längsten WP "Goldap", die sich über 35,17 Kilometer erstreckt. Die zweite Etappe hält zehn Wertungsprüfungen bereit, startet mit der "Chmielewo" und schließt in der Nacht wieder mit der Zuschauerprüfung in Mikolajki ab. Vier weitere WP komplettieren am Sonntag das Programm der Rallye Polen 2014.


Fotos: WRC: Rallye Italien, Sonntag


Im Mittelpunkt des Zuschauerinteresses steht natürlich Robert Kubica. Der ehemalige Formel 1-Pilot trifft in seinem Heimatland auf zahlreiche Motorsport-Fans. Zwei Mal in Folge konnte Kubica zuletzt Punkten und damit genügend Selbstvertrauen für das Gastspiel vor eigenem Publikum sammeln. Mit breiter Brust geht auch VW die Rallye in Zentraleuropa an: Das deutsche Werksteam liegt mit Ogier und Jari-Matti Latvala souverän an der WM-Tabellenspitze. Weltmeister Ogier führt mit 33 Punkten Vorsprung auf den Teamkollegen die Fahrerwertung an.